Terror auf Weihnachtsmarkt: Tschechien trauert mit den Berlinern

Foto: ČTK

Es war ein schwarzer Montagabend: Ein Lkw fährt in einen gut besuchten Weihnachtsmarkt. Der Anschlag in Berlin hat auch Reaktionen in Tschechien ausgelöst: Die Bundeshauptstadt ist ein beliebtes Reiseziel für Tschechen. Bisher sind die Politiker in Prag mit Verurteilungen und Warnungen aber noch vorsichtig.

Twitter-Profil von Robert Pelikán
„Ich bin ein Berliner“ – Diesen Satz teilte Justizminister Robert Pelikán (Partei Ano) in den frühen Morgenstunden auf seinem Twitter-Profil. Genauso wie er drückten auch andere Mitglieder der Regierung ihr Entsetzen und ihr Mitgefühl aus für die Opfer des mutmaßlichen Anschlags vom Montagabend. So auch Premier Bohuslav Sobotka (Sozialdemokraten), ebenfalls via Twitter:

„Ich möchte den Hinterbliebenen der Opfer der Anschläge in Berlin mein Beileid aussprechen und auch meine Solidarität mit der deutschen Bundesregierung. Es tut mir unbeschreiblich leid um die verlorenen Leben.“

Außenminister Lubomír Zaorálek (Sozialdemokraten) äußerte sich ebenfalls mit Bedauern zu den Vorfällen:

Nach dem Anschlag in Berlin  (Foto: ČTK)
„Es ist eine abscheuliche Tat, wer auch immer sie verübt hat. Im Hinblick auf die derzeitige Lage in der Welt war so etwas aber zu erwarten.“

Das tschechische Außenministerium konnte immerhin in einer Sache Entwarnung geben. Tomáš Podivínský ist der Botschafter in Berlin:

„Die Identifizierung der Leichen ist noch nicht abgeschlossen. Wir können aber bisher ausschließen, dass sich tschechische Staatsbürger unter den Opfern befinden.“

Außenministerium in Prag  (Foto: Daniel Baránek,  CC BY-SA 3.0)
Auch eine Reisewarnung wollte das Außenministerium in Prag für die Bundesrepublik vorerst nicht aussprechen. Auf die Frage nach dementsprechenden Empfehlungen antwortete die Sprecherin des Außenministeriums, Michaela Lagronová, noch am Montagabend:

„Nein, eine Reisewarnung wollen wir noch nicht aussprechen. Vor allem deswegen, da auch die deutschen Behörden selbst noch keine Warnung ausgegeben haben. Erst muss festgestellt werden, was passiert ist, und wer genau der Täter war. Dann kann man über bestimmte Reiseempfehlungen sprechen.“

Die tschechischen Bürger in Deutschland, die sich im Reisewarnsystem Dorzd registriert haben, werden laut Lagronová fortlaufend über die Lage informiert.

Milan Chovanec  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Auf den Weihnachtsmärkten in Prag, aber auch an Bahnhöfen und anderen öffentlichen Einrichtungen in Tschechien wurden die Sicherheitsmaßnahmen sofort verstärkt. Innenminister Milan Chovanec (Sozialdemokraten) warnt jedoch vor Panik:

„Wir werden mehr Polizeikräfte in den tschechischen Städten einsetzen. Die Polizeipräsenz soll noch deutlicher zu sehen sein. Gleichzeitig muss ich klar sagen: Wir haben keine Informationen darüber, dass sich etwas Ähnliches auch in Tschechien ereignen könnte.“

Weihnachtsmarkt auf dem Náměstí Míru  (Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag)
Auf den Prager Weihnachtsmärkten war trotz der Ereignisse in Berlin viel los am Dienstagvormittag. Tadeáš Bohatec betreibt einen Glühwein- und Bratwurststand auf dem Náměstí Míru im Prager Stadtzentrum:

„Ich habe keine Angst hier, aber ich weiß nicht wirklich, was ich zu den Ereignissen sagen soll. Bisher sind keine Auswirkungen auf dem Weihnachtsmarkt zu spüren. Auch wenn man viel darüber spricht an den Ständen.“

Ähnlich sieht es David. Er verkauft das beliebte Süßgebäck Trdelník:

Nach dem Anschlag in Berlin  (Foto: ČTK)
„Hier habe ich bisher keine Angst, in Deutschland dürfte es viel schlimmer sein. Aber ich denke, so etwas ist in Zukunft auch hier möglich. Ansonsten, die Leute lassen sich heute nichts anmerken. Alles ist so wie gestern.“

Martina Štěpánková frühstückt auf dem Weihnachtsmarkt. Ganz wohl ist ihr dabei aber nicht an dem Vormittag nach dem Anschlag in Berlin:

„Ich habe schon Angst. Ich schaue mich auch die ganze Zeit um, ob nicht irgendwo etwas Verdächtiges ist. Ich weiß nicht, ob so etwas auch hier passieren könnte. Ich befürchte aber, dass alles möglich ist. Vor allem weil Prag als eine der schönsten Weihnachts-Städte in den Medien ist.“

Foto: ČTK
Ivan Růžička genehmigt sich einen Glühwein auf dem Christkindelmarkt auf dem Tylovo Náměstí:

„Angst habe ich keine. Ich vertraue da ganz der tschechischen Polizei und der Regierung, dass sie die Sache unter Kontrolle hat. Ich verurteile aber, dass die vorweihnachtliche Stimmung zu solchen Taten missbraucht wird.“