Theater.cz: Prag im Zeichen des deutschsprachigen Theaters

Es gehört bereits zu den Fixpunkten des Prager Kulturherbstes: das Festival des deutschsprachigen Theaters. Am Sonntag ist es trotz finanzieller Trubulenzen in seinen vierzehnten Jahrgang gestartet. Eröffnet wurde das diesjährige Festival des deutschsprachigen Theaters am Sonntag mit Andreas Kriegenburgs mehrfach preisgekrönter Inszenierung von Franz Kafkas Romanfragment „Der Process“.

Die Schauspieler der Münchner Kammerspiele wussten in Kriegenburgs Gesamtkunstwerk mit einer beachtenswerten Leistung zu überzeugen. Kriegenburgs Bühnenbild in Form eines Riesen-Auges mit seiner drehbaren, als Bühne genutzten Linse, stellt auch höchste körperliche Anforderungen an die Ensemble-Mitglieder. Doch trotz oder gerade wegen der spektakulären Inszenierung, in der die Hauptfigur Josef K. gleich in mehrfacher Ausgabe auftritt, ist auch der Zuschauer ordentlich gefordert, um während der fast dreistündigen Aufführung in Kafkas hochkomplexem Text nicht den Faden zu verlieren.

Ermöglicht wurde das Festival auch diesmal durch die Zusammenarbeit aller deutschsprachigen Länder mit Unterstützung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds und des tschechischen Kulturministeriums.

„Ich glaube, dass dieses Festival bewiesen hat, dass es ein unverzichtbarer Bestandteil des Prager Kulturlebens war, ist und auch in Zukunft sein wird“, so die österreichische Botschafterin, Margot Klestil-Löffler. Ihr Kollege aus Luxemburg, Jean Faltz:

„Wir sind der kleinste Partner bei diesem Festival, aber wir freuen uns immer, dabei zu sein. Auch in diesem Jahr haben wir eine interessante Produktion aus Luxemburg. Es ist ‚Ein Mond für die Beladenen’ von Eugene O’Neill.“

Für die deutsche Botschaft ergänzte Stefan Gallon: „Seit dreizehn Jahren ist das Prager Theaterfestival ein Höhepunkt der deutschsprachigen Kultur hier in Tschechien. Und auch dieses Jahr ist es eine Priorität in unserem Engagement und der Zusammenarbeit mit unseren tschechischen Partnern.“

„Die Schweiz als deutschsprachiges Land freut sich sehr, wieder dabei zu sein. Als Künstler ist diesmal Franz Hohler beim Festival dabei“, so Dominique Petter von der Botschaft der Schweiz. Der Schweizer Liedermacher, Kabarettist und Schriftsteller Franz Hohler liest in Prag aus seinen „Grotesken Geschichten“.

Unter Beteiligung des deutsch-schweizerischen Theaterlabels „Rimini Protokoll“ ist „Vùng biên giới“ entstanden, eine deutsch-tschechisch-vietnamesische Koproduktion, die die Rolle der vietnamesischen Community in Ostdeutschland und Tschechien vor und nach 1989 beleuchtet. In einer bunten Inszenierung erzählen Vietnamesen aus ihrem Leben in der DDR, in der ČSSR, in Deutschland, in Tschechien. Auf Deutsch, auf Tschechisch und auf Vietnamesisch.