Sportreport

Ahoi und herzlich willkommen zum Sportreport von Radio Prag. Am Mikrofon begrüßt Sie Lothar Martin.

Von den acht Medaillen, die die tschechischen Sportler bei den Olympischen Spielen in Sydney gewonnen haben, waren sechs erhofft bzw. mehr oder weniger eingeplant gewesen. Der Ausgang des Triathlons, wo Jan Rehula Bronze holte, war schwer vorauszusagen, da diese Sportart ihre olympische Premiere erlebte. Für alle überraschend aber kam der Finaleinzug des Boxers Rudolf Kraj in der Gewichtsklassse bis 81 kg. Auch wenn er hier dem Russen Lepzjak unterlag, die Silbermedaille, die am Ende zu Buche stand, war gleichbedeutend mit dem ersten Medaillengewinn des tschechischen Boxsports bei Olympia seit 20 Jahren. Und im Finale eines olympischen Boxturniers war ein tschechischer Faustkämpfer gar letztmalig vor nunmehr 40 Jahren vertreten. 1960 in Rom war es Bohumil Nemecek, der im Halbweltergewicht all seine Kontrahenten bezwang und damit den letzten Box-Olympiasieg für Tschechien bzw. die damalige Tschechoslowakei errang.

Die Silbermedaille von Rudolf Kraj hat daher entsprechenden Jubel ausgelöst im tschechischebn Boxsport, um den es in den letzten Jahren sehr ruhig geworden ist. Deshalb sind wir einmal der Frage nachgegangen: Wie ist es eigentlich um den Boxsport hierzulande bestellt? Wenn Sie die Antwort wissen wollen, dannn bleiben Sie doch einfach dran.


Um die eingangs gestellte Frage zu beantworten, haben wir den einzigen Boxverein aufgesucht, den die Hauptstadt Prag in der höchsten Klasse des Amateurbereichs - der Interliga - vertreten hat. Es ist der BBC, der Beck-Boxclub Prag, der sein Domizil am nördlichen Stadtrand in einer modern ausgebauten Lagerhalle aufgeschlagen hat. In einer Halle allerdings, in der ein Fitnesszentrum und ein Solarium mit dazu beitragen sollen, den Boxsport zu finanzieren.

Über die derzeitigen Probleme des hiesigen Boxsports und die Zusammensetzung der Interliga informierte uns zunächst der Sportmanager des BBC, Bohumír Vosáhlo:

Die Box-Interliga ist ein Pilotprojekt, denn nach der Teilung der Tschechoslowakei 1993 ist sie der erste bi-nationale Wettbewerb, bei dem seit drei Jahren wieder Tschechen und Slowaken aufeinander treffen. Doch nach dem Niedergang des einstiegen Traditionsklubs Uhelné sklady (US) Prag im Jahr 1991 lag ausgerechnet in der Hauptstadt der Boxsport am Boden. Bis sich mit dem deutschen Unternehmer Jens Beckhäuser ein wahrer Boxliebhaber fand, der mit einem beträchtlichen Teil seines Privatvermögens den BBC aufbaute. Zu den Anfängen des Engagements von Jens Beckhäuser im tschechischen Boxsport erzählte uns Bohumír Vosáhlo:

Der Anfang wurde also vor ziemlich genau zwei Jahren gemacht. Doch etwas gründen ist die eine Seite, es weiter zu finanzieren und durchzuhalten, die andere. Zur Finanzierung des BBC erklärte der für den wirtschaftlichen Bereich des Clubs verantwortliche Manager Martin Stehlík gegenüber Radio Prag:

Deshalb verweist Martin Stehlík noch einmal nachdrücklich darauf, dass der BBC seine Existenz in erster Linie dem "Glücksfall Beckhäuser" zu verdanken habe. Denn, so seine weitere Aussage, mit dem Boxsport selbst kann man in der Tschechischen Republik derzeit noch keine müde Krone verdienen:

Und so sieht Stehlík auch die Bestrebungen der Verantwortlichen der Interliga, polnische und auch österreichische Clubs für die Interliga zu werben, als verfrüht und wenig realistisch an. Vielmehr müssten zunächst Hauptsponsoren und Fernsehanstalten für eine bessere Vermarktung der Liga gefunden werden. Und da wiederum - so Bohumír Vosáhlo - hat der tschechische Boxsport nicht nur einen Rudolf Kraj, der dem Amateurlager vorerst treu bleiben will, sondern auch noch andere Könner zu bieten: