Svejnar: Mit oder ohne Stars and Stripes ins tschechische Präsidentenamt?
Was haben Jürgen Klinsmann, der zukünftige Trainer des FC Bayern München, und Jan Svejnar, der Präsidentschaftskandidat der Tschechischen Republik gemeinsam? Auf den ersten Blick gar nichts, bei genauerer Betrachtungsweise aber findet man gleich mehrere Parallelen.
Beide sind in ihren Heimatländern groß geworden, aber später in die Vereinigten Staaten ausgewandert. Und beide haben es in ihrer beruflichen Karriere zu Erfolgen und internationaler Anerkennung gebracht – der eine, Klinsmann, als ehemaliger Fußballprofi und als neumodischer Trainerzampano der deutschen Fußball-Nationalmannschaft von 2004 bis 2006; der andere, Svejnar, als weltweit geschätzter Wirtschaftsexperte, der gern mit Rat und Tat Aufbauhilfe leistet, wie in Tschechien nach der Wende, in China und jetzt auch in Rumänien. Beide Koryphäen aber haben auch ein und denselben Makel – ihren Hauptwohnsitz in den USA.
Jan Svejnar aber ist dienstlich in seiner Heimatstadt Prag schon weit öfter zugegen, als es die Bevölkerung bisher erfahren hat. Als ökonomischer Berater stand er seit 1990 schon mehreren Staats- und Regierungspolitikern hilfreich zur Seite. Die Liste reicht von Václav Havel über Vladimír Spidla, Martin Jahn, Karel Dyba bis hin zu Bohuslav Sobotka. Svejnar war Gründer und sieben Jahre lang Direktor des Volkswirtschaftlichen Instituts der Akademie der Wissenschaften in Tschechien. Er ist Mitglied in mehreren Verwaltungs- und Aufsichtsräten sowohl tschechischer als auch multilateraler Institute. Mehreren Abgeordneten und Senatoren, die über die Wahl des neuen Präsidenten zu bestimmen haben, ist das aber nicht Tschechisch genug. Die Kommunisten, von jeher antiamerikanisch geprägt, fordern von ihm ein, seine zweite Staatsbürgerschaft, die amerikanische, aufzugeben, wenn er Präsident werden wolle. Andere Parlamentarier wiederum bemäkeln, dass seine aus Kuba stammende amerikanische Frau einfach besser Tschechisch sprechen müsse, um sich als First Lady präsentieren zu können. Für Katherine Terrell Svejnar, die neben Englisch und Spanisch auch fließend Französisch spricht, sollte das jedoch kein Problem darstellen. Nicht von ungefähr arbeitet die anerkannte Wirtschaftsprofessorin schon jahrelang mit tschechischen Ökonomen eng zusammen. Und Svejnars Kinder? Beide haben Anfang der 90er Jahre tschechische Schulen besucht, Sohn Daniel sogar für den HC Sparta Prag Eishockey gespielt, und Tochter Laura spielt Tennis – eine weitere Nationalsportart. Und übrigens: Der deutsche Bundespräsident Horst Köhler war als Geschäftsführender Direktor des Internationalen Währungsfonds auch ein erfolgreicher Wirtschaftsexperte. Doch für tschechische Parlamentarier alles (noch) keine guten Gründe, um einen fachlich geschätzten Quereinsteiger auch als wirklich überparteilichen Präsidenten in ihrer Mitte aufzunehmen. Oder erleben wir bei den Präsidentschaftswahlen im Februar doch noch eine Überraschung? Sie hätte mit Sicherheit ein frisch strahlendes Antlitz...