Stepan Rak: Ein Prager Komponist mit ungewöhnlichem Lebenslauf
Wir wollen nun einen Blick in die klassische Musikszene werfen und Ihnen einen der bekanntesten Künstler Tschechiens vorstellen. Stepan Rak gilt weit über die Landesgrenzen hinaus als ein begnadeter Gitarrist und Komponist von Symphonien, was ihm unzählige Konzertauftritte verschaffte: So spielte der heute 60-jährige Weltenbummler Rak schon in über 70 Ländern von Amerika bis Neuseeland vor den unterschiedlichsten Staatsmännern, Königen und Präsidenten oder selbstverständlich auch vor dem Musik liebenden Publikum in seiner Heimatstadt Prag. Mehr von Sebastian Kraft:
Dabei sah der Beginn seines Lebens äußerst düster aus: Stepan Rak wurde 1945 geboren - nur wann weiß keiner so genau, denn er kam unter ungeklärten Umständen in den Wirren des letzten Kriegsjahres mit Angehörigen der Roten Armee aus der Ukraine auf einem Panzer nach Prag. Da der Säugling kein Wort sprach und somit auch keiner Nationalität zugeordnet werden konnte, adoptierte ihn eine tschechische Familie. Als Geburtsdatum wurde von der Behörde der 8. August 1945 festgelegt. Seine Neigung zur Musik entdeckte Rak allerdings erst im Alter von 18 Jahren, kam dann aber aufgrund seiner Begabung schnell in Kontakt mit der Créme de la Créme der klassischen Musikszene. Zu seinen frühen Förderern gehörte Stepan Urban, ein Gitarrenlehrer, der ihm schließlich auch den Weg zu einer akademischen Laufbahn ebnete.
Diese führte ihn vor seinem Ruf als Professor an der Prager Musikakademie zu einem fünfjährigen Aufenthalt nach Finnland, wo er von 1977 bis 1982 am Aufbau einer skandinavischen Musikschule mitwirkte. Sicherlich wäre Rak bereits in jungen Jahren eine Karriere in den Zentren der westeuropäischen Kulturszene offen gestanden, wenn nicht die Kommunisten die politischen Zügel der Tschechoslowakei in der Hand gehabt hätten. Aufgrund der politischen Situation stand ihm aber nur Finnland offen, das ein Kulturabkommen mit seinem Heimatland hatte. Die Jahre in Skandinavien bezeichnet Rak heute als die schönsten in seinem Leben, was sicherlich auch mit der Geburt seiner beiden Söhne Jan und Matej zusammenhängt. Seit seiner Rückkehr arbeitet er an der Prager Musikakademie und gibt zahlreiche Konzerte in der ganzen Welt.