Straßenkünstler und Stars: Festival „Prag lebt von Musik“

Festival Praha žije hudbou 2022

Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass es kaum Straßenkünstler in der Prager Innenstadt gibt? Das liegt an den äußerst strengen Regeln der Stadtverwaltung. Auf diesen Missstand will das Straßenfestival Praha žije hudbou – zu Deutsch „Prag lebt von Musik“ – aufmerksam machen.

Jan Gregar | Foto: Archiv von Jan Gregar

Live-Musik in den Gassen der Prager Innenstadt. Einmal im Jahr lässt sich das erleben, nämlich im Rahmen des Festivals „Prag lebt von Musik“. Denn üblich ist das nicht. Seit 2013 gibt es sehr strenge Regeln für Straßenmusiker. Wer öffentlich auftreten will, muss sich an viele Regeln halten. Außerdem dürfen in der Innenstadt viele Instrumente überhaupt nicht gespielt werden. Diese Hürden sind zu hoch für Barden, die „einfach mal so“ auftreten wollen. Das findet auch Jan Gregar, der Organisator des Festivals „Prag lebt von Musik“:

„Es war ein Zufall, dass wir mit dieser Problematik konfrontiert wurden. Denn eigentlich haben wir dieses Festival mit der Idee organisiert, im Allgemeinen das Musizieren im öffentlichen Raum in Prag zu fördern. Im selben Jahr wurden neue strenge Regeln eingeführt, die die Liveperformance-Szene auf der Straße stark einschränken.“

Foto:  Festival „Prag lebt von Musik“

Zum siebten Mal wird das Festival nun veranstaltet. Aber hat die Stadt inzwischen ihre rigorose Politik überdacht?

„Die Lage hat sich etwas gebessert. Nach unseren Anfragen hat die Stadtverwaltung einige Änderungen vorgenommen. Zum Beispiel wurde die erlaubte Spielfläche von anderthalb auf zwei Quadratmeter vergrößert. Es gibt also gewisse Änderungen, aber sie gehen uns noch nicht weit genug“, so der Organisator.

Bei dem Festival ist das Programm sehr vielfältig. Von Hip-Hop über Jazz, Folk oder klassische Musik bis zu Pop oder Poetry-Slam ist fast alles mit dabei. Auf den Bühnen werden unter anderem tschechische Stars wie Aneta Langerová und Lenka Dusilová oder auch die Folk-und-Jazz-Band Scott & Lila aus Berlin stehen. Ebenso treten aber Kleinkünstler und Hobby-Barden in den Gassen auf. Gregar verrät, dass sich das Programm nicht bloß auf Musik reduziert, sondern auch Akrobatikgruppen und Performancekünstler miteinbezieht. Da es sich um ein Straßenfest handelt, wird die ganze Stadt zur Bühne:

Foto:  Festival „Prag lebt von Musik“

„Die Hauptroute verläuft von der Insel Kampa durch die Innenstadt über den Wenzelsplatz bis zum Platz der Republik. Unsere Absicht war, dass die Besucher durch die Stadt gehen und unterschiedliche Künstler entdecken können. Aber wir wollen die Kultur auch in andere Ecken der Stadt bringen. Insgesamt sind wir in neun verschiedenen Bezirken vertreten.“

Alle Veranstaltungen sind kostenlos. Doch die Musiker und Performer werden Hüte auslegen, in die man eine Spende hineinwerfen kann – ganz wie auf der Straße eben.

Foto:  Festival „Prag lebt von Musik“

„Prag lebt von Musik“ verspricht dieses Jahr etwas anders zu werden als in den vergangenen Jahren. Zum einen ist nun die Pandemie weitestgehend überstanden, zum anderen finden die Festivitäten vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine statt.

„Am stärksten wurden wir finanziell getroffen. Viele Betriebe haben knappe Finanzen und daher weniger Ressourcen für das Marketing zur Verfügung. Daher gingen unsere Einnahmen durch Sponsoren zurück. Außerdem wird Geld lieber an die Ukraine gespendet als an uns, was natürlich verständlich ist. Wir verlangen für das Festival keinen Eintritt, wodurch uns die Finanzen fehlen. Wenn den Menschen also unser Programm gefällt, würden wir uns über den Kauf eines freiwilligen Tickets sehr freuen. Oder man schmeißt einfach den Straßenkünstlern eine Münze in den Hut. Im Übrigen haben wir mit einem Aufruf eine Initiative gestartet und ukrainische Künstler eingeladen, ebenfalls bei uns aufzutreten. Tatsächlich sind am Freitag und Samstag einige mit dabei“, sagt Jan Gregar.

Foto:  Festival „Prag lebt von Musik“

Das Straßenfest Praha žije hudbou (Prag lebt von Musik) startet am Freitagmittag und geht bis Samstagabend. Mehr Informationen finden Sie auf der Website https://www.prahazijehudbou.cz in tschechischer Sprache.

Autor: Julian Faik
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