Sommerspiele in Peking: Tschechiens Politiker wollen sie nicht besuchen
Stellen Sie sich vor: Am 8. August werden die Olympischen Sommerspiele in Peking feierlich eröffnet, doch keiner geht hin! Klingt absurd. Wenn Sie aber tschechische Politiker danach befragen, ob sie einer entsprechenden Einladung folgen würden, dann lautet die Antwort meistens: Nein.
Das Tschechische Olympische Komitee (ČOV) hat schon jetzt mehrere Spitzenpolitiker Tschechiens offiziell eingeladen, an der Eröffnungsfeier der Sommerspiele in Peking teilzunehmen. Doch alle habend dankend abgelehnt. Staatspräsident Václav Klaus, der ein großer Sportfan ist, bereits Ende März. Allerdings nicht aus politischen Gründen. Er habe schon seit längerem geplant, zu diesem Zeitpunkt eine Hüftoperation durchführen zu lassen, teilte sein Sprecher Petr Hájek mit. Schulminister Ondřej Liška, dem auch das Ressort Sport unterstellt ist, äußerte dagegen klar und deutlich, dass ihm die chinesische Politik missfalle, besonders gegenüber Tibet. Senatschef Přemysl Sobotka wiederum erklärte, dass er mit seinem Fehlen weder die Spiele noch die Sportler herabwürdigen wolle. Aber China sei sehr weit entfernt und das Eröffnungszeremoniell werde gerade in Peking nicht sehr viel mit den Leistungen der Sportler gemein haben, so Sobotka. Premier Mirek Topolánek wiederum ließ sich noch ein kleines Hintertürchen offen:
„Ich gehe davon aus, dass ich nicht zu den Olympischen Spielen nach Peking reisen werde. Auf der anderen Seite erscheint es mir ein wenig verfrüht, das jetzt schon endgültig zu entscheiden. Wenn aber die internationale Gemeinschaft allgemein der Meinung ist, dass sie aus mehreren Gründen nicht am Eröffnungszeremoniell der Spiele teilnehmen wird, dann werde ich selbstverständlich auch nicht dorthin fliegen.“Die Absagen der Politiker bezeichnete der ČOV-Vorsitzende Milan Jirásek als pharisäisch. Auf der einen Seite betreiben sie eine umfangreiche Lobby für eine gute Zusammenarbeit mit China im Wirtschaftsbereich, auf der anderen Seite boykottieren sie die Olympischen Spiele in Peking, sagte er neulich. Gegenüber dem Tschechischen Rundfunk meinte er, dass man mit einer Geste der Ablehnung nicht die chinesischen Machthaber allein, sondern auch das dortige Volk treffe:
„Die Chinesen hatten stets das Gefühl, dass sie sehr schwach sind und sie daher auch jeder beleidigen oder verletzen konnte. Auch und vor allem, weil es ihnen jahrelang von der heimischen Propaganda erfolgreich eingetrichtert wurde. Jetzt aber haben sie Erfolge aufzuweisen, sie fühlen sich stark und lassen sich nicht mehr alles gefallen. Im Gegenteil: Sie wollen ihre Erfolge der Welt auch zeigen. Die Möglichkeit dazu bieten ihnen die Sommerspiele. Sie haben die Vorstellung, allen in Freundschaft ihre Hand entgegen zu strecken.“