Sportreport

Ahoi und herzlich willkommen zum Sportreport von Radio Prag. Am Mikrofon begrüßt Sie Dagmar Keberlova und Lothar Martin.

Als die Formel 1 am vergangenen Sonntag beim Großen Preis von Deutschland auf dem badischen Hockenheimring ein sensationelles Rennen erlebte, da feierte der Brasilianer Rubens Barrichello im Ferrari nach einer überzeugenden Vorstellung seinen ersten Sieg in der Königsklasse des Motorrennsports. Für ihn, den designierten Nachfolger des dreifachen Formel-1-Weltmeisters Ayrton Senna, bedeutete dies ein ganz einmaliges Glücksgefühl. Doch tags zuvor, beim auf derselben Strecke ausgetragenen achten Lauf zur diesjährigen Formel-3000-WM, erzielte auch ein junger Tscheche einen nicht minder beachtenswerten Triumpf. Wir sprechen vom 23-jährigen Nachwuchstalent Tomas Enge, der bei ähnlich wechselhaften Witterungsverhältnissen wie beim Formel-1-Rennen seinen allerersten Sieg in der Junioren-Kategorie des Automobilrennsports errang. Dieser historische Erfolg für den tschechischen Motorsport wird auch das Hauptthema unserer heutigen Sendung sein. Darüber hinaus werfen wir noch einen kurzen Blick auf den ebenfalls am letzten Wochenende stattgefundenen Saisonauftakt in der I. Tschechischen Fußball-Liga. Wer dabei gut aus den Startlöchern gekommen ist, das erfahren Sie gleich.


In die diesjährige Formel-3000-Saison war der in Liberec/Reichenberg gebürtige Tomas Enge mit einigen Erwartungen gegangen. Immerhin wurde er von der McLaren-Nachwuchsfiliale, dem mySAP.com Team unter Vertrag genommen und landete somit bei jenem Team, das im Vorjahr - da noch unter der Bezeichnung McLaren West - mit dem Deutschen Nick Heidfeld den Weltmeister in dieser Klasse gestellt hatte. Doch die erste Saisonhälfte fiel alles andere als zufriedenstellend für den tschechischen Hoffnungsträger aus. Nach fünf Rennen hatte er ganze zwei Pünktchen dank eines 5. Platzes beim Saisonauftakt in Imola auf der Habenseite verbucht. Ein 13. Rang in Silverstone, Ausfälle in Barcelona und auf dem Nürburgring sowie die verpasste Qualifikation beim Großen Preis von Monaco in Monte Carlo als unrühmlicher Höhepunkt ergänzten die enttäuschende Halbzeitbilanz von Tomas Enge. Auf unsere Frage nach den Gründen für diese Bilanz und deren prozentualer Unterteilung, antwortete Enge: "Also ich denke, es ist schwierig, dies prozentual zu unterteilen. Das Auto ist super, denn oft war ich in den Rennen gut dabei. Doch ich hatte einfach sehr viel Pech. Und das fehlende Glück würde ich prozentual gesehen auch am höchsten bei der Suche nach den Gründen für die schlechte Bilanz einstufen. Mir gelang eigentlich nur das Rennen in Imola, wo ich zwei Punkte einfahren konnte, danach hatte ich entweder technische Probleme oder wurde in einen Rennunfall verwickelt, so dass nur dieses magere Zwischenergebnis zu Buche steht, mit dem sowohl ich als auch das Team natürlich nicht zufrieden sind."

Und in der Tat, beim Rennen auf dem Nürburgring hatte Tomas Enge bereits auf Siegkurs gelegen, bevor er durch einen Fahrfehler des Franzosen Walfisch von der Piste geschossen wurde. Deshalb sei seine Moral auch ungebrochen, wie er uns in dem unmittelbar vor Beginn der zweiten Saisonhälfte geführten Gespräch verriet: "Also die Motivation ist nach wie vor diesselbe: ich will der Beste sein und Rennen gewinnen. Doch leider gelingt das nicht immer so, wie man sich das vorstellt. Daher müssen wir die Ursachen für unser bisheriges Scheitern genau analysieren, die eigenen Fehler möglichst abstellen und uns bemühen, in den verbleibenden Rennen noch ein Maximum an Punkten heraus zu holen."

Gesagt und getan. Denn mit dem Verweis darauf, dass ihm die Rennstrecken der zweiten Saisonhälfte besonders liegen, holte Enge mit Platz 5 auf dem französischen Magny Cours zunächst weitere zwei Zähler und nach dem Rückfall mit Platz 16 auf dem A-1-Ring in Österreich nun erstmals die volle Punktausbeute. Dabei legte er bereits im Zeittraining mit seiner ersten Pole-Position den Grundstein für seinen späteren Sieg auf dem Hockenheimring.

"Bei der Ausgeglichenheit im Feld ist ein guter Startplatz sehr wichtig und eröffnet einem zu 70 Prozent die Chance auf eine vordere Platzierung," hatte Enge uns gegenüber zuvor versichert. Den Rest besorgte er dann in fulminanter Manier im Rennen. Bis zu seinem Boxenstopp in der 20. von 31 Runden hatte Enge seine Führung nicht abgegeben, auch wenn eine Safety-Car-Phase seinen zwischenzeitlichen Vorsprung wieder eingebremst hatte. Doch sein Entschluss, auf der nach einem Regenguss allmählich abtrocknenden Piste, von Regenreifen auf Slicks zu wechseln, kostete ihn neun Plätze. Danach allerdings startete er mit dem nun schneller werdenden Boliden zur eindrucksvollen Aufholjagd und wurde eine Runde vor Schluss mit der Rückeroberung der Führung für sein Risiko belohnt.

Nach acht von zehn Rennen liegt Tomas Enge jetzt mit 14 Punkten auf Platz vier im Gesamtklassement der Formel 3000. Für den möglichen Titelgewinn kam sein Sieg auf dem Hockenheimring leider schon zu spät, doch der dritte Platz ist noch drin. Auch dafür wird er bei den ausstehenden Rennen in Budapest und Spa sicher noch alles geben.


Die stattliche Quote von 24 Toren ((: 3,0 pro Spiel) und so manch überraschendes Ergebnis sorgten am zurückliegenden Wochenende für einen durchaus unterhaltsamen Saisonauftakt in der I. Tschechischen Fußball-Liga. Ganz besonders stimmungsvoll ging es dabei vor allem in der südostmährischen Kleinstadt Stare Mesto zu. Knapp 6000 Zuschauer feierten im ausverkauften Stadion des nur 7000 Einwohner zählenden Ortes die gelungene Ligapremiere ihres 1. FC Synot. Denn dem Vizemeister des Vorjahres, Slavia Prag, trotzte der Aufsteiger ein verdientes 1:1-Unentschieden ab. Selbst von den Dächern der umliegenden Häuser hatten Anhänger des Klubs, bei dem sich die Spieler ihre Fußballschuhe mithin noch selbst kaufen müssen, das Erstligadebüt ihrer Lieblinge verfolgt. "Wir hätten das Stadion gut und gern zweimal füllen können," sagte nach der Partie der überaus zufriedene Klubpräsident Miroslav Valenta, der allen Spielern einschließlich des Premieren-Torschützen Lubomir Blaha deshalb auch die volle Siegprämie zusicherte.

Ein Remis erzielte auch der zweite Aufsteiger Viktoria Plzen. Doch die Westböhmen, nach einem Jahr in der II. Liga auf Anhieb wieder ins Oberhaus zurück gekehrt, konnten dabei eine 2:0-Führung nicht über die Zeit retten. Im Gegenteil: in der letzten Spielminute mussten sie den Ausgleich zum 2:2-Endstand durch die Gäste aus Budweis hinnehmen. Besser machte es da der Vorjahrszehnte Chmel Blsany, der im Treffen der beiden Erstliga-Dorfklubs den Vorjahrsdritten FK Drnovice auf dessem Platz mit 3:1 bezwang.

Der erste Tabellenführer ist jedoch auch der letzte der vergangenen Saison: Meister Sparta Prag. Vor heimischer Kulisse hatte der Titelverteidiger keine Mühe, den von Dukla in FC Marila umbenannten Klub aus Pribram mit 3:0 zu bezwingen. Am treffsichersten erwies sich allerdings der 26-jährige Argentinier Lazzaro Liuni, der für seinen Klub Slovan Liberec drei Tore zum 4:2-Heimsieg über den Prager Verein Viktoria Zizkov beisteuerte.

Doch wie gesagt, das war erst der Auftakt der neuen Saison in der I. Tschechischen Fußball-Liga. Über deren weiteren Verlauf werden wir Sie zu gegebener Zeit ausführlicher informieren.