Ärger zwischen Prag und Peking: Topolánek mit Tibet-Flagge am Revers
In zwei Wochen beginnen die Olympischen Sommerspiele. In Peking herrscht laut Medien-Berichten eine gewisse Anspannung, ob alles klappt, wie es sich die chinesische Führung vorstellt. In diese Situation ist vor kurzem der tschechische Premier Mirek Topolánek geplatzt. Er hatte bei einer Pressekonferenz zu seiner Fahrt zu den Spielen einen Stecker mit der tibetischen Flagge am Anzugrevers angebracht. Und das hat nun zu diplomatischen Verstimmungen zwischen Prag und Peking geführt.
„Ich habe die Bitte erhalten, unsere Sportler bei den Olympischen Spielen in Peking zu unterstützen. Ich möchte bei dieser Pressekonferenz sagen, dass ich der Bitte entsprechen werde. Ich glaube, dass jene, die die Tschechische Republik bei diesem größten Fest des Sportes repräsentieren werden und sich fünf Jahre lang darauf vorbereitet haben, es verdienen, dass ihr Regierungschef sie unterstützt. Deswegen habe ich die Einladung des tschechischen Olympischen Komitees angenommen.“
Zugleich betonte der Premier aber, dass dies nichts an seiner Meinung zu den Ereignissen in Tibet ändere. Mirek Topolánek will erst nach der Eröffnungsfeier aufbrechen, diese findet am 8. August statt. Anvisiert ist für die Reise der Termin vom 13. bis 18. August. Die wahre Brisanz lag jedoch nicht in den Worten, wie sich mittlerweile herausgestellt hat. Sie steckte viel mehr an Topoláneks Anzugrevers: Dort hatte der Premierminister nämlich einen kleinen Stecker mit der tibetischen Flagge angebracht. Zwar war der Stecker klein, doch in China wurde dies genau registriert. Das Land der Mitte hat nun offiziellen Protest eingereicht, wie am Freitag vergangener Woche bekannt wurde. Gegenüber dem Tschechischen Fernsehen sagte der Sprecher der chinesischen Botschaft in Prag, Qian Zhou:
„Tibet ist ein untrennbarer Teil von China. Auf der anderen Seite ist die tibetische Flagge das Symbol der so genannten tibetischen Exilregierung. Das heißt, das Hissen der Flagge bedeutet, seine Unterstützung für die Unabhängigkeit Tibets auszudrücken.“
Der tschechische Botschafter in Peking, Vítězslav Grepl, wurde deswegen ins chinesische Außenministerium zitiert. Denn trotz anders lautender Äußerungen soll die Reise des tschechischen Regierungschefs nämlich doch keine rein sportliche Angelegenheit werden, wie Grepl erläuterte:
„Ich bin vom Regierungsamt informiert worden, dass Premier Topolánek Interesse hat, sich mit Vertretern Chinas zu treffen.“
Hoch gestellte Vertreter Chinas werden aber nach dem Vorfall kaum Lust verspüren, sich mit Topolánek zu treffen, urteilt die tschechische Presse. Tschechien wurde um Erläuterung gebeten. Die Frage aus Peking lautet, ob sich die tschechische China-Politik geändert habe. Botschafter Grepl verneinte dies gegenüber chinesischen Vertretern:
„Ich habe betont, dass es Themen gibt, bei denen wir eine Übereinstimmung erst noch suchen und dass auf die Tibet-Frage in der Tschechischen Republik politisch empfindlich reagiert wird. Zugleich habe ich gesagt, dass nie auch nur ein tschechischer Politiker verbal die territoriale Integrität Chinas in Frage gestellt hat und wir als Land der Europäischen Union die Politik eines einheitlichen Chinas weiterführen.“