Tausende demonstrieren gegen Abbau des Sozialstaates
Am Samstag wurde in Tschechien an die Samtene Revolution von 1989 gedacht - in Prag, aber auch in anderen tschechischen Städten, hatte das Gedenken in diesem Jahr eine weitere Dimension. Die Gewerkschaften und mehrere Bürgerinitiativen hatten zu Demonstrationen gegen die Sparpolitik der Regierung aufgerufen. Die meisten Menschen kamen auf dem Prager Wenzelsplatz zusammen.
Weitere Hauptredner waren Gewerkschaftsboss Jaroslav Zavadil und der ehemalige Dissident Petr Uhl. Gewerkschafter Zavadil hatte unlängst behauptet, das Mitte-Rechts-Kabinett von Premier Petr Nečas sei die schlechteste Regierung im Land seit 50 Jahren – eingeschlossen der kommunistischen Regierungen. Bei der Hauptkundgebung erinnerte er daran, dass es bereits einige Demonstrationen gegen die Sparpolitik gegeben hat:
„Wir dürfen uns nicht mit dem zufriedengeben, was ist. Wir müssen weiter gegen die Politik der Regierung protestieren, die bereits elf Minister ausgetauscht hat. Ich finde, die Regierung hätte nicht nur schon längst abtreten müssen, sondern sie hätte eigentlich die Flucht ergreifen müssen.“
In Reaktion auf die Kundgebung warfen einige Minister den Gewerkschaften vor, die Menschen aufzuwiegeln. Premier Nečas rechtfertigte hingegen seine Politik:„Wir versuchen mit aller Anstrengung, das soziale System so zu gestalten, dass auch wirklich den Bedürftigen geholfen wird. Auf der anderen Seite muss ich daran erinnern, dass die Tschechische Republik EU-weit das Land ist, in der die geringste Gefahr besteht, zu verarmen.“
Das aber sahen die Demonstrationsteilnehmer anders, wie ein Mann bestätigte:
„Diese Regierung schert sich nicht um die Menschen. Wir betteln um jede Krone, damit wir überleben können.“