Stadtjubiläum: 700 Jahre Zlín

Zlín

Die erste schriftliche Erwähnung von Zlín reicht ins 14. Jahrhundert zurück. Am 28. Februar 1322 kaufte Königin Elisabeth Richza den Marktflecken und schenkte ihn dem Brünner Kloster. Sein heutiges Aussehen erhielt Zlín in der Baťa-Ära.

Zlín zwischen 1920 und 1945 | Foto: Josef Vaňhara,  Tomáš-Baťa-Stiftung

Bei der Stadtentwicklung spielte die Familie Baťa eine grundlegende Rolle. Hätten die Geschwister Tomáš, Antonín und Anna Baťa zu Beginn der 1890er Jahre die Erlaubnis erhalten, ihre Schuhe in Uherské Hradiště / Ungarisch Hradisch zu produzieren, hätten sie es nicht im nahe gelegenen Zlín versucht. Innerhalb kurzer Zeit schufen sie ein florierendes Unternehmen, und mit ihm begann auch die Stadt aufzublühen.

Mit der Entwicklung der Baťa-Werke wurde der Marktplatz komplett neugestaltet. Die ursprünglichen Gebäude verschwanden, dafür entstanden immer mehr mehrstöckige Geschäfts- und Wohnhäuser.

Zlín zwischen 1920 und 1945 | Foto:  Tomáš-Baťa-Stiftung

Auf die gleiche Weise veränderten sich auch die Straßen im Stadtzentrum. Tomáš Baťa lud viele berühmte Architekten nach Zlín ein (zum Beispiel Le Corbusier) und verwandelte die gesamte Stadt in ein Ensemble funktionalistischer Architektur. Es entstanden Wohnsiedlungen mit typischen „Baťa-Bauten“ – Einfamilienhäuser, aber auch Hochhäuser. Ein Beispiel dafür ist der Bau des „Gemeinschaftshauses“, des heutigen Hotels Moskva, in den Jahren 1931 bis 1933. Auch das nach dem Kaufmann Eduard Trantírek benannte Geschäfts- und Mietshaus (1939/40) am heutigen Friedensplatz gehört zu den Attraktionen der mährischen Kreisstadt.

Baťas Wolkenkratzer

Baťa-Wolkenkratzer | Foto: Stadt Zlín

Mit einer Höhe von 77,5 Metern und 16 Stockwerken ragt der sogenannte Baťa-Wolkenkratzer aus dem Stadtzentrum hervor. Zum Zeitpunkt seiner Errichtung war die Verwaltungszentrale des Weltkonzerns das zweithöchste nicht kirchliche Gebäude in Europa. Wahrscheinlich hat schon jeder Tscheche davon gehört: Eine Besonderheit des Hochhauses ist sein als Büro ausgestatteter Aufzug (mit Telefon, Klimaanlage und Warmwasser), in dem der Legende nach der Chef des Baťa-Imperiums höchstpersönlich sein Büro hatte. Wahrscheinlich war das „fahrende Büro“ nie in Betrieb, kann jedoch heute als technisches Unikat besichtigt werden.

Tomáš Baťa | Foto: CAITM

Tomáš Baťa war fast zehn Jahre lang Bürgermeister von Zlín – von 1923 bis zu seinem Tod im Jahr 1932 – und schuf zielstrebig eine moderne Stadt „für 50.000 Einwohner“. Viele der damals errichteten Gebäude waren mit Superlativen behaftet: das größte Kaufhaus, das größte Hotel, das größte Kino (mit 2500 Sitzplätzen) – allerdings immer mit dem Zusatz „östlich von Frankfurt“ versehen. Zu den bedeutendsten Gebäuden der Stadt gehört die Tomáš-Baťa-Gedenkstätte des Architekten František Lýdie Gahura. Sie wurde schon ein Jahr nach dem Tod von Tomáš Baťa eingeweiht und gilt als ein Meisterwerk der Architektur in Zlín.

Aus Zlín wird Gottwaldov

Gottwaldov

Während des Zweiten Weltkriegs, im Jahr 1944, wurde die Stadt bombardiert. 1945 wurden die Baťa-Werke verstaatlicht. Und 1949 wurde die Stadt Zlín in Gottwaldov umbenannt – nach dem ersten kommunistischen Staatspräsidenten und stalinistischen Diktator Klement Gottwald. Mehrere in der Baťa-Ära gegründete Institutionen führten ihre Tätigkeit erfolgreich fort, etwa die Filmstudios von Zlín, die durch die Animationsfilme von Karel Zeman und Hermína Týrlová berühmt wurden. Ein weiteres Beispiel ist Zdeněk Kovář (1917–2004), einer der Begründer des tschechischen Industriedesigns (ergonomische Geräte, Luxuswagen Tatra 603, Lkw Tatra 138). Die Stadt Zlín war auch Ausgangspunkt für die Expeditionen von Jiří Hanzelka und Miroslav Zikmund. Im Südostmährischen Museum ist dem Reiseduo eine Dauerausstellung gewidmet. Unter dem Namen Svit produzierten die Baťa-Fabriken weiterhin Schuhe. Das tschechoslowakische Staatsunternehmen „Rudý říjen“ („Roter Oktober“) im nahe gelegenen Otrokovice wurde Mitte der 1970er Jahre zum größten Reifenproduzenten der sozialistischen Staaten. Nach dem Ende des Kommunismus erhielt es seinen ursprünglichen Namen zurück: Barum, das einst als Zusammenschluss der Schuh- und Gummihersteller Baťa, Rubena und Mitas entstanden war.

Zurück zu Zlín

Kongresszentrum in Zlín | Foto: Roman Verner,  Tschechischer Rundfunk

Nach der politischen Wende kehrte die Stadt schnell zu ihrem ursprünglichen Namen Zlín zurück. Zu den architektonischen Perlen aus der Baťa-Zeit kamen neue hinzu, zum Beispiel das 2011 eingeweihte Kongresszentrum, in dem die Bohuslav-Martinů-Philharmonie ihre Heimstätte gefunden hat. Entwurf und Planung stammen im Wesentlichen von der Architektin und gebürtigen Zlínerin Eva Jiřičná und ihrem Team von AI Design. Die Tomáš-Baťa-Universität wird oft als „Keimzelle“ für eine neue Generation von Designern und weiteren Künstlern bezeichnet.

Zlín feiert in diesem Jahr gleich drei große Jubiläen. Ende Februar sind 700 Jahre seit der ersten urkundlichen Erwähnung vergangen, im April 75 Jahre seit dem Beginn der ersten Expedition des Weltreisenden Miroslav Zikmund und im Juli 90 Jahre seit dem tödlichen Flugzeugabsturz von Tomáš Baťa.

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