Traditionen, Jazz und Castingshows

Khamoro (Foto: Jana Šustová)
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Am 8. April wird auch in Tschechien der Welttag der Roma begangen. Radio feiert das mit Musik.

Die Musik der Roma gehört zum kulturellen Erbe in Tschechien. Roma-Musiker zeigen immer wieder, dass sie ausgezeichnete Künstler sind. Dabei wird immer wieder deutlich, dass die Interpreten nicht nur traditionelle Kompositionen beherrschen, sondern auch mit der Zeit gehen und moderne Stile in ihre Musik einbauen. So sind weltweit viele verschiedene Stile der „Roma“-Musik entstanden, wobei die Unterschiede teils gewaltig sind. Abgesehen davon gibt es immer eine bestimmte Musik für die „Mehrheitsgesellschaft“ sowie Lieder und Tänze, die nur innerhalb der eigenen Community gespielt werden.

Khamoro

Khamoro  (Foto: Jana Šustová)
Das Festival Khamoro (Romani für „Sonne“) in Prag ist das Aushängeschild für die Roma-Kultur hierzulande, organisiert wird es seit 1999 von den Vereinen Slovo 21 und SP Saga. Jedes Jahr bringt es die wichtigsten internationalen Roma-Musiker an die Moldau. Das Festival bietet aber auch Ausstellungen, Filmvorführungen, Workshops und Diskussionen zum Thema Roma. Mittlerweile besuchen im Schnitt 10.000 Menschen aus Tschechien und dem Ausland das Event, womit Khamoro das größte Roma-Festival der Welt ist. In seiner gut zwanzigjährigen Geschichte haben sich so bereits 160 Roma-Bands aus 40 Ländern vorgestellt.

Věra Bílá

Věra Bílá | Foto: Columbia
Von der unbestritten größten Roma-Sängerin, Věra Bílá, musste Tschechien vergangenen Monat Abschied nehmen. Sie starb Mitte März im Alter von nur 64 Jahren in Plzeň / Pilsen. 1954 wurde Věra Bílá als Věra Giňová im westböhmischen Rokycany geboren. Ihre Familie gehörte zu den Roma, die nach dem Krieg aus der Slowakei nach Böhmen gekommen sind. Die Armut, die alltäglichen Leiden, aber auch der fatalistische Lebensoptimismus der Gemeinschaft der Roma haben Bílás Werk beeinflusst. Familientragödien, Alkoholismus und Spielsucht gehörten zu den üblichen Themen ihrer Lieder, genauso aber die kleinen Freuden des Lebens.

Iva Bittová

Eine weitere wichtige Sängerin mit Roma-Hintergrund ist Iva Bittová – obwohl sie in dem Sinne eigentlich keine Roma-Musik macht. Die Leidenschaft für Musik hat sie von ihrem Vater Koloman Bitto, der einer der wichtigsten Roma-Interpreten hierzulande war. Ihr eigenes Werk hat sie mittlerweile über die Grenzen Tschechiens hinweg bekannt gemacht und brachte sie auf die ganz großen Bühnen der Welt.

Iva Bittová  (Foto: Dmitrij Roschkow,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 3.0)
Gemeinsam mit dem Komponisten und Schlagzeuger Pavel Fajt feierte Iva Bittová ihre größten Erfolge. Ihr Repertoire ist dabei beeindruckend – es reicht von eigenen Kompositionen und Volksliedern, über Jazz und Rock bis hin zu klassischer Musik und Opernarien. So sang Bittová 2004 beispielsweise die Elvira aus Mozarts „Don Giovanni“ in der Carnegie Hall in New York. Daraus entstand außerdem eine enge Zusammenarbeit mit der US-Combo Bang On A Can All Stars – das Resultat war eine Reihe von Konzerten und das Album „Elida“. Derzeit steht Iva Bittová hinter zahlreichen Performance-Projekten sowie Veranstaltungen für Kinder.

Ida Kelarová

Die Sängerin, Musikerin und Chorleiterin Ida Kelarová ist die Schwester von Iva Bittová. Sie hat sich vor allem der Weitergabe von Roma-Liedern verschrieben. Nach einigen Jahren in Wales und Dänemark gründete Kelarová eine Gesangsschule in Tschechien.

Gipsy.cz  (Foto: Pavel Ševela,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 3.0)
Gemeinsam mit dem Kinderchor Čhavorenge und der Tschechischen Philharmonie entstand das Album „Hej Romale“. Ida Kelarová hat dafür mit Kindern aus tschechischen und slowakischen Roma-Ghettos traditionelle Lieder einstudiert. Der Erlös aus den CD-Verkäufen sollte die soziale Lage in den Wohngegenden der Roma entschärfen.

Hip-hop

Der Hip Hop gehört mittlerweile zum festen Bestandteil der Kultur und des Lifestyle junger Roma. Die Künstler verbinden in ihrer Musik oft traditionelle Klänge mit Hip Hop und Rap. Der erfolgreichste Interpret ist dabei Radek Banga, der unter dem Namen Gypsy.cz auftritt. Mittlerweile steht er schon seit 13 Jahren auf der Bühne und wurde schon mehrfach ausgezeichnet, unter anderem 2006 mit dem wichtigsten Musikpreis Anděl. Höhepunkt der Karriere von Radek Banga war sicher 2007 der Auftritt beim Glastonburry-Festival. Er war damit der erste Musiker aus Tschechien, der beim größten britischen Event zu hören war.

Erfolge bei Casting-Shows

Monika Bagárová  (Foto: Jana Šustová)
Für viele Roma-Musiker waren vor allem Casting-Shows ein Sprungbrett ins Rampenlicht. So gewann zum Beispiel Vlasta Horváth im Jahr 2005 die tschechische Version von „Deutschland sucht den Superstar“. Das Multiinstrumental-Talent hat diesen März sein viertes Album „Stále nevěřím“ herausgebracht.

Ein weiterer Roma-Castingstar ist Monika Bagarová. Sie sang sich vor allem mit ihrer samtweichen Stimme in die Herzen des Publikums, und mit ihrer bemerkenswerten musikalischen Reife. Im Jahr 2011 debütierte sie mit ihrem Album „Shining“ und macht mittlerweile vor allem Jazz, Soul und R’n’B.

Bei „Tschechien und die Slowakei suchen den Superstar“ punktete auch Jan Bendig, das vor allem mit Liedern von Věra Bílá. Gemeinsam mit ihm und Milan Kroka plante die Grand Dame der tschechischen Roma-Musik auch ihr großes Comeback in diesem Jahr.