Startklar: Modernisierung des Flughafens Karlsbad geht in die Endphase

Das neue Terminal (Foto: Autorin)

In die weite Welt fliegen kann man nicht vom Prag-Ruzyně aus. Für den westböhmischen Raum kommt da auch der Regionalflughafen in Karlovy Vary / Karlsbad in Frage. Derzeit wird der Flughafen ausgebaut – aber mit welchem Ziel?

Seit 2004 wird der Flughafen in Karlsbad modernisiert. Bis Weihnachten soll nun das neue Terminal fertig gestellt sein. Der Bau der neuen Abfertigungshalle bildet die letzte Etappe der Modernisierungsarbeiten am Flughafen. Danach soll auch Karlsbad den heute üblichen internationalen Qualitätsstandards für Regionalflughäfen entsprechen.

Das neue Terminal  (Foto: Autorin)
„Wir planen, die neue Halle am 31. Januar 2009 in Betrieb zu nehmen. Die ersten Fluggäste, die in der Halle abgefertigt werden sollen, sind Passagiere des Linienfluges nach Sankt Petersburg“, erklärt Václav Černý, Geschäftsführer der Betreiberfirma des Flughafens Karlsbad.

Entworfen wurde das neue Terminal von dem Brünner Architekten Petr Parolek. Die ovale Form und die lukenartige Gestaltung der Fenster und des Eingangsbereichs erinnern an einen Flugzeugrumpf. An den sechs Schaltern des Terminals können theoretisch bis zu 250 Fluggäste gleichzeitig abgefertigt werden. Gastronomische Betriebe, Geschäfte und moderne Wartesäle sollen für einen entsprechenden Komfort sorgen.

Das neue Terminal  (Foto: Autorin)
2004 hat die Karlsbader Flughafen GmbH mit der Modernisierung des Regionalflughafens der Kurstadt begonnen. Zunächst wurde die Tragfähigkeit der Start- und Landebahn erhöht, damit mehr Flugzeuge landen und abheben können. Dann wurden die Beleuchtung und die Signalanlagen der Runway komplett erneuert. Nach dem Inkrafttreten des Schengen-Abkommens in Tschechien war es notwendig, getrennte Abfertigungszonen für Fluggäste aus dem Schengenraum und von außerhalb einzurichten. Der Umbau des Karlsbader Flughafens wurde von der Stadt und dem Kreis Karlsbad sowie aus europäischen Fördermitteln finanziert. Václav Černý:

„Was die Finanzen betrifft, so hat der Flughafen Karlsbad in den letzten drei Jahren Investitionen von über 300 Millionen Kronen tätigen können. Das stellt einen Rekord in der Geschichte des Flughafens dar.“

Eine Maschine der Lufthansa landet am Flughafen Hof-Plauen  (Foto: Autorin)
Im kommenden Jahr sollen zusätzliche Parkplätze angelegt werden. Dann habe der Flughafen Karlsbad alle Voraussetzungen, um das Angebot an Flugzielen zu erweitern, meint Václav Černý.

2007 benutzten den Flughafen Karlsbad rund 60.000 Menschen, dieses Jahr werden es einige Tausend mehr sein. Drei Fünftel der Flugpassagiere sind Kurgäste, Golftouristen und Kulturtouristen, die aus der ganzen Welt nach Karlsbad reisen. Einheimische, die ihre Urlaubsziele am Meer mit Charterflügen anpeilen, stellen die restlichen zwei Fünftel der Fluggäste. Regelmäßige Linienflüge verbinden Karlsbad bisher mit Moskau und Sankt Petersburg. Sechsmal pro Woche geht ein Flug nach Moskau, einmal in der Woche nach Sankt Petersburg. Doch die russischen Kurgäste sind in Karlsbad - entgegen einer weit verbreiteten Meinung - nicht in Überzahl. Die zahlenmäßig größte Gruppe sind vielmehr die deutschen Besucher.

Václav Černý,  Geschäftsführer des Flughafens Karlsbad  (Foto: Autorin)
Nach Karlsbad kommen Touristen und Kurgäste aus der ganzen Welt. Daher strebt der Flughafen eine Anbindung an ein internationales Drehkreuz im Westen an. Für die Besucher aus dem Mittleren Osten, aus Übersee und den europäischen Ländern soll gemäß den Wünschen von Geschäftsführer Černý ein Linienflug nach Frankfurt eingerichtet werden:

„Wir führen seit einigen Jahren Gespräche mit dem Flughafen Hof-Plauen in Oberfranken über die Verlängerung des Linienfluges zwischen Frankfurt und Hof nach Karlsbad. Die entscheidenden Verhandlungen sollen 2009 geführt werden.“

2010 läuft der derzeitige Vertrag über den Linienflug Hof-Frankfurt aus. Dann muss neu verhandelt werden. Derzeit ist der Linienflug Hof-Frankfurt nicht kostendeckend und muss bezuschusst werden. Die Verlängerung des Fluges nach Karlsbad, so Černý, könnte für Hof eine Entlastung bringen. Würde man sich am Linienflug nach Frankfurt beteiligen, sänken die Kosten für den Flughafen Hof-Plauen. Dazu braucht Karlsbad jedoch finanzielle Garantien:

„Für die Zukunft des Flughafens ist es am wichtigsten, dass wir von der Stadt und vom Kreis die Mittel zur Deckung eventueller Verluste des Linienflugs nach Frankfurt zugesagt bekommen. Die Anbindung an Frankfurt ist eine Grundvoraussetzung für unsere weitere Entwicklung“, so Černý.

Am Flughafen Hof-Plauen steht man einer Zusammenarbeit mit Karlsbad prinzipiell aufgeschlossen gegenüber. Noch ist aber keine Entscheidung gefallen, erläutert Hermann Seiferth, einer der beiden Geschäftsführer des Flughafens Hof-Plauen:

„Die Bestrebungen aus Karlsbad, einen Dreiecksflug zwischen Frankfurt, Hof und Karlsbad einzuführen, sind zunächst einmal sehr interessant. Allerdings müssen wir auch beachten, welche Wünsche die Unternehmer in unserer Region haben. Wenn sie mehr einen Linienflug nach München wünschen, dann ist das natürlich auch in unserem Sinne. Das wird zur Zeit geprüft, und die konkreten Verhandlungen, wie die Linienführung in Zukunft verlaufen soll, ob von Hof nach Frankfurt oder von Hof nach München, diese Verhandlungen werden im zweiten Quartal 2009 beginnen.“

Kontrollturm des Flughafens Karlsbad  (Foto: Autorin)
Neben der Einrichtung eines Linienfluges nach Frankfurt plant der Flughafen Karlsbad auch eine kräftige Ausweitung des Angebots an Charterflügen. Diesen Sommer flog die Chartergesellschaft Travel Service von Karlsbad aus fünf Urlaubsziele im Süden an: Rhodos, Antalya, Hurghada, Monastir und Heraklion. In den nächsten Jahren sollten eigentliche weitere Zielflughäfen hinzukommen. Doch Travel Service möchte im kommenden Jahr die Reiseziele Monastir und Heraklion streichen – wegen mangelnder Auslastung der Flüge. Es fehle am Geld in der Region, vermutet Černý:

„Bei den Charterflügen ans Meer haben wir gewisse Befürchtungen. Denn die Bewohner des Karlsbader Raums haben keine solch hohe Kaufkraft wie zum Beispiel die Prager. Uns ist es deswegen bisher nicht gelungen, das Angebot an Charterflügen zu den Urlaubszielen, die die Reisebüros im Programm haben, zu vergrößern.“

Wartende Flugpassagiere  (Foto: Autorin)
Eine ähnliche Entwicklung wie am Flughafen Hof-Plauen befürchtet Černý jedoch nicht. An dem oberfränkischen Regionalflughafen sind die Charterflüge vor einigen Jahren ganz eingestellt worden. Der Flughafen Karlsbad habe gänzlich andere Voraussetzungen:

„Die Entwicklung in Hof habe ich mitverfolgt. Dass die Charterflüge ans Meer eingestellt würden, droht uns meiner Ansicht nach nicht. Unsere Start- und Landebahn ist schließlich so beschaffen, dass hier die heute gängigen Flugzeugtypen wie der Airbus 320 und die Boeing 737 landen und abheben können“, betont Černý.

Und jetzt kommt noch das hochmoderne neue Terminal dazu. Offiziell und feierlich eröffnet werden soll es im Mai 2009. Spätestens dann würden auch die Zweifler einsehen, dass die Zukunftspläne, die man in den Büros des Flughafens schmiede, keine Luftschlösser seien, glaubt Černý. Man habe dann einen handfesten Beweis, dass der Flughafen Karlsbad das Zeug für noch mehr Partner und Kunden habe.

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