"Transformation der Herzen"

Kardinal Miloslav Vlk (Foto: Zdenek Valis)
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Unter dem Thema "Christen gestalten Europa an der Schwelle zum dritten Jahrtausend" veranstaltet das Bistum Regensburg im halbjährigen Turnus das "Regensburger Domforum". Die Reihe wurde im vergangenen Herbst von Altbundeskanzler Helmut Kohl eröffnet, als zweiter Gastredner folgte nun der Prager Erzbischof, Miloslav Kardinal Vlk. Sebastian Kraft war für Radio Prag im Regensburger Dom dabei.

Kardinal Miloslav Vlk  (Foto: Zdenek Valis)
Umrahmt von den Klängen der weltbekannten Regensburger Domspatzen schärfte Kardinal Vlk, das Oberhaupt der katholischen Kirche in Tschechien, den Blick der knapp 150 Zuhörer auf den christlichen Samen Europas, der eine weit reichende ökumenische Bedeutung für den europäischen Einigungsprozess habe. Ohne sein christliches und kulturelles Erbe sei Europa als "Einheit in der Verschiedenheit" nicht lebensfähig, so Vlk:

"Es ist notwendig, dass Christen ihre christlichen Prinzipien und das Evangelium in die Welt und die Gesellschaft bringen. Europa ist aus den christlichen Wurzeln heraus gewachsen. Wenn diese Prinzipien in den Wurzeln da sind und Europa auf Ihnen gebaut wurde, muss man von ihnen weiterleben. Wir müssen dies nicht nur mit Worten, sondern auch mit unserem Lebensstil verdeutlichen. Die Leute sind nicht immer interessiert an unseren Predigten, sondern an unserem Leben. Diese Lebensweise strahlen wir dann in die Gesellschaft um uns herum aus."

Der Prager Erzbischof warnte vor dem immer mehr zunehmenden Individualismus, der die christlichen Werte an den Rand der Gesellschaft drängt, vor allem in seiner tschechischen Heimat. Tschechiens Nachbarländer Deutschland, Österreich, Polen und die Slowakei konnten ihre lange christliche Tradition größtenteils erhalten, in Böhmen und Mähren hingegen ging es im 20. Jahrhundert mit den christlichen Religionsgemeinschaften steil bergab. Für seine Heimat, in der heute über 70 Prozent der Bevölkerung keiner Religionsgemeinschaft angehören, fordert Vlk nach der Transformation des politischen Systems 1989 eine "Transformation der Herzen". Doch wie soll diese aussehen? Dazu noch einmal der tschechisches Kardinal:

"Es gibt keinen anderen Weg außer dass wir Christen als wirkliche Christen leben. Wir versuchen das schon lange und betonen die karitative Arbeit, denn diese Arbeit versteht die tschechische Gesellschaft. Dies weckt Vertrauen in die Kirche. Wichtig ist der konkrete Weg. Die karitative Arbeit ist ein konkreter Weg auf die anderen zu. Mit dem Christentum in der Form, wie wir es in Tschechien vererbt bekommen haben, ist es hingegen ganz schwierig. Das muss wachsen, sich entwickeln und wir müssen erkennen, was die Welt in welcher Weise braucht. Das müssen wir dann in dieser Weise bringen. Empathie, würde ich sagen, ein säkularisiertes Wort für die Liebe."