Sparta Prag büßt doppelten Heimnimbus ein: Siegesserien gegen Budweis und Slavia Prag gerissen

Sparta Prag - Slavia Prag (Foto: CTK)

Im Sport gehört das Auf und Ab zwischen Sieg und Niederlage, zwischen Erfolg und Misserfolg, quasi zur Tagesordnung. Umso mehr werden dann sportliche Ergebnisse herausgestrichen, die fortwährend in eine Richtung laufen: Eine Mannschaft bezwingt immer wieder den gleichen Kontrahenten, der scheinbar kein Mittel weiß, um den Bock endlich umzustoßen. Dann spricht man von einer Serie. Am vergangenen Sonntag und am Montag sind im tschechischen Eishockey und Fußball zwei solcher Mammutserien gerissen. Und beide Male waren die Spieler von Sparta Prag die Betroffenen.

HC Energie - Sparta Prag  (Foto: CTK)
In der höchsten tschechischen Eishockey-Spielklasse, der O2-Extraliga, treffen die 14 Mannschaften, die am Spielbetrieb teilnehmen, in jeder Saison viermal direkt aufeinander - zu je zwei Heim- und Auswärtsspielen. Wenn zwei Teams dann auch noch in den Play offs die Klingen miteinander kreuzen, erhöht sich die Anzahl ihrer Vergleiche um mindestens vier weitere Begegnungen. Genügend Möglichkeiten also, um einem Angstgegner auch einmal ein Bein zu stellen. Im Duell zwischen Sparta Prag und dem Eishockeyclub aus Budweis, der seit zwei Jahren als HC Mountfield antritt, aber war es den Südböhmen schon fast sieben Jahre nicht mehr gelungen, den HC Sparta in dessen Halle, der T-Mobile Arena, zu bezwingen. Ihr letzter Sieg datierte vom 8. Dezember im Jahr 2000. Bis zum vergangenen Sonntag. Denn da reisten die Budweiser nicht nur als Tabellenführer in der Hauptstadt an, sondern präsentierten sich auch als eine echte Spitzenmannschaft. Dabei warf sie auch die frühe 1:0-Führung der Prager durch Michal Sivek nicht aus der Bahn. Im Gegenteil: Danach wurden die Gäste immer stärker und gingen nach einer tollen Vorstellung, bei der sie großes Teamwork zeigten, als verdienter 4:1-Sieger vom Eis. Wesentlichen Anteil an diesem Erfolg hatte Mountfields Torwart Roman Turek, der nach dem Spiel resümierte:

"Ich denke, Sparta hatte auch heute wieder genügend Chancen, um zu gewinnen. Doch endlich hatte ich auch einmal das nötige Quäntchen Glück hier in Prag und konnte alle Chancen von Sparta bis auf eine zunichte machen. Der entscheidende Moment aber war, als wir beim Stand von 3:1 die doppelte Unterzahl im dritten Drittel ohne Gegentor überstanden, wenn auch mit Hängen und Würgen. Das war ausschlaggebend dafür, dass wir den Vorsprung bis zum Ende nicht mehr preisgegeben haben."

Ceske Budejovice - Znojmo  (Foto: CTK)
Auf dem Weg zum Sieg half den Bierstädtern aber ebenso ein kurioser Moment, der ihrem Ausgleich zum 1:1 vorausgegangen ist. In Überzahl spielten sie den Puck an der Bande entlang, um sich dann im Abwehrdrittel der Prager festsetzen zu können. Als Sparta-Goalie Tomas Duba den Puck aber stoppen und in die eigenen Reihen spielen wollte, sprang er aufgrund einer Unebenheit in der Bande plötzlich in eine andere Richtung, so dass Gästestürmer Stepan Hrebejk keine Mühe hatte, ihn ins leere Tor zu schieben. Trainer Frantisek Vyborny, der Sparta schon zu drei Meistertiteln führte, zeigte sich auch nach dieser Situation als wahrer Sportsmann:

"Solche Tore fallen nun einmal im Eishockey, wenn auch nicht oft. Heute hatten halt wir das Pech, solch ein Tor zu bekommen."

Mit dem Sieg beim Titelverteidiger konnten die Budweiser also nicht nur ihre Tabellenführung verteidigen, sondern endlich auch ihre Negativserie in den Auswärtsspielen mit Sparta Prag beenden. Aber spielte diese Serie vor der Partie eigentlich eine Rolle? Bei den Südböhmen jedenfalls nicht, so Roman Turek:

"Das war eine so schrecklich lange Serie, dass wir uns mit diesem Thema schon gar nicht mehr befasst haben. Wir wussten überhaupt nicht mehr, wie viele Jahre bzw. wie viele Spiele wir hier nicht mehr gewonnen hatten. Also war es gut, dass wir uns damit nicht beschäftigt haben."

Und wie reagierten die Spieler des Meisters, dem die Positivserie gerissen ist? Kapitän Frantisek Ptacek blieb ganz gelassen:

"Jede Serie endet irgendwann einmal. Ich denke aber, dass wird uns nur dazu motivieren, eine neue Serie zu starten."


Sparta Prag - Slavia Prag  (Foto: CTK)
"Die dritte Spielminute: Die Führung für Slavia Prag erzielt der Spieler mit der Nummer 16, Daniel Pudil. Der Spielstand: AC Sparta Prag gegen SK Slavia Prag 0:1."

Nach dieser Ansage des Stadionsprechers in der Prager Axa Arena, der Heimstätte des tschechischen Rekordmeisters Sparta Prag, schlugen am Montag schon kurz nach Spielbeginn die Emotionen in die Höhe. Und das aus gutem Grund. Denn wenn sich die beiden Prager Erzrivalen Sparta und Slavia gegenüberstehen, dann ist immer etwas los. Allein schon deshalb, weil Liebe und Abneigung der Fans aus beiden Lagern zum eigenen Club und dem des Kontrahenten so offen und unverschlüsselt zu Tage treten, wie bei keinem anderen Duell in Tschechien. Und zur Brisanz, die diese Auseinandersetzung einfach in sich birgt, gesellen sich von Spiel zu Spiel auch immer wieder neue Randgeschichten. Außerdem werden die Karten vor jedem Derby neu gemischt. Vor der 266. Begegnung der beiden Konkurrenten am Montag war die Ausgangslage so: 123 Siegen von Sparta standen 81 von Slavia gegenüber. Die Gäste liefen aber diesmal als Spitzenreiter, mit der besseren Form und dem Erfolgserlebnis der erstmals geglückten Qualifikation zur Champions League in der Arena des Widersachers ein. Das wollten sie nutzen, um endlich etwas von dem Berg der Schmach zu tilgen, der sich seit 14 Jahren ohne Sieg für sie hier aufgetürmt hat.

Sparta Prag - Slavia Prag  (Foto: CTK)
Ein guter Anfang bei diesem Vorhaben war mit der schnellen 1:0-Führung also gleich gemacht. Ein weiterer Knackpunkt des Spiels war die 43. Minute, als Spartas Spielmacher Pavel Horvath nach einem Foul von Daniel Pudil nachtrat und zu Recht die Rote Karte sah. Nach der Partie bestätigte der Torschütze des 0:1, dass die psychische Labilität des Gegners schon in der Vorbereitung auf das Spiel eine wichtige Rolle einnahm:

"Es ist richtig: Trainer Jarolím hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass sich nicht nur Pavel Horvath, sondern auch andere Sparta-Spieler leicht provozieren lassen. In der Situation, in der es zu meinem Zweikampf mit Horvath kam, war ich mir durchaus bewusst, dass ich gefoult habe. Nach dem Foul aber habe ich mich ganz normal verhalten, was man von Horvath nicht sagen kann. Er hat grundlos nachgetreten. Unser Trainer hat also Recht behalten."

Wegen des Feldverweises von Horvath waren die Gastgeber in der zweiten Halbzeit nicht nur sichtlich geschwächt, auch die Partie, die den Namen Spitzenspiel nun nicht mehr verdiente, litt sehr darunter. Einer der wenigen Höhepunkte war dann das entscheidende zweite Tor, das in der 85. Minute fiel:

Slavia Prag  (Foto: CTK)
Einen Schönheitspreis aber will beim Prager Derby zwischen Sparta und Slavia eigentlich niemand gewinnen. Das einzige, was zählt, ist ein Sieg über den ungeliebten Lokalrivalen. Diesmal haben ihn die Rot-Weißen aus dem Stadtteil Vrsovice errungen und damit ihre Niederlagenserie im Stadion des Kontrahenten endlich beendet. Und obendrein hat sich Slavia schon mit sechs Punkten Vorsprung von Sparta abgesetzt. Diese Fakten veranlassten Slavia-Trainer Karel Jarolím schon mal zu dieser optimistischen Prognose:

"Ich glaube schon, dass uns dieser Sieg vor allem in psychischer Hinsicht sehr helfen wird. In den vergangenen beiden Jahren, seitdem ich die Mannschaft von Slavia trainiere, haben wir hier zweimal verloren. Nun aber ist es uns nach 14 Jahren erstmals gelungen, bei Sparta zu gewinnen. Von daher denke ich, dass uns der Sieg nicht nur psychisch weiterhilft, sondern uns auch Auftrieb geben wird für den weiteren Saisonverlauf."

Autor: Lothar Martin
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