Torwart Čech neuer Rekordhalter unter Tschechiens Fußballern des Jahres
Die besten tschechischen Fußballer spielen seit mehreren Jahren nur noch im Ausland. Aber auch von dort kam zuletzt fast keine Kunde mehr, dass ein renommierter Verein einen großen Pokalgewinn gefeiert hätte, an dem auch ein tschechischer Kicker maßgeblichen Anteil hatte. Mit einer Ausnahme: Im vergangenen Jahr gewann der FC Chelsea die Champions League, auch weil er mit Petr Čech einen hervorragenden Torwart zwischen den Pfosten hat – und das schon seit knapp neun Jahren. Der 30-jährige Čech hat daher nicht unerwartet die Umfrage zum besten tschechischen Fußballer des Jahres 2012 gewonnen.
„Ivo Viktor ist eine Legende des tschechoslowakischen Fußballs. Pavel Nedvěd hat den Goldenen Ball der Uefa gewonnen, bei der Wahl zum besten tschechischen Fußballer aber war er nicht so erfolgreich wie ich. Diese Aufzählung ließe sich fortsetzen. Unter den Siegern der Umfrage sind viele hervorragende Spieler, von ihnen habe aber ich die Trophäe am häufigsten gewonnen. Das ist eine riesige Ehre für mich.“
Die Auszeichnung „Fußballer des Jahres“ in Tschechien beziehungsweise in der Tschechoslowakei wurde am Montag in Prag zum 48. Mal vergeben. Die Torhüter Petr Čech und Ivo Viktor haben folglich fast ein Viertel aller Umfragesiege für sich verbucht. Der heute schon 70 Jahre alte Viktor, dessen größter Erfolg 1976 der EM-Titel von Belgrad war, sieht jedoch einige Unterschiede, was das Torwartspiel von gestern und heute ausmacht:„Wir standen früher viel mehr auf der Linie und sind nur ziemlich selten aus unserem Kasten herausgelaufen. Außer beim Abstoß brachten wir unsere Füße kaum zur Geltung – es ging höchstens darum, einen weiten Ball des Gegners noch vor dessen Angreifern einfach wegzuschlagen. Meine Stärke war der weite Abwurf mit der Hand. Ich dachte damals, dass die Entwicklung in diese Richtung weitergehen würde, doch das Gegenteil war der Fall.“
Heutzutage muss ein guter Torwart auch im Feld mitspielen können, er muss Spielsituationen gut antizipieren und wenn möglich auch schnelle Gegenstöße einleiten können. Das sind Fähigkeiten, die Petr Čech zweifellos besitzt. Dennoch zeigte auch er sich ein wenig davon überrascht, dass er als Torwart die Umfrage seit 2008 ununterbrochen gewonnen hat:„Eigentlich kommt es nicht sehr häufig vor, dass solche Umfragen von Torhütern gewonnen werden. Ansonsten liegen doch meistens die Spieler vorn, die viele Tore schießen. Das ist ihr Vorteil.“
Auch wenn Keeper Petr Čech also in die Kategorie der defensiven Spieler gehört, so freut er sich jedes Mal aufs Neue, wenn seine Leistungen so gewürdigt werden. Auf der anderen Seite aber wird seine Laune derzeit auch ein wenig getrübt: Er kann nicht spielen, weil der kleine Finger seiner linken Hand gebrochen ist. Weshalb ihm das mächtig wurmt, hat einen guten Grund: Am Donnerstag kommender Woche wird der FC Chelsea in der Europa League bei Sparta Prag antreten.„Zwölf Jahre habe ich als Spieler von Chelsea oder eines anderen europäischen Clubs gewartet, um in einem europäischen Wettbewerb gegen ein tschechisches Team anzutreten. Wenn ich jetzt nicht spielen kann, dann wäre das eine Ironie des Schicksals. Weitere zwölf Jahre werde ich wohl nicht haben, um darauf zu warten. Ich hoffe also, dass ich gegen Sparta spielen kann.“Und das wünschen sich auch die Fans der beiden Mannschaften. Das Stadion des tschechischen Rekordmeisters ist nämlich für diese Begegnung schon seit Tagen ausverkauft.