Tschechien baut Flugkapazitäten aus: In Budweis entsteht neuer Airport

Václav-Havel-Flughafen (Foto: Ondřej Tomšů)

Der Flugbetrieb in Tschechien nimmt zu. Allein am Prager Václav-Havel-Flughafen sind vergangenes Jahr zwei Millionen Passagiere mehr registriert worden als 2016. Und schon bald soll hierzulande ein neuer, der dann sechste internationale Airport entstehen. Lothar Martin mit weiteren Details.

Flugplatz in České Budějovice  (Foto: Jitka Erbenová,  CC BY-SA 3.0)
In Tschechien gibt es fünf internationale Flughäfen: Prag, Brno / Brünn, Ostrava / Ostrau, Pardubice und Karlovy Vary / Karlsbad. Auch wenn die Auslastung dieser Verkehrsknotenpunkte mitunter schwankend ist, der Trend ist eindeutig: Die Nachfrage nach Flügen aus und nach Tschechien ist steigend. Und dies auch in Landesteilen, bei denen bisher Nachholbedarf in diesem Bereich bestand. Deshalb wird der Flugplatz im südböhmischen České Budějovice / Budweis derzeit modernisiert und bis 2020 zu einem internationalen Airport ausgebaut. Die Kosten dafür belaufen sich auf rund 400 Millionen Kronen (15,7 Millionen Euro), der größte Investor ist der Südböhmische Kreis. Nach Meinung von Flugplatz-Direktor Ladislav Ondřich wird sich der Ausbau lohnen:

„Da wir ein regionaler Flugplatz sind, haben wir auch nicht so hohe Ausgaben wie größere Flughäfen. Zur Rentabilität würde uns daher ein Aufkommen von 80.000 Reisenden jährlich genügen.“

Ladislav Ondřich  (Foto: YouTube Kanal des Flugplatzes in České Budějovice)
Und auch die Konkurrenz komme einem nicht in die Quere, ergänzt Ondřich:

„Wir liegen zirka 100 bis 150 Kilometer vom nächsten Flughafen entfernt. In ihren Planungsunterlagen sagen die Experten dazu, dies sei genug Abstand, damit sich der Flughafen selbst trägt.“

Für Jakub Habart von der Beratungsagentur Deloitte kommt die in Budweis getroffene Entscheidung genau zum richtigen Zeitpunkt:

„Viel hängt vom Engagement der Flughafenbetreiber ab. Wir können in ganz Europa beobachten, wie erfolgreich oder missraten die Versuche sind, regionale Flugplätze aufzublähen. Die makroökonomische Lage in Tschechien spielt dem Ausbau dieser Airports derzeit jedoch in die Karten. 2017 war zudem auch bei Flughäfen, die zuvor schwächelten, ein merkliches Wachstum festzustellen.“

Zu diesen Flughäfen zählt der in Pardubice. Dort war die Zahl der Fluggäste in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen. 2016 schrumpfte sie bis auf rund 30.000, im vergangenen Jahr aber wurden schon wieder fast 90.000 Passagiere registriert. Wesentlich dazu beigetragen haben die Wiederaufnahme der Flüge nach Russland sowie eine neue Direktverbindung mit London. Bis Ende Januar soll zudem eine neue Abfertigungshalle in Betrieb genommen werden.

Lubomír Dudáček  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Der namhafteste und verkehrsreichste Airport des Landes ist und bleibt aber der Václav-Havel-Flughafen in Prag. Auf ihm wurden letztes Jahr mehr als 15,4 Millionen Passagiere abgefertigt, das waren 17,9 Prozent mehr als 2016. Und ein Ende des Zuwachses sei kaum abzusehen, sagt der ehemalige Direktor der Tschechischen Flughafenverwaltung (ČSL), Lubomír Dudáček:

„Nach Auffassung der internationalen Flughafen-Organisation werden wir im Jahr 2030 rund 30 Millionen Passagiere in Tschechien haben, die große Mehrheit davon in Prag. Doch die Kapazität, die der Václav-Havel-Airport noch ausreizen kann, liegt bei maximal 25 Millionen Fluggästen jährlich.“

Illustrationsfoto: Ondřej Tomšů
Nach Meinung von Dudáček sei es nur logisch, dass dann auch die anderen Flughäfen des Landes mehr Reisende abfertigen müssten. Und im Gespräch ist zudem der Ausbau eines kleinen Industrieflugplatzes im Prager Umland, konkret die Anlage des Flugzeugbauers Aero Vodochody. Wie ernst dieses Vorhaben genommen wird, belegt der Fakt, dass eine Beschwerde von zwölf mittelböhmischen Gemeinden gegen den Ausbau jüngst vom Verfassungsgericht zurückgewiesen wurde.