Statistik 2003: Zahl der Unfälle und Verkehrstoten in Tschechien nahm zu
In unserer gestrigen Sendung haben wir unter anderem darüber berichtet, dass die im Dezember eröffnete Teilstrecke der Pilsener Autobahnumgehung zwischen Ejpovice und Cernice eine neue Gefahrenquelle darstellt und es hier innerhalb eines knappen Monats bereits zu mehreren Verkehrsunfällen gekommen ist. Leider ist dieser Abschnitt des tschechischen Straßennetzes kein Einzelfall, wie ein kurzer Blick auf die Unfallstatistik des Jahres 2003 verrät. Aus dieser geht hervor, dass sich die Anzahl der Unfälle und der Verkehrstoten im zurückliegenden Jahr erhöht haben. Näheres dazu von Lothar Martin:
Jede dritte Minute hat sich im abgelaufenen Jahr 2003 in Tschechien ein Verkehrsunfall ereignet. Das dokumentieren die polizeilichen Unterlagen, in denen die Unfälle der vergangenen zwölf Monate erfasst wurden. Noch ist ihre exakte Anzahl nicht veröffentlicht worden, da die Auswertung des Monats Dezember noch nicht abgeschlossen ist. In der Zeitspanne von Januar bis November 2003 allerdings wurden mit nahezu 177.000 Unfällen bereits über 4000 mehr als zum gleichen Zeitraum des Vorjahres registriert. Und auch die Anzahl der Verkehrstoten hatte mit 1224 Personen den analogen Vorjahreswert schon um 28 überstiegen. Eine negative Bilanz, die zudem durch die bereits vorliegende Ganz-Jahres-Statistik des Südmährischen Kreises untermauert wird. Hier nämlich wurden im letzten Jahr über 30.300 Unfälle verzeichnet, ein Jahr zuvor waren es derer "nur" rund 29.100.
Zwei Drittel aller Unfälle gehen auf eine unangebrachte Fahrweise der Verkehrsteilnehmer zurück. Was darunter zu verstehen ist, fasste Josef Tesarík von der tschechischen Verkehrspolizei-Direktion so zusammen: "Die Fahrzeuglenker wenden sich ganz einfach nicht ausreichend dem Verkehrsgeschehen zu, sie fahren in die Gegenrichtung oder wenden dort, wo es nicht gestattet ist." Andere Fehlverhalten, die immer wieder zu Unfällen führen, sind das Fahren mit zu geringem Sicherheitsabstand, das Nichtbeachten der Vorfahrt, die mit dem Handy-Telefonieren einhergehende Unaufmerksamkeit und natürlich das Fahren mit zu hoher Geschwindigkeit. Der letztgenannte Grund war auch die Ursache für den tragischen Unfall eines Reisebusses, bei dem am 7. März vergangenen Jahres bei Nazidla in Südböhmen nicht weniger als 19 Menschen tödlich verunglückt sind.
Zu einer ersten leichten Verbesserung des Verhaltens im Straßenverkehr ist es mit den groß angelegten Verkehrskontrollen im vorjährigen Herbst gekommen. Bei der so genannten Aktion Christoph, die zweimal durchgeführt wurde, haben sich schon weitaus mehr Fahrzeuglenker an die Verkehrsregeln gehalten, als das zuvor der Fall gewesen ist. Innenminister Stanislav Gross ist sich jedoch bewusst, dass diese Verkehrskontrollen allein noch nicht das erhoffte Umdenken nach sich ziehen. Und er nannte Radio Prag gegenüber auch die Gründe, weshalb seiner Meinung nach sich hierzulande immer noch so viele Auto- und Motorradfahrer relativ rücksichtslos auf den Land- und Stadtstraßen fortbewegen:
"Ich denke, das hängt damit zusammen, dass sich einige die allgemeine Lockerung der Rechtsauffassung und die Einführung der Demokratie nach dem Wendejahr 1989 zu ihren Gunsten auslegen. Es gilt zwar, dass die Demokratie keine Anarchie ist, aber leider gibt es immer wieder Personen, die diesem Versuch erlegen sind. Daher werden wir es nach wie vor schwer haben, alles wieder ins Lot zu bringen."
Das so genannte Punktsystem, dass man in nächster Zeit auch in Tschechien einführen will, ist daher nur eine der Maßnahmen, mit dem der hiesige Verkehrsteilnehmer alsbald zu rechnen hat.