Stille Besinnung oder Säuberungswahnsinn?
Putzen, waschen, wischen, schrubben - ach nein, nichts dergleichen! Habe ich mir doch als emanzipierte Frau vorgenommen, auf die Einhaltung der alten tschechischen Tradition vorweihnachtlichen Säuberungswahnsinns endlich mal zu verzichten! Das Lebkuchen- und Weihnachtsstollenbacken steht auch nicht auf dem Programm, für Vanillehörnchen und Linzer-Teig-Plätzchen lasse ich mir noch zwei drei Tage Zeit. Also dann - ab die Post!
Putzen, waschen, wischen, schrubben - ach nein, nichts dergleichen! Habe ich mir doch als emanzipierte Frau vorgenommen, auf die Einhaltung der alten tschechischen Tradition vorweihnachtlichen Säuberungswahnsinns endlich mal zu verzichten! Das Lebkuchen- und Weihnachtsstollenbacken steht auch nicht auf dem Programm, für Vanillehörnchen und Linzer-Teig-Plätzchen lasse ich mir noch zwei drei Tage Zeit. Also dann - ab die Post! Ich breche zu einem Stadtbummel auf und will ihn so richtig genießen! (Auch zum 13. Mal seit 1989 finde ich es immer noch toll, nicht dem Besuch eines Väterchen Frost, sondern dem Fest der Geburt Christi entgegen sehen zu dürfen.) Meine Tour beginnt am Altstädter Ring mit dem riesengroßen Weihnachtsbaum, den die Hauptstadt von einer ostmährischen Berggemeinde geschenkt bekommen hat. An einer der unzähligen Weihnachtsbuden mit dem üblichen Angebot kaufe ich mir Glühwein und schlendere weiter Richtung Wenzelsplatz. Auch hier der Weihnachtsmarkt, wo Kitsch über Kunst wieder einmal die Oberhand gewonnen hat. Im Menschengedränge halte ich Ausschau nach potentiellen Taschendieben, über deren beginnende Hochsaison die Presse dieser Tage informiert, und mache gleich einen Abstecher in den neuen Palast der Bücher. Eine schöne Flucht in eine Welt, wo mit einem Schlag Ruhe und Stille herrschen. Die prallvollen Bücherregale, hübsch nach Sparten, Fächern, Genres bzw. Themen geordnet, versetzen mich beinahe in Begeisterung. Wer von den Mitmenschen in meiner Nähe, so schießt es mir durch den Kopf, weiß noch, wie man sich in den alten Zeiten der Planwirtschaft immer donnerstags in einer Schlange vor einer Buchhandlung anstellen musste, um einen neu erschienenen Titel zu ergattern?
Ich mache es mir bequem, neben mir ein Stapel von Büchern, und blättere und lese, blättere...auf einmal habe ich kein Sitzfleisch, verlasse den Bücherpalast und bin auf einmal - völlig unerwartet - hoch motiviert, im eigenen Haushalt eine gute Tat für ein gedeihliches Weihnachtsfest vollzubringen. Ich eile nach Hause und weiß noch nicht richtig, was ich anfangen werde, doch kaum angekommen entscheide ich mich schnell. Schon geht es ruckzuck: alle Bücher raus aus den Regalen! Sie werden liebevoll entstaubt und dann wieder an ihrem ursprünglichen Standort platziert - diesmal jedoch hübsch nach Sparten, Fächern, Genres bzw. Themen geordnet. Keine leichte Arbeit. Müde aber zufrieden gehe ich schlafen. Für den nächsten Tag habe ich das Fensterputzen eingeplant - eigenhändig!