Tod durch Erfrieren: Prag baut Zeltlager und Lufthalle für Obdachlose

Der Wintereinbruch mit den extrem tiefen Temperaturen hat in Tschechien schon mindestens 19 Menschenleben gefordert. Allein in Prag sind zehn Menschen erfroren. Die Einrichtungen der Stadt sowie der Hilfsorganisationen platzen in diesen Tagen aus allen Nähten.

Nachdem am Freitag in Prag zwei Menschen tot aufgefunden worden waren, die an Unterkühlung starben, begannen die Prager Stadtpolizisten häufiger Orte zu kontrollieren, wo sich Obdachlose aufhalten. Die Sprecherin der Prager Stadtpolizei Jana Přikrylová:

„Bei den Kontrollen sollen die Stadtpolizisten vor allem feststellen, ob die Obdachlosen nicht Hilfe brauchen, ob sie in der Lage sind, sich zu bewegen. Die Polizisten bemühen sich zudem, den Menschen Rat zu geben, wo sie übernachten, sich in Wärme aufhalten und eventuell ein warmes Essen bekommen können.“

Petra Lakatošová
Dazu gehören auch die Einrichtungen der Hilfsorganisation „Naděje“. Die Leiterin Petra Lakatošová berichtet, alle 160 Betten, die zur Verfügung stehen, seien momentan besetzt.

„Wir öffneten darum ein Zentrum bei der Kreuzung Bulhar unweit vom Hauptbahnhof. Hier können etwa 100 Menschen in einer frostigen Nacht Asyl finden. Es ist eine Notlösung, wo die Leute die Nacht in Wärme wenigstens auf einem Stuhl verbringen können.“

Die Zahl der Menschen, die bei „Naděje“ Hilfe suchen, sei im Winter doppelt so hoch wie in den anderen Jahreszeiten, sagt Lakatošová. Trotzdem gibt es immer noch Leute, die ihre Hilfe ablehnen.

„Dafür gibt mehrere Gründe. Entweder sind Gerüchte daran Schuld, die über unsere Dienste kursieren: Die Leute hören eine falsche Information und kommen nicht zu uns. Oder aber es gibt Leute, die davon überzeugt sind, dass sie noch nicht so schlimm daran sind und hoffen, dass sie es allein bewältigen. Erst bei sehr starkem Frost kommen sie dann manchmal doch zu uns.“

Den Obdachlosen steht neben den Einrichtungen der Caritas, der Heilsarmee und anderen Hilfsorganisationen auch das Schiff Hermes zur Verfügung. Auf dem Moldauschiff ließ die Stadtverwaltung 2007 ein Nachtlager für Obdachlose errichten. Die Kapazitäten reichen jedoch nicht mehr aus. So wurde auf dem Prager Magistrat am Montag eine Arbeitsgruppe gebildet, die auf das aktuelle Wetter flexibel reagieren soll. Mit dabei sind Vertreter von NGOs, die sich um die Obdachlosen in Prag kümmern sowie Leute vom Sozialausschuss des Magistrats. Petr Dolínek ist beim Prager Rathaus für die Sozialpolitik verantwortlich.

Petr Dolínek
„Der Ausschuss beschloss, dass es am besten wäre, in der Zusammenarbeit mit der Armee ein Zeltlager aufzubauen. Ich bin mit dem Generalstab in Kontakt, um dafür zu sorgen, dass das Lager schnell eröffnet wird für den Fall, dass die Temperaturen erneut rasant sinken. Zudem denken wir daran, eine Lufthalle zu kaufen, die man bei Bedarf für die Obdachlosen nutzen könnte.“

Wo und wann das Zeltlager entstehen wird, ist vorläufig noch nicht klar. Die Stadtverwaltung versprach, die Idee schnellstens umzusetzen.