Staat finanziert Luxuswohnungen für Abgeordnete
Das Haus "Zur Goldenen Krone" in der malerischen und äußerst attraktiven Neruda-Gasse auf der Prager Kleinseite. Ein nationales Kulturdenkmal. Gerade dieses Gebäude sorgt seit einigen Tagen für Schlagzeilen in tschechischen Tageszeitungen. Bald soll es nämlich neue Bewohner bekommen. Wen, das hören Sie im folgenden Beitrag von Markéta Maurová.
Die meisten Abgeordneten sind nicht der Meinung, dass das Projekt zu teuer und die Wohnungen unangemessen luxuriös seien. Der Sozialdemokrat Antonin Machacek sagte dazu dem Tschechischen Rundfunk:
"Es handelt sich um ein Wohnheim, also um Quasi-Wohnungen mit einem Zimmer. Ich persönlich stelle mir Luxuswohnungen wesentlich anders vor. Dies ist meiner Meinung nach normaler Standard. Was den Preis angeht, der wurde durch das Projekt insgesamt bestimmt, durch die Tatsache, dass es sich um ein Kulturdenkmal handelt, weiter durch Beförderungsprobleme hier in Prag 1 usw. Ich bin kein Bauexperte, aber ich glaube nicht, dass der Preis überspannt ist."
Gegen diese Investition äußerten sich u.a. der sozialdemokratische Chef der Unteren Parlamentskammer Lubomir Zaoralek sowie Mitglieder der liberalen Freiheitsunion. Pavel Svoboda von der letztgenannten Partei dazu:
"Die Investition ist und war von Anfang an verlustbringend. Ich glaube also, dass das Haus weit rationeller hätte genutzt werden können."
Abschließend noch ein paar Zahlen:
Jeder Abgeordnete, der nicht in Prag wohnt, hat Anspruch auf bis zu 14 Tausend Kronen monatlich als Ersatz für eine Unterkunft in der Hauptstadt. Diese sollen ihm jetzt zwar entzogen werden, für die Wohnung in der Neruda-Gasse wird er jedoch keine Miete bezahlen müssen.
Der Marktpreis von größeren Wohnungen in dieser Lage wird auf 8 bis 9 Millionen Kronen geschätzt.
Im 1. Prager Stadtbezirk werden über 900 Anträge um eine Wohnung in Evidenz geführt. Einige davon bleiben auch nach acht Jahren unerledigt.