Täglicher Nachrichtenüberblick
Außenminister Zaorálek: „Tschechien will europäische Lösung der Flüchtlingskrise“
Tschechien hat Vorwürfe zurückgewiesen, der bevorstehende Gipfel der Visegrád-Staaten stehe im Widerspruch zur Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Merkel. Wie Außenminister Lubomír Zoorálek am Samstag auf der Münchner Sicherheitskonferenz sagte, strebe Tschechien nach einer europäischen Lösung. Eine offizielle Anfrage des deutschen Botschafters nach den Zielen des Gipfels betrachte er nicht als Beschwerde. Der Staatssekretär für EU-Angelegenheiten Tomáš Prouza sagte der Nachrichtenagentur ČTK, die vier Visegrád-Länder würden weiterhin die enge Zusammenarbeit Merkels mit der Türkei unterstützen. „Mit der deutschen Regierung stehen wir in ständigem und engem Kontakt“, so Prouza. Zugleich wollten die Visegrád-Länder aber auch die Hilfen für Griechenland, Mazedonien oder Bulgarien verstärken, die bei einem weiteren Anstieg der Flüchtlingszahlen unter noch größeren Druck geraten könnten.
Die Regierungschefs von Polen, Tschechien, Ungarn und der Slowakei treffen am Montag zusammen. Der mazedonische Präsident und der bulgarische Premier werden ebenfalls in Prag erwartet. Der slowakische Robert Fico hatte am Samstag auf einer Pressekonferenz ins Banská Bystrica mitgeteilt, dass Deutschland beim slowakischen Außenministerium gegen das Treffen protestiert habe. Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ hatte am Samstag von einem „offenen Konfrontationskurs“ der Visegrád-Länder berichtet.
„Spiegel“: Visegrád-Staaten wollen Balkanroute abriegeln
Die vier Visegrád-Staaten Tschechien, Ungarn, Polen, und die Slowakei wollen nach einem Bericht des deutschen Nachrichtenmagazins „Spiegel“ die sogenannte Balkanroute für Flüchtlinge abriegeln. Wie der slowakische Außenminister Miroslav Lajcák dem Magazin sagte, sei es legitim, dass die Staaten auf der Balkanroute ihre Grenzen schützen wollen, solange es keine europäische politische Strategie gebe. Bei einem Treffen am Montag in Prag wollen die vier Visegrád-Länder besprechen, inwiefern den Balkanländern geholfen werden kann. Im Gespräch ist demnach eine Unterstützung Mazedoniens bei der Schließung der Grenze zu Griechenland. Die Visegrád-Länder würden sich damit dem Plan von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) entgegenstellen, den Flüchtlingszustrom vor allem mit Unterstützung der Türkei zu drosseln. Merkels Vorschlag, der Türkei Flüchtlingskontingente abzunehmen und in der EU zu verteilen, lehnte Lajcák gegenüber dem „Spiegel“ ab.
12 Verletzte bei Chlorgasunfall in Nordböhmen
Bei einem Austritt von Chlorgas in einem Hotel im tschechischen Erzgebirge sind am Freitag zwölf Menschen verletzt worden, darunter zwei deutsche Kinder. Das bestätigte Prokop Voleník, der Sprecher des Rettungsdienstes im Kreis Ustí nad Labem, am Samstag gegenüber Radio Prag. Der Unfall ereignete sich am späten Nachmittag im Hotel „Nástup“ in der Stadt Loučna pod Klinovcem / Böhmisch Wiesenthal an der deutschen Grenze. Neben den zwei Kindern befanden sich fünf dänische Touristen und fünf Tschechen unter den Opfern. Alle Opfer klagten über ernste, aber nicht lebensgefährliche Vergiftungserscheinungen. Die ausländischen Opfer wurden in Annaberg auf deutscher Seite behandelt, die Tschechen wurden in tschechische Krankenhäuser gebracht. Insgesamt mussten 50 Menschen evakuiert werden, weil Chlor aus dem Hotelschwimmbad ausgetreten war. Die Ursachen sind noch nicht bekannt. Über die Nationalität der Opfer waren in der Nacht zum Samstag zunächst noch falsche Angaben im Umlauf.
Umfrage: Ano-Partei weiter vorne in der Wählergunst
Die Ano-Partei von Vize-Premier Andrej Babiš erhält in Tschechien weiterhin am meisten Zustimmung, knapp gefolgt von den Sozialdemokraten. Wie eine Umfrage des Instituts Median ergeben hat, würden derzeit bei Wahlen 24 Prozent für Ano stimmen, 23 Prozent der Befragten favorisieren die Sozialdemokraten von Premier Bohuslav Sobotka. Es folgen die Oppositionsparteien: Auf Platz drei kamen mit 13 Prozent die Kommunisten, jeweils 9,5 Prozent Zustimmung erhielten die Bürgerdemokraten und die Partei Top 09. Sieben Prozent der Befragten würden für die Christdemokraten stimmen, die dritte Partei in der derzeitigen Regierungskoalition. Für die Umfrage, die am Freitag erschienen ist, wurden vom 13. Januar bis zum 9. Februar 1126 Personen über 18 Jahre befragt.
Designer und Havel-Weggefährte Bořek Šípek verstorben
Der Architekt und Glasdesigner Bořek Šípek ist tot. Wie seine Familie mitteilte, starb er am Samstag im Alter von 66 Jahren in Prag. Šípek war von 1992 bis 2002 Burgarchitekt unter Präsident Václav Havel und designte Glasobjekte und Möbelstücke für den Amtssitz des tschechischen Staatspräsidenten. Der gebürtige Prager studierte Möbeldesign an der Kunstgewerblichen Hochschule in seiner Heimatstadt. 1968 emigrierte er nach Deutschland, 1983 eröffnete Šípek in den Niederlanden sein erstes eigenes Architektur- und Designstudio. 1989 kehrte er nach Tschechien zurück, gründetete mehrere Studios und war als Hochschullehrer tätig. Šípek entwarf auch die Havel-Sitzbank, die seit 2013 im Gedenken an den verstorbenen Präsidenten in mehreren Städten errichtet wurde, darunter in New York, Dublin, Barcelona und Prag.
Biathlon-Weltcup in Presque Isle: Soukalová siegt auch in der Verfolgung
Biathletin Gabriela Soukalová hat auch die Verfolgung im US-amerikanischen Presque Isle für sich entschieden. Die Weltcupführende siegte am Freitag über 10 Kilometer mit drei Schießfehlern in 31:24,6 Minuten. Auf die Plätze kamen die Finnin Kaisa Mäkäräinen (+ 0:34,0/3) und die Französin Marie Dorin Habert (Frankreich, + 0:38,8/5). Nach dem Erfolg im Sprint und dem Sieg in der Verfolgung hat Soukalová ihre Führung im Gesamtweltcup weiter ausgebaut. Ihr Vorsprung vor Marie Dorin Habert beträgt 135 Punkte. Veronika Vítková kam als zweitbeste Tschechin auf Platz sechs. Bei den Männern belegte Michal Šlesingr in der Verfolgung über 12,5 Kilometer ebenfalls den sechsten Rang, es siegte der Franzose Martin Fourcade.
Eishockey: Tschechien verliert in der Euro-Hockey-Tour gegen Russland
In der Euro-Hockey-Tour musste Tschechien am Samstag eine Niederlage gegen Russland einstecken. Das Team von Vladimír Vůjtek verlor in Ostrava / Ostrau mit 2:4. Zwar konnten Tomáše Kundrátek und Jan Buchtele nach einem Rückstand ausgleichen, doch in der 51. Minute ging Russland durch Ivan Tjelegin erneut in Führung, ehe Nikita Gusev schließlich den Endstand besorgte. Für Tschechien riss damit eine Serie von fünf Siegen gegen Russland in Folge. Zuletzt hatten die Tschechen Russland am Donnerstag mit 3:2 in Třinec besiegt. Beide Spiele wurde im Rahmen der Euro-Hockey-Tour ausgetragen. Die Serie von vier Turnieren während der Saison wird von den vier besten europäischen Eishockey-Nationen Finnland, Schweden, Russland und Tschechien ausgetragen und gilt als inoffizielle Europameisterschaft.
Das Wetter am Sonntag, 14. Februar
Am Sonntag ist es in Tschechien überwiegend bewölkt mit vereinzelten Auflockerungen. Am Vormittag sind örtlich auch Schauer möglich. Von Osten her ziehen am Nachmittag ergiebigere Niederschläge auf. Die Schneefallgrenze steigt im Laufe des Tages von 600 auf 1000 Meter. Dabei liegen die Tageshöchsttemperaturen zwischen 6 und 10 Grad Celsius.