Safety First: Obdachlose in Pilsen gestalten ihre eigenen Unterkünfte

Architektonische Visualisierung von Anna Svobodová

Der Pilsner Verein Sisu will Menschen ohne Wohnsitz in einfachen Häusern aus Spanplatten eine Unterkunft anbieten. An der Herstellung der Hütten sind auch die zukünftigen Bewohner selbst beteiligt.

Bau eines Hauses für Obdachlose | Foto: Spolek SISU

Martin Hruška steht an einer Kreissäge in der Werkstatt des Vereins Sisu in Plzeň / Pilsen. Hier entstehen die ersten der kleinen Häuser, in denen schon in naher Zukunft Menschen ohne Obdach eine Bleibe finden sollen.

„Es wird nur einen Raum geben, in dem sich ein Schlafbereich, eine Küchenzeile und Stauraum für die persönlichen Gegenstände befinden. Bestandteil ist auch ein mobiles WC“, so der Leiter des Vereins Sisu über die Hütten. „Safety First“ heißt das Projekt, im Rahmen dessen die Unterkünfte entstehen.

„Die ersten Häuser werden wir auf einem Parkplatz aufstellen“, erläutert Hruška. Die Klienten sollen dort auch als Wachleute des Areals aktiv sein. Denn wie der Vereinsleiter schildert, sei einer der Kerngedanken des Projekts, dass sich die obdachlosen Menschen aktiv in ihr Umfeld einbringen.

„In Zukunft wollen wir die Häuser auch in der Nähe von illegalen Müllhalden platzieren. Die Klienten sollen dort dazu beitragen, dass diese Orte verschwinden.“

Vor allem gehe es aber darum, den Menschen ohne Obdach mehr Lebensqualität zu ermöglichen:

Bau eines Hauses für Obdachlose | Foto: Anna Matuštíková,  Tschechischer Rundfunk

„Diese kleinen Häuser sollen den Menschen nicht nur ein Dach über dem Kopf bieten, sondern auch ein stabiles Umfeld und die Sicherheit, dass ihre persönlichen Gegenstände noch da sind, wenn sie sozusagen ‚nach Hause‘ kommen. Für Menschen auf der Straße ist es nämlich oft schwierig, zur Arbeit zu gehen, da sie befürchten müssen, dass ihnen jemand ihr Hab und Gut unter der Brücke wegstiehlt.“

Bei der Herstellung der Hütten werden die Obdachlosen aktiv eingebunden. Für die Unterbringung müssen sie im ersten Jahr nichts bezahlen. Anschließend werden 500 Kronen (20 Euro) monatlich fällig. Durch diese Miete sollen die Klienten auch dazu motiviert werden, sich später selbst eine richtige Wohnung anzumieten, so Hruška.

Die ersten Hütten von Sisu sollen im Mai bezugsfertig sein. Einziehen wird dann auch Stanislava, gemeinsam mit ihrem Freund Antonín: „Es wird schön in dem Haus aussehen. Ich freue mich schon darauf“, so der Mann in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks.

Autoren: Ferdinand Hauser , Anna Matuštíková
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