Strom statt Diesel – Tschechische Städte setzen auf Akkubusse

Foto: Archiv der Verkehrsbetriebe Hradec Králové

Während in Deutschland über Elektromobilität hauptsächlich im Individualverkehr gesprochen wird, ist sie in Tschechien vor allem im öffentlichen Nahverkehr ein Thema. Viele Städte betreiben hier noch Oberleitungsbusse, ein Verkehrsmittel, das in Deutschland fast ausgestorben ist. Nun sollen auch noch Elektrobusse dazukommen, die aus Akkus gespeist werden.

Foto: Archiv der Verkehrsbetriebe Hradec Králové
Elektrofahrzeuge gelten als die automobile Zukunft – wenn denn das Reichweitenproblem gelöst werden kann. Die Akkus zur Energiespeicherung sind schwer und können nicht ausreichend Strom speichern für längere Strecken. Hinzu kommen recht lange Aufladezeiten an der Steckdose.

Ein Bereich, in dem all diese Nachteile nur eine bedingte Rolle spielen, ist der städtische Nahverkehr. Busse haben viel Platz für Akkus, fahren keine langen Strecken und können über Nacht bequem aufgeladen werden. Daher experimentieren einige tschechische Städte mit der neuen Technologie. Im ostböhmischen Hradec Králové / Königsgrätz wurde gerade solch ein Bus angeschafft, wie Josef Urban, der leitende Techniker der Verkehrsbetriebe erklärt:

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„Der Bus ist ein hundertprozentiges Niederflurfahrzeug mit Platz für Rollstuhlfahrer. Er hat sowohl ein Brems- als auch ein Fahrpedal, aber er hat keinen Drehzahlmesser sondern nur einen Tachometer. Und er hat einen Computer, der den Zustand der Batterie anzeigt.“

Das Elektrofahrzeug soll mit einer Ladung 160 bis 180 Kilometer weit fahren können. Dabei sind bei den Verkehrsbetrieben in Hradec bereits seit langer Zeit Elektrobusse im Einsatz. Allerdings handelt es sich um Oberleitungsbusse, in Tschechien Trolleybusse genannt. Diese sind aber im Vergleich zu einem Dieselbus mehr als doppelt so teuer in Anschaffung und Wartung. Daneben muss ein Oberleitungsnetz unterhalten werden, und die Busse sind wegen der Bindung an den Fahrdraht unflexibel. Die herkömmlichen Dieselbusse dagegen verbrauchen mehr Energie im Fahrbetrieb, sind laut und erhöhen die Emissionswerte in der Stadt. Die Verkehrsbetriebe setzen daher auf einen Mischbetrieb. František Meduna von der Marketingabteilung der Verkehrsbetriebe aus Hradec:

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„Die Akkubusse ziehen wir nun in Betracht, weil wir unsere 31 Oberleitungsbusse mit finanzieller Hilfe der EU erneuert haben. Und die Akkubusse sind eine Möglichkeit, den restlichen Fuhrpark zu modernisieren.“

Denn ein Akkubus kostet zwar acht Millionen Kronen (320.000 Euro), das sind drei Millionen Kronen (120.000 Euro) mehr als ein Dieselbus. Aber er verbraucht bis zu 70 Prozent weniger Energie – und er ist leiser und sauberer. Die Verkehrsbetriebe von Hradec Králové wollen den Akkubus nun ein halbes Jahr testen und danach entscheiden, ob sie weitere Fahrzeuge anschaffen.

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Auch Prag, Týn nad Vltavou / Moldautein und Brno / Brünn testen seit einiger Zeit solche Akkubusse. In Brünn aber hat man durchwachsene Erfahrungen mit den Fahrzeugen gemacht. Oftmals sei die Batterie zu früh leer gewesen, und im Winter habe die Heizung Schwierigkeiten bereitet. Ob sich das Konzept also gegen den etablierten Diesel-Stadtbus durchsetzen wird, bleibt abzuwarten.