Stiftungsfonds für die Opfer des Holocaust

Jüdische Mennora in Terezin

Die Restaurierung eines jüdischen Friedhofes, die Unterstützung beim Bau eines Altenheims einer jüdischen Gemeinde, das Ausrichten einer Ausstellung, welche in Verbindung gebracht wird mit der jüdischen Kultur, jegliche Form von moderner Sozialarbeit oder die Ausbildung von Lehrern, welche speziell über das Judentum lehren, dies könnte bald realisiert werden dank des tschechischen Stiftungsfonds für die Opfer des Holocaust. Marion Riese berichtet über weitere Einzelheiten.

Zur Milderung des den Opfern des Holocausts zugefügten Unrechts entschied das tschechische Abgeordnetenhaus am 15. September 2000 auf Antrag der Regierung, dass dem Stiftungsfonds für die Opfer des Holocaust (tschechisch: Nadaìní fond obìtem holocaustu - kurz NFOH) 300 Millionen tschechische Kronen zugewiesen werden. Der NFOH, im Juli 2000 gegründet durch die Vereinigung der jüdischen Gemeinden auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik in Prag, sieht seine Aufgabe sowohl in der Wiedergutmachung vorgenommener Arisierungen der Vermögen, als auch in der Unterstützung von Holocaustopfern durch Sozial- und Gesundheitsprojekte. Ferner sollen vor allem Kultur- und Bildungsaktivitäten hinsichtlich des Judentums sowie Renovierungen jüdischer Denkmäler übernommen werden.

Aus diesem Grund ist es eine der Aufgaben des Fonds, die Auszahlung von Geldbeträgen an betroffene Personen bzw. deren Ehepartner, Nachfahren und sonstige Erben zu ermöglichen, deren Eigentum während der Okkupation des heutigen Tschechiens durch Nazideutschland "arisiert" worden sind. Es handelt sich dabei um Personen, denen bislang weder die gültigen Restitutionsgesetze geholfen noch durch internationale Abkommen die Rückgabe dieses Eigentums oder eine Entschädigung in irgendeiner anderen Form ermöglicht wurde. Um dieses Ziel in die Realität umzusetzen, stehen laut eines Beschlusses der Gründer der NFOH ein Drittel der von der tschechischen Regierung bereitgestellten Mittel zur Verfügung. Im Moment werden die nach Ablauf der Antragsfrist, dem 31. Dezember 2001, über 1000 eingegangene Anträge aus der ganzen Welt ausgewertet.

Im Vordergrund steht für die NFOH nun jedoch das Programm, welches tschechische Projekte von Holocaustopfern fördert, die sich mit Sozial- und Gesundheitsvorsorge sowie kulturellen und Bildungsaktivitäten hinsichtlich des jüdischen Glaubens und der Erhaltung sowie Renovierung jüdischer Denkmäler und Mahnmale befassen. Hier können noch Anträge bis zum 28. Februar diesen Jahres eingereicht werden.

Auf die Frage, welche Rückmeldungen sie von den betroffenen Personen erhält, antwortete uns Jarmila Neumannová, Projektkoordinatorin des Fonds:

"Ich kann mich erinnern, dass einige Leute glücklich waren, als sie von der Arbeit des Fonds gehört haben, weil manche von Ihnen schon über 50 Jahre lang versucht haben die tschechische Regierung hinsichtlich einer Wiedergutmachung zu kontaktieren. Sie hatten bereits jede Hoffnung aufgegeben. Einige Antragsteller sind nun sehr glücklich und empfinden es weniger als finanzielle Entschädigung, vielmehr als moralische Wiedergutmachung der Tschechischen Republik."

Der Wiedergutmachung bzw. die Unterstützung des NFOH im Rahmen der verschiedenen Programme sind Ausdruck einer humanitären Geste der Regierung und des Parlaments der Tschechischen Republik für die Opfer des Holocausts und ihren Erben. Weitere Informationen bekommen Sie unter www.fondholocaust.cz.

Autor: Marion Riese
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