Slowakisches Theaterfestival in Prag: Beifall für Manon aus Bratislava

Manon Lescaut

Die lebendigen tschechisch-slowakischen Kulturbeziehungen aufrechtzuerhalten, das war von Anfang an das Ziel des Slowakischen Theaterfestivals, das zurzeit bereits zum 13. Mal in Prag über die Bühne geht. Das Prager Publikum hat dabei die Möglichkeit, eine Auswahl aus den besten slowakischen Inszenierungen des letzten Jahres zu sehen.

13 Jahre bedeuten schon etwas, und es hat sich in dieser Zeit herumgesprochen, dass wirklich gute slowakische Theaterensembles an diesem Festival in Prag teilnehmen, sagt Hana Heřmánková vom Prager Theater „Bez zábradlí“. Die Festivaldirektorin war dabei, als das Festival kurz nach der Teilung der Tschechoslowakei entstand. Das Theater „Bez zábradlí“ arbeitete von Anfang an mit den bekannten slowakischen Schauspielern Milan Lasica und Július Satinský und deren Bühne „Štúdio L+ S“ zusammen. Einen großen Erfolg feierte das Studio Anfang der 90er Jahre beim Prager Gastspiel mit einer Cyrano-Inszenierung:

„Damals kamen wir auf die Idee, dass es bestimmt gut wäre, slowakische Theaterensembles regelmäßig nach Prag zu bringen. Die Stadt Prag war damals auch daran interessiert. In dieser Zeit sanken aber die Zahlen der Theaterbesucher und man hat uns mit Misstrauen und Verwunderung beobachtet: Denn wir trauten uns nicht nur Theaterleute aus Bratislava, sondern auch Ensembles aus Martin oder aus Prešov nach Prag einzuladen. Wir gingen das Risiko ein, und ich erinnere mich bis heute daran, dass gleich der erste Festivaljahrgang ein Erfolg war. Alles war hoffungslos ausverkauft.“

Viele slowakische Bühnen hatten bei tschechischen Theaterfans schon immer einen guten Ruf. Zudem haben Zuschauergenerationen, die noch das Tschechoslowakische Fernsehen mit Sendungen in Tschechisch und Slowakisch erlebten, kein Problem damit, die Theaterstücke zu verstehen. Sind die Festivalbesucher eher ältere Nostalgiker, die sich an die Tschechoslowakei erinnern, oder kommen auch junge Theaterfans ins Theater „Bez zábradlí“?

Schriftsteller Michal Viewegh und Hana Heřmánková auf der Presskonferenz  (Foto: Autorin)
„Ich würde nicht sagen, dass keine jungen Menschen das Festival besuchen, denn im Publikum sind oft viele jüngere Zuschauer. Aber sie suchen sich bestimmte Stücke aus. Das junge Publikum kennt heutzutage die slowakischen Schauspieler oft aus den tschechischen Fernsehserien. Dies hilft uns als Festivalveranstaltern schon sehr. Denn es war dem nicht immer so. Meine Kinder kannten früher fast keine slowakischen Schauspieler, während wir sie aus den populären Montagsinszenierungen aus Bratislava aus dem Fernsehen noch gut kannten.“

Hana Heřmánková meint, dass es nicht schadet, wenn die jüngeren Leute nicht jedes slowakische Wort verstehen. Denn das Theater verfüge, so die Festivaldirektorin, auch über andere Ausdrucksmittel als nur die sprachlichen. Der große Erfolg der Eröffnungsvorstellung gibt den Veranstaltern Recht. Denn dem Slowakischen Nationaltheater hat auch das junge Publikum für seine Inszenierung von Vítězslav Nezvals „Manon Lescaut“ lange geklatscht.