St. Wenzelsdenkmal wird restauriert
Witterungseinflüsse, saurer Regen, Vögel, aber auch Vandalismus - dies alles hinterlässt Spuren auf Kunstwerken, die im Freien stehen. Diese Spuren trägt auch das wohl bekannteste Denkmal in der tschechischen Hauptstadt - das St. Wenzelsdenkmal. In der nächsten Zeit soll es hinter Gerüsten verschwinden, denn nach Meinung der Experten ist es nach ca. dreißig Jahren wieder einmal an der Zeit, die berühmteste Prager Reiterstatue zu restaurieren.
Nicht nur an schicksalhaften historischen Momenten konnte jedoch der böhmische Fürst nahe an seinem Volk teilnehmen. Mit der Zeit musste er lernen, auch die Freude über einzigartige Sporterfolge mit seinen Tschechen zu teilen. Die Goldmedaillen der tschechischen Eishockeynationalmannschaft wurden nämlich immer beim heiligen Wenzel groß gefeiert. Die geschicktesten der jubelnden Sportfans kletterten manchmal bis auf die Spitze der Lanze, die der Heilige in der Hand trägt.
Alle diese anspruchsvollen Begebenheiten und auch die ungünstigen Witterungseinflüsse unversehrt zu überleben, ist bestimmt nicht einfach. Nach Meinung der Experten ist es wieder an der Zeit, das Wenzelsdenkmal mit seinen gesamten architektonischen Verzierungen zu restaurieren. Bevor der Nationalheilige hinter dem Gerüst verschwindet, verraten wir Ihnen noch einiges aus der Entstehungsgeschichte des wohl bekanntesten Prager Monuments.Nur wenige wissen, dass es sich bei der Wenzelstatue auf dem Prager Wenzelsplatz um die bereits zweite Plastik des böhmischen Fürsten handelt, die dort installiert wurde. Die ursprüngliche Reiterstatue des heiligen Wenzel stand seit 1680 ungefähr in der Mitte des damaligen Rossmarktes. Autor der Plastik war Jirí Bendl. Vor dem Denkmal wurden bei verschiedenen Gelegenheiten Gottesdienste zelebriert - beispielsweise in den Zeiten der Pestepidemien, als die Kirchen geschlossen waren. Die berühmteste Messe wurde dort 1848 gelesen, als in Prag der Slawenkongress stattfand.
Im Jahre 1879 wurde die Reiterstatue in den Park unweit der Propstei auf dem Prager Vysehrad übertragen. Den Pragern war es jedoch klar, dass der Platz nicht ohne eine Wenzelsstatue bleiben kann. Der damalige Oberbürgermeister von Prag Emilian, Ritter Skramlik führte eine Spendensammlung durch, um eine neue Plastik herstellen zu lassen. Diese Sammlung war aber nicht sehr erfolgreich. Erst 1894 wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, an dem acht Bildhauer teilnahmen, die eine neue Wenzelsstatue schaffen wollten.Die Hauptpreise des Wettbewerbs wurden schließlich zwei tschechischen Bildhauern verliehen - Josef Václav Myslbek und Bohuslav Schnirch. Beauftragt wurde dann der erstgenannte Künstler, der sich mit dem St. Wenzel-Thema schon früher beschäftigte. 1887 bestellte bei ihm nämlich das Kultusministerium eine solche Plastik. Das Wenzelsdenkmal ist zu Myslbeks Lebenswerk geworden. Beim Entwurf der Reiterstatue ließ sich der Bildhauer unter anderem durch den St. Wenzelsschatz - durch den Helm und das Schwert des Heiligen inspirieren.
Myslbek arbeitete mit dem Architekten Alois Dryák zusammen. Bildhauer Celda Kloucek schuf die dezente Ornamentik am Unterbau des Denkmals. In den Jahren 1912-13 wurde die zentrale Wenzelstatue und die Statuen von drei weiteren böhmischen Nationalheiligen - des heiligen Prokop und der heiligen Ludmila und Agnes - installiert. Die letzte Plastik, die den heiligen Vojtech (Adalbert) darstellt, wurde erst 1924 installiert.Die erste Etappe der Restaurierung des Wenzelsdenkmals wurde bereits gestartet. Die Galerie der Hauptstadt Prag fing mit den Untersuchungen an, um den Zustand des Kunstwerks genau kennen zu lernen. Gründlich restauriert wurde das Monument zum letzten Mal im Jahre 1975. Die Leiterin der Abteilung für Restaurierungen der Galerie, Petra Hoftichová sagte:
"Die Arbeiten begannen am 1. Juli. Das Denkmal wird in zwei Etappen restauriert. Nächstes Jahr sollen die Arbeiten beendet werden. Am Anfang wurde der untere Teil des Denkmals untersucht, der am stärksten beschädigt ist."
Das Denkmal wird bald hinter einem Gerüst verschwinden, das jedoch im Winter wieder heruntergenommen wird. Nach den Worten von Petra Hoftichova will man damit verhindern, dass Eis- oder Schneestücke vom Gerüst auf die Plastik runterfallen:
"Das Gerüst wird im Frühjahr 2005 wieder aufgebaut. In der ersten Etappe möchten wir die Reiterstatue einschließlich des Pferdes restaurieren. Im nächsten Jahr wollen wir uns auf die weiteren Heiligenplastiken konzentrieren. Das Denkmal leidet genauso wie wir alle, die in Prag leben, unter den Umwelteinflüssen, d. h. unter der schmutzigen Luft und dem Staub. Wegen dem starken Verkehr und den Bauaktivitäten in der Umgebung ist hier die Staubmenge enorm hoch. Es stimmt schon, dass die Luft in Prag besser geworden ist. Den sauren Regen gibt es nicht mehr, aber in der Vergangenheit spielte er eine große Rolle, was den Zustand der Denkmäler betrifft. Bei der Korrosion handelt es sich, wie wir bislang feststellen konnten, zum Glück nur um eine Korrosion der Oberfläche."Petra Hoftichová zufolge kommt es in der letzten Zeit kaum zu mechanischen Beschädigungen des Denkmals durch Menschen. In der Vergangenheit wurde das Denkmal jedoch auch beschossen. Durch Staub wird aber die Oberfläche mechanisch beschädigt und damit kann das Bronzematerial korrodieren. Das Resultat der jetzigen Restaurierungsarbeiten soll für die nächsten 25 bis 30 Jahre halten.
Zum Abschluss unseres Berichtes über die Restaurierung des Wenzelsdenkmals noch eine wichtige Bemerkung. Hätte Bildhauer Myslbek ein Pferd mit einem anderen Namen als Ardo damals als Modell für die Reiterstatue genutzt, hätte man die jetzigen Restaurierungsarbeiten der Tageszeitung Hospodárské noviny offensichtlich kaum durchführen können. Der Name Ardo bewegte nämlich die Handelsgesellschaft East Trading Company, die Küchentechnik Namens Ardo produziert, dazu mit zwei Millionen Kronen zur Restaurierung des Wenzelsdenkmals beizutragen.