Streik in 3000 Schulen Tschechiens: auf Konsequenzen wird gewartet

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Über 72.000 Pädagogen von mehr als 3.000 Schulen haben am Montag nicht unterrichtet. Am ersten Tag nach den Sommerferien wurde landesweit ein Lehrerstreik ausgerufen. Markéta Maurová berichtet.

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Etwa die Hälfte der Grund- und Mittelschulen in Tschechien blieb am Montag geschlossen. Die Lehrer haben sich zu ihrer größten Protestaktion in der Geschichte des Landes entschieden, um das sozialliberale Kabinett dazu zu drängen, ihre Löhne zu erhöhen. Der Chef der Schulgewerkschaften, Frantisek Dobsik, ist überzeugt, dass der Streik erfolgreich war, obwohl daran nur eine Hälfte der Schulen teilnahm:

"Es gab eine Gruppe von Schulen, die uns bekannt gaben, sie wären auch bereit, mehrere Tage zu streiken, und die einen eintägigen Streik nicht als adäquate Lösung betrachteten. Weitere Schulen haben ihre Unterstützung des Streiks auf verschiedene andere Weise demonstriert. Ich glaube allerdings, dass es nicht um die Zahlen geht, sondern um ein Signal an die Regierung. Und dieses Signal war ausreichend."

Schulministerin Petra Buzkova hält den Protest der Lehrer für legitim, aber nicht für begründet:

"Ich bin mit ihnen in zahlreichen ihrer Forderungen einverstanden, andererseits bin ich davon überzeugt, dass in diesem Jahr ein merklicher Schritt zur Erfüllung der Forderungen getan wurde. Deswegen betrachte ich den Streik als überflüssig."

Premier Vladimir Spidla  (re.),  Foto: CTK
Premier Vladimir Spidla hat den Streik als nicht adäquat bezeichnet. Die Protestaktion hat auch Präsident Vaclav Klaus nicht gefallen. Ihm zufolge muss man die Möglichkeiten respektieren, die die tschechische Wirtschaft hat:

"Des weiteren bin ich nicht der Meinung, dass absolut alle Lehrer niedrige Gehälter haben. Diese Forderungen führen zu einer weiteren Nivellierung, zur weiteren Beschränkung der Möglichkeiten der Direktoren, den Guten mehr und den nicht Guten weniger zu geben."

Sollte die Regierung auf den Streik nicht reagieren, sind die Schulgewerkschaften bereit, weitere Protestaktionen auszurufen. Was die Pädagogen vom Kabinett erwarten, sagte Dobsik dem Tschechischen Rundfunk:

"Die Regierung wird diese Woche beraten. Wie uns bestätigt wurde, wird sie dabei wahrscheinlich nicht über die Finanzierung des 16-Tarifklassen-Lohnsystems entscheiden. Ich will keinem drohen, ich will verhandeln. Es liegt jedoch an der Regierung, ob sie bereit sein wird, der Priorität des Schulwesens entgegen zu kommen, die sie selbst in der Programmerklärung festgelegt hatte."