Sorgerechtsstreit in Norwegen: Tschechin erhält Unterstützung aus der Politik
Dieser Fall beschäftigt die tschechischen Medien schon länger. Es geht um eine vierköpfige Familie, die seit Jahren in Norwegen lebt. Wegen Verdacht auf Kindesmissbrauch wurden die Söhne den Eltern vor vier Jahren weggenommen und in Pflegefamilien untergebracht. Der Missbrauchsverdacht bestätigte sich nicht, dennoch durften die Kinder nicht zu ihren leiblichen Eltern zurück. Nun versuchen tschechische Abgeordnete die Mutter im Kampf um ihre Kinder zu unterstützen.
Im besten Fall sollen Denis und David jedoch gemeinsam mit der leiblichen Mutter nach Tschechien zurückkehren. Die Jungen leben derzeit bei zwei verschiedenen norwegischen Pflegefamilien. Auf Anraten des Kinderschutzamtes hat sich Eva Michaláková inzwischen von ihrem Mann scheiden lassen. Zu einem Erfolg hat das nicht geführt. Eine Beschwerde beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg wurde vergangenen Sommer ebenfalls abgewiesen. Die tschechische Delegation will nicht nur über rechtliche Schritte verhandeln:
„Außerdem werden wir natürlich über die Wünsche der Mutter sprechen, damit sie ihre Söhne öfter sehen kann. Letztes Jahr war das tatsächlich nur einmal möglich. Sie darf mit ihnen nicht tschechisch sprechen, und eine spontane Regung wie eine Umarmung ist verboten. Es ist ein sehr ungewöhnliches System, und soweit wir uns in Norwegen informieren konnten, ist auch ein Teil der Bevölkerung hierzulande nicht damit einverstanden.“Tatsächlich ist das System des „Barnevernet“ in Norwegen nicht unumstritten. Zu schnell würde das Amt für Kinderschutz die Familien auseinanderreißen, sagen die Kritiker. Zudem fehle es an Verständnis für kulturelle Unterschiede in der Erziehung. Eva Michaláková hat zugegeben, ihren Söhnen auch mal einen Klaps gegeben zu haben. In Tschechien ist das nicht strafbar, in Norwegen jedoch verboten. Der Fall Michaláková hat sich so oder so ähnlich auch schon in indischen und russischen Immigrantenfamilien abgespielt und für Konflikte mit Norwegen gesorgt.
In Tschechien schlagen die Emotionen mittlerweile hoch, weil die Medien sogar noch weitere Fälle von tschechischen Kindern ausfindig gemacht haben, die angeblich zu Unrecht in norwegischen Pflegefamilien leben müssen. Vor verfrühten Urteilen warnt hingegen Zdeněk Kapitán. Er ist der Leiter des Amtes für internationalen Rechtsschutz:„Mit Sicherheit hat das norwegische System viel größere Durchschlagskraft, es kann sehr viel schneller intervenieren und legt damit viel größeren Wert auf Prävention. Ich verstehe die Eltern sehr gut, die nun betroffen sind, denn der Staat hat auf sehr extreme Weise in ihr Leben eingegriffen. Doch jeder Fall hat immer noch weitere Seiten und versteckte Aspekte, die sich in den Medien nicht so leicht darstellen und vereinfachen lassen.“
Neben der parlamentarischen Delegation hat sich in Tschechien auch das Außenministerium für Eva Michaláková stark gemacht. Im Dezember wurde eine diplomatische Note nach Norwegen geschickt, zudem hat Außenminister Lubomír Zaorálek angekündigt, bald persönlich in der Sache verhandeln zu wollen.