Sozialprojekt: Obdachlose kündigen im Fernsehen das Wetter an

Foto: Tschechisches Fernsehen

Auch in Tschechien hat es bereits geschneit, und in den hiesigen Mittelgebirgen hält der Winter nach und nach Einzug. Die weiße Pracht erfreut vor allem Skiläufer wie Rodelfans - Schnee, Eis und Kälte bringen ansonsten wieder etliche Widrigkeiten mit sich. Ein kleine Gruppe von Bürgern trifft es besonders hart: die Obdachlosen. Einige von ihnen haben jedoch das Glück, dass sie sich dank eines internationalen Projekts zumindest das Nötigste selbst finanzieren können. Mitgestalter des Projekts ist das Tschechische Fernsehen.

Petr Bláha  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Das Tschechische Fernsehen (ČT) hat sich der internationalen Kampagne „Days of Hope“ angeschlossen, diese macht auf die Probleme der Obdachlosen und die Gefahr ihrer sozialen Ausgrenzung aufmerksam. Dazu räumt sie einem Quartett ohne Dach über dem Kopf die Möglichkeit ein, im Wochenend-Frühprogramm den Wetterbericht vorzutragen. Einer der vier Auserwählten ist Petr Bláha:

„Guten Morgen, die Temperatur ist etwas gestiegen - auf drei bis sechs Grad Celsius“– so begrüßte Bláha vom Prager Moldauufer aus unlängst die TV-Zuschauer. Später gab er indes zu, dass er vor seinem ersten Fernsehauftritt ziemlich nervös war. Doch seine neuen Kollegen hätten ihm einfühlsam geholfen, sich darauf vorzubereiten, sagt Bláha:

Foto: Barbora Kmentová
„Besonders geholfen hat mir das Theater DivaDNO. Die dortigen Angestellten haben mich gelehrt, wie man vor einem Publikum zu sprechen hat.“

Das DivaDNO ist ein Prager Obdachlosen-Theater, es gibt Bláha und weiteren Betroffenen ohne festen Wohnsitz die Chance, sich auch anderweitig zu verwirklichen. Den ersten Schritt auf diese neue Bühne machte er jedoch selbst:

„Als ich auf der Straße gelandet war, habe ich mir gesagt, dass ich in meiner Freizeit nicht in Kneipen rumhängen werde, sondern eine sinnvolle Beschäftigung haben will. Und das Theater ist meiner Meinung nach eine gute Sache.“

Foto: Barbora Kmentová
Die harte Zeit ohne feste Bleibe hat Bláha ziemlich zugesetzt. Doch wie ist er eigentlich in diese schwere Lage gekommen?

„Ich war den Spielautomaten verfallen. Aufgrund dieser Abhängigkeit habe ich meiner ersten Frau so gut wie kein Geld gegeben. Für sie war ich unzuverlässig, was auch stimmte, also haben wir uns scheiden lassen“, schildert Bláha.

Später wollte er als gelernter Schlosser zum Unternehmer im Baugewerbe aufsteigen, sei aber abgestürzt, und wegen Mietschulden habe er auch seine kleine Wohnung im nordböhmischen Krupka / Graupen verloren. In Prag versuchte er einen Neuanfang – als Verkäufer einer Straßenzeitschrift, die nur von Obdachlosen angeboten wird. Da Bláha auch darüber hinaus aktiv blieb, hat er den Sprung zurück ins normale Leben fast geschafft. Mit seiner zweiten Frau hat er eine dreijährige Tochter und er fand zudem auch eine provisorische Bleibe. An die Zeit ohne Dach überm Kopf erinnert er sich ungern:

Illustrationsfoto: Kristýna Maková
„Einer wie ich, der das durchgemacht hat, spricht nicht gern darüber. Vor allem gerade jetzt nicht, wo ich wieder ein Heim und eine Familie habe. Zudem erinnere ich mich eher an die besseren Momente, die schlechten habe ich etwas verdrängt.“

Das Projekt „Days of Hope“ wurde bereits im Frühjahr in anderen europäischen Ländern durchgeführt. Die damit verknüpfte Sozialkampagne hat dort in der Öffentlichkeit viel Echo hervorgerufen. Das Gleiche erhofft man sich nun auch in Tschechien.