Studentenproteste erreichten ihren Höhepunkt

Woche der Unruhe in Prag (Foto: CTK)

Eine "Woche der Unruhe" - so die offizielle Bezeichnung - haben tschechische Studentinnen und Studenten nun hinter sich. Von vielen Hochschullehrern unterstützt drängten sie auf bessere finanzielle Ausstattung der Universitäten. Diskussionsveranstaltungen, Vorträge und verschiedene Happenings haben die Woche geprägt, Höhepunkt war am Donnerstag eine große Studentendemonstration in Prag und die Übergabe einer Petition an Schulministerin Petra Buzkova. Mehr dazu von Gerald Schubert:

Woche der Unruhe in Prag  (Foto: CTK)
Seit den großen Protestkundgebungen der so genannten Samtenen Revolution, die vor knapp fünfzehn Jahren das Ende des kommunistischen Regimes eingeläutet hatten, war es die größte Demonstration tschechischer Studenten. Wenn auch - was die Anzahl der Demonstranten betrifft - mit einigem Abstand. Aber immerhin: Mehr als zweitausend Hochschüler und Hochschülerinnen aus dem ganzen Land waren am Donnerstag nach Prag gekommen, um auf die ihrer Ansicht nach unbefriedigende Situation an den tschechischen Universitäten hinzuweisen. Einer der Organisatoren erklärt gegenüber Radio Prag:

"Wir wollen die Öffentlichkeit und vor allem die Regierung darauf aufmerksam machen, dass die tschechischen Hochschulen unterfinanziert sind. Wenn ich einen Vergleich mit der Europäischen Union ziehe: In der EU bekommen die Hochschulen 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, in der Tschechischen Republik nur 0,8 Prozent. Das ist also nur etwa die Hälfte."

Woche der Unruhe in Prag  (Foto: CTK)
Diese Situation, so meint der Student, mache sich auch in der Qualität des Unterrichts bemerkbar:

"Die Lehrer bekommen nicht genug Geld, um nur unterrichten zu können. Sie müssen nebenbei noch andere Berufe haben."

In der Regierung mangelt es auch gar nicht an Verständnis für die protestierenden Studenten, sehr wohl aber an Geld, das man den Hochschulen noch zusätzlich zur Verfügung stellen könnte. Laut Schulministerin Petra Buzkova hat sich die Budgetsituation außerdem in letzter Zeit durchaus verbessert:

Woche der Unruhe in Ostrava  (Foto: CTK)
"Das Schulministerium und ich selbst, wir sagen schon seit langem, dass die öffentlichen Hochschulen unterfinanziert sind. Trotzdem kommt mir diese Aktion, gerade in diesem Jahr, doch etwas übertrieben vor. Denn die Hochschulen haben dieses Jahr mehr Geld aus dem Staatshaushalt bekommen als je zuvor seit 1989. Und ich würde mir wünschen, dass sich dieser Anstieg auch in den nächsten Jahren fortsetzt."

Die Studenten bewerten ihre Aktion jedenfalls als Erfolg. Dass von heute auf morgen plötzlich mehr Geld zur Verfügung stehen wird, das hat ohnehin niemand erwartet. Der gewaltlos und oft originell vorgetragene Protest hat jedoch Aufmerksamkeit und durchaus auch Sympathien in der Bevölkerung geweckt und damit sein Ziel zunächst einmal erreicht.