Mucha-Enkel fordert von Prag Herausgabe des „Slawischen Epos“

Slawisches Epos (Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag)

Seit Jahren wird darum gestritten, wo das monumentale „Slawische Epos“ von Alfons Mucha ausgestellt werden soll. Nun fordert der Enkel des Jugendstil-Malers den Bilderzyklus von Prag zurück. John Mucha beschuldigt die Stadt, die Schenkungsbedingungen, die sein Großvater gestellt hatte, nicht einzuhalten.

Slawisches Epos  (Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag)
Alfons Mucha schuf seinen aus 20 großformatigen Gemälden bestehenden Zyklus „Slawisches Epos“ in den Jahren 1911 bis 1928. Er schenkte es der Stadt Prag, unter der Bedingung, dass die Stadt eine Galerie dafür baue. Dazu ist es bis heute nicht gekommen. Zunächst war der Zyklus im Prager Messepalast zu sehen, dann blieb er lange Jahre unter Verschluss. 1963 bis 2012 waren die Bilder im Schloss von Moravský Krumlov / Mährisch Krumau ausgestellt. Seit 2012 hängen sie wieder im Prager Messepalast, doch dort läuft der Mietvertrag in diesem Jahr aus. Ab 2017 sollen die monumentalen Gemälde für zwei Jahre auf eine Tour durch Asien gehen.

John Mucha  (Foto: Miroslav Krupička)
Der Enkel von Maler Alfons Mucha hat Prag offiziell aufgefordert, den Zyklus an seine Familie herauszugeben. Ihm zufolge hat die Stadt die Schenkungsbedingung nicht eingehalten. Doch John Mucha hat vom Stadtrat für Kultur eine ablehnende Antwort erhalten, wie er gegenüber Radio Prag schildert:

„Der Stadtrat behauptet in der Tat, dass es sich um keinen Fall für die Gerichte handelt. Laut dem Rat hat Alfons nie konkretisiert, dass die Stadt Prag einen geeigneten Raum für das Werk bereitstellen soll. Das stimmt aber nicht. Ich würde ihm raten, das entsprechende Dokument zur Schenkung zu lesen. Ich denke, der Stadtrat wird dann verstehen, was das alles bedeutet.“

Slawisches Epos  (Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag)
Der Erbe droht nun mit einer gerichtlichen Klage gegen die Hauptstadt.

„Leider bereiten wir derzeit in Zusammenarbeit mit unseren Juristen eine formale Klage gegen die Stadt Prag vor. Wir wollen darin sagen, dass ich mich seit über zwanzig Jahren bemühe, das künstlerische Erbe meines Großvaters zu respektieren, zu pflegen und zugänglich zu machen. Zum Beispiel mittels des Mucha-Museums in Prag und mittels Ausstellungen. Was das Slawische Epos betrifft, werden wir uns darauf konzentrieren, dass es für Alfons Mucha klar war, dass Prag dafür etwas tun muss. Das Werk wurde der Hauptstadt geschenkt, aber es war auch ganz offensichtlich, dass Prag nur ein Instrument war, da es sich eigentlich um ein Geschenk an das Volk und an die Nation handelte.“

Slawisches Epos  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Mucha kritisiert auch die geplante Ausstellung der Werke in Japan, China und Südkorea:

„Das Konzept, das ‚Slawische Epos‘ beinahe zu einem Wanderzirkus zu machen, richtet sich gegen den Willen meines Großvaters. Er hätte sich so etwas sicher nie gewünscht. Ich denke – und es ist wohl nicht nur meine Ansicht –, dass das Slawische Epos ein außerordentliches und einzigartiges Werk ist. Ich würde es als ein künstlerisches Kronjuwel des tschechischen Volkes bezeichnen. Und ich bin nicht der Meinung, dass die Kronjuwelen auf Reisen gehen sollen. Wenn man sie sehen will, sollte man in die Tschechische Republik kommen.“