„Slawisches Epos“ von Alfons Mucha soll definitiv Moravský Krumlov verlassen
Es ist eine „unendliche Geschichte“, die sich um die Suche nach einem geeigneten Standort für den großformatigen Gemäldezyklus „Slawisches Epos“ des weltweit bekannten Malers Alfons Mucha rankt. Am Dienstag haben sich die Prager Rathauspolitiker wieder einmal mit dem weiteren Schicksal der insgesamt 20 Bilder mit Szenen aus der Geschichte der Slawen befasst. Und es wurde folgendes entschieden: Das Slawische Epos wird nicht nach Japan verborgt und es soll spätestens im September aus Moravský Krumlov in den Prager Messepalast übersiedeln. Wahrscheinlich aber nur provisorisch.
Das „Slawische Epos“ sollte schon längst in Prag sein. Alfons Mucha hat nämlich seinen Bilderzyklus speziell für Prag gemalt und ihn für eine symbolische Krone an die Hauptstadt vermacht. Jedoch unter einer Bedingung, die Prag bis heute nicht erfüllt hat. Sein Wunsch war es, für die 20 Gemälde im Format von rund sechs mal acht Meter ein entsprechendes Gebäude zu bauen.
Nun, die Bilder befinden sich seit bereits 47 Jahren im Schloss Moravský Krumlov / Mährisch Krumau, wo sie in zwei Sälen ausgestellt werden. Nach Meinung der Prager Stadtpolitiker geht es dort den Bildern nicht gut. Kulturreferent Ondřej Pecha sagte dazu am Dienstag:
„Wegen des schlechten Zustands, in dem sich das Schloss in Moravský Krumlov befindet, hat der Stadtrat empfohlen, Muchas Werk in einer möglichst kurzen Zeit nach Prag zu bringen.“
Für die einmaligen Bilder, die damals die unzureichende Lagerung in Prag zu zerstören drohte, bedeutete das Schloss in Moravský Krumlov seinerzeit die Rettung. Nun befindet es sich selbst in einem bedenklichen Zustand. Muchas Gemälde sind allerdings die Hauptattraktion der Stadt und ziehen Touristen an. Und so war die jüngste Nachricht aus Prag eine unangenehme Überraschung für den Bürgermeister von Moravský Krumlov, Jaroslav Mokrý. Für ihn ist der Prager Messepalast kein würdiger Ort für Muchas Gemälde. Der in London lebende Enkelsohn von Alfons Mucha, John, kann der vom Prager Stadtrat vorgeschlagenen Lösung ebenfalls nichts abgewinnen:„Meiner Meinung nach sollte man erst dann von einem Umzug sprechen, wenn bereits ein Haus als ständiger Standort für die Bilder gebaut wurde, und nicht bei so einer Schieberei.“
Der Kulturreferent Pecha betont in diesem Zusammenhang:
„Selbstverständlich werden wir auch mit den Erben über die Bilder verhandeln und selbstverständlich wollen wir dabei eine elementare Übereinstimmung erreichen.“Die diesjährige Sommersaison dürfte für das Slawische Epos in Moravský Krumlov auf jeden Fall die letzte sein. Im Juni läuft nämlich der Vertrag mit der Hauptstadt Prag aus und eine neuerliche Verlängerung ist unwahrscheinlich.