Smetanas Oper Libuše
Die Oper Libuše von Bedřich Smetana hat vor 140 Jahren ihre Premiere gehabt. Dies ist Anlass genug, dieses Werk vorzustellen – zumal es eher selten aufgeführt wird.
Bedřich Smetana schrieb die Oper eigentlich für einen besonders feierlichen Anlass, nämlich die Krönung des Königs. Der österreichische Kaiser Franz Joseph I. wurde allerdings dann doch nicht böhmischer König. Deswegen fand die Premiere der Libuše bei einer anderen Feier statt: bei der Einweihung des Nationaltheaters in Prag am 11. Juni 1881. Sie wurde aber auch weitere Male gespielt. Zum Beispiel als das Theater nach einem Brand zum zweiten Mal eröffnet werden musste und bei besonderen Ereignissen wie der Unabhängigkeitserklärung der Tschechoslowakei zum Beispiel.
Ansonsten kommt diese Oper von Smetana selbst auf tschechischen Bühnen nur selten zur Aufführung und anderswo in der Welt praktisch überhaupt nicht. Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen wollte Smetana ausdrücklich nicht, dass die Libuše zu gängigem Bühnenrepertoire wird. Aber vor allem ist die Inszenierung des Stücks eine Herausforderung. Die Oper ist sehr statisch, es fehlt ihr eine dramatische Handlung. Sie ist ein sogenanntes Tableau – das sind drei bewegte Bilder aus dem Leben der mythischen Fürstin Libuše: der Erbstreit, die Hochzeit und das Orakel.
Die drei staatsmännischen Akte auf der Bühne werden von einer jubelnd-feierlichen Musik begleitet. Libušes Arie enthält aber auch zarte und liebliche Passagen. Die Fürstin wird also nicht nur als Herrscherin beschrieben, sondern auch als liebende Frau. In dieser Rolle haben nacheinander auch die besten tschechischen Sopranistinnen geglänzt wie Ema Destinnová, Marie Podvalová, Naděžda Kniplová, Gabriela Beňačková und Eva Urbanová.
Höhepunkt der Oper ist der dritte Akt mit der abschließenden Weissagung. Die Fürstin Libuše tritt hier nicht nur als wunderbare Herrscherin auf, die den Tschechen eine strahlende Zukunft vorhersagt. Vielmehr verkörpert sie Weiblichkeit und Mütterlichkeit sowie Sanftmut und ein friedliches Leben. Die ganze Oper besingt nicht Heldentum oder Kampfeslust, sondern stellt Freundlichkeit, Bescheidenheit, Weisheit und die Eintracht der Angehörigen einer Nation als Ideale heraus. Das Werk gipfelt im abschließenden Chorus „Český národ neskoná!“ – oder auf Deutsch: „Die tschechische Nation wird nicht untergehen!“