Třinec gewinnt seinen zweiten Eishockey-Titel

Foto: ČTK/Petr Sznapka

Zu Ende April ist die Spannung in der tschechischen Eishockey-Extraliga immer am größten. Denn dann wird entschieden, wer die Saison als Erster beendet. Nach einem packenden Playoff-Finale steht seit Sonntag fest: Neuer Meister ist der HC Oceláři Třinec. In der Finalserie mit dem Team von Bílí Tygři Liberec hat er sich mit 4:2 Siegen behauptet.

Foto: ČTK/Petr Sznapka

In der Finalserie standen sich mit Hauptrundensieger Liberec / Reichenberg und dessen erstem Verfolger, der Mannschaft aus der südschlesischen Stahlstadt Třinec, die beiden besten Vertretungen der Vorrunde gegenüber. Beide Teams sind sehr laufstark, bestechen durch hohes Pressing und schnelles Umkehrspiel. Zudem haben sei mit Roman Will (Liberec) und Šimon Hrubec (Třinec) zwei erstklassige Goalies zwischen den Pfosten stehen. So war es nicht verwunderlich, dass das Geschehen hin und her wogte und von den ersten vier Partien sowohl Liberec als auch Třinec je zwei gewannen. Daher war das fünfte Match am vergangenen Freitag in Liberec von vorentscheidender Bedeutung. Nach der regulären Spielzeit von 60 Minuten stand es 2:2, die Overtime musste über den Gewinner entscheiden. Nach weiteren knapp neun Minuten hatten die Gastgeber eine gute Gelegenheit zum „Lucky Punch“ – doch eine zweiminütige Überzahl konnten sie nicht zu ihrem Vorteil ummünzen.

Ondřej Kovařčík: „Den Siegtreffer im fünften Finalspiel in der zweiten Verlängerung für sein Team zu schießen – das ist der Traum eines jeden Eishockeyspielers.“

Und so kam es, wie es im Sport ziemlich oft geschieht: Wenn eine Mannschaft ihre Chancen nicht nutzt, dann schlägt der Gegner zu. Třinec tat dies in der siebten Minute der zweiten Verlängerung, der überglückliche Siegtorschütze war Ondřej Kovařčík. Auf die Frage, ob dies das wichtigste Tor seiner bisherigen Karriere war, antwortete der 23-jährige Stürmer:

Ondřej Kovařčík  (Foto: ČTK/Petrášek Radek)
„Ich denke schon. In der vorigen Saison habe ich den Siegtreffer gegen Hradec Králové geschossen, der uns den Finaleinzug bescherte. Deshalb sind diese beiden Tore für mich wertvoll. Aber momentan überwiegt die Freude über diesen Treffer. Er hat das fünfte Finalspiel in der zweiten Verlängerung für uns entschieden – das ist der Traum eines jeden Eishockeyspielers.“

Gut gelaunt und mit dem Matchball im Gepäck traten die Cracks aus Třinec noch in der Nacht zum Samstag die weite Heimreise in den nordöstlichsten Zipfel des Landes an. Mit einem weiteren Sieg in Spiel sechs konnten sie nun die Meisterschaft perfekt machen. Ondřej Kovarčík aber mahnte:

Ladislav Šmíd  (links,  Foto: ČTK/Pryček Vladimír)
„Wir haben in der Kabine gesagt: Der Titel ist jetzt ganz nah und doch noch weit weg. Denn es kann noch viel passieren, gerade im Eishockey geht es häufig sehr trügerisch zu. Aber wir werden alles geben vor unseren Fans, die uns antreiben werden. Und wir glauben an uns.“

Die über 5000 Anhänger der Rot-Weißen unter den 5400 Zuschauern in der Werk Arena von Třinec peitschten ihre Mannschaft dann auch nach vorne. Mit Erfolg: Nach einer erneut hart umkämpften und dramatischen Begegnung gewannen die Gastgeber das Spiel wie auch die Serie mit 4:2. Nach ihrer Titelpremiere im Jahr 2011 können sich die Schlesier nun zum zweiten Male Landesmeister nennen. Und die unterlegenen Akteure aus der Jeschkenstadt waren die ersten Gratulanten sowie faire Verlierer. Kapitän Ladislav Šmíd:

Ladislav Šmíd: „Třinec war ein kleines Stück besser als wir. Leider. Aber ich erkenne das an und rede auch nicht um den heißen Brei herum: Třinec ist verdient Meister. Wir aber sind sehr enttäuscht und werden die Lehre aus der Niederlage ziehen.“

„Třinec war ein kleines Stück besser als wir. Leider. Aber ich erkenne das an und rede auch nicht um den heißen Brei herum: Třinec ist verdient Meister. Wir aber sind sehr enttäuscht und werden die Lehre aus der Niederlage ziehen.“

Und Filip Pešan, der Trainer der Weißen Tiger aus Liberec, ergänzte:

„Es war schon verrückt: Im vierten Spiel waren wir die schlechtere Mannschaft, haben das Match aber hier in der Overtime gewonnen. Dann waren wir meiner Meinung nach in Spiel fünf zu Hause klar besser, doch das haben wir in der zweiten Verlängerung verloren. Heute war es 50:50, aber die Serie wurde durch Kleinigkeiten entschieden wie heute durch einen verdeckten Schuss. Unser Gegner hat jedoch bewiesen, dass er in der gesamten Serie wohl um Haaresbreite besser war.“

Für die tapferen Nordböhmen blieb am Ende also nur die Silbermedaille sowie anerkennender Applaus bei der Siegerehrung.

Václav Varaďa: „Ich möchte mich bei meiner Mannschaft bedanken, die sich nie aufgegeben hat. Die gesamte Saison über hat sie mit vollem Einsatz gespielt. Und auch trotz mancher Hürde, die wir überwinden mussten, hat sie sehr gutes Eishockey gezeigt.“

Der Coach des Meisterteams aus Třinec, Václav Varaďa, konnte hingegen sein Glück kaum fassen:

„Ich bin unglaublich ergriffen, ich schätze das Erreichte sehr und werde mit Demut in die nächste Saison gehen. Ich möchte mich bei meiner Mannschaft bedanken, die sich nie aufgegeben hat. Die gesamte Saison über hat sie mit vollem Einsatz gespielt. Und auch trotz mancher Hürde, die wir überwinden mussten, hat sie sehr gutes Eishockey gezeigt. Am Ende, in der sehr ausgeglichenen Finalserie, waren wir meiner Meinung nach das ein wenig bessere und glücklichere Team.“

Václav Varaďa  (Foto: ČTK/ Petr Sznapka)
Václav Varaďa ist nach dem Triumph über Liberec nun sogar der erste Akteur hierzulande, der mit ein und demselben Verein in zwei verschiedenen Positionen Champion geworden ist: 2011 als Spieler und nun acht Jahre später auch als Trainer. In der neuen Meistermannschaft gibt es jedoch auch Spieler, die schon mehrfach in einem Finale standen, aber immer an der letzten Hürde gescheitert sind. Zu ihnen gehört der Angreifer Vladimír Svačina, der ausgerechnet am Sonntag noch seinen 32. Geburtstag feierte. Er freute sich über den Titel im vierten Versuch:

„Endlich ist es passiert. Endlich hat mir der Gegner nach dem Finale gratuliert und nicht ich ihm. Es war immer schwer gewesen, die Tränen zu unterdrücken und dem Sieger beim Jubeln zusehen zu müssen. Ich bin froh, dass ich diesmal auf der Gewinner-Seite stehe.“

Svačinas Teamkollege Petr Vrána musste sogar noch häufiger die Enttäuschung verarbeiten, es wieder nicht auf das oberste Treppchen des Siegerpodests geschafft zu haben: Für den Stürmer erfüllte sich der Titeltraum erst im achten Anlauf. Auf die Frage, ob er überhaupt wisse, wie man solch einen Erfolg dann auch feiere, reagierte der 34-Jährige mit einem Lächeln:

Vladimír Svačina: „Endlich hat mir der Gegner nach dem Finale gratuliert und nicht ich ihm. Es war immer schwer gewesen, die Tränen zu unterdrücken und dem Sieger beim Jubeln zusehen zu müssen. Ich bin froh, dass ich diesmal auf der Gewinner-Seite stehe.“

„Ich denke, das kann doch jeder. Für mich ist diese Situation neu und wunderschön zugleich. Ich hoffe, dass ich sie noch lange auskosten kann.“

Mit dem Meisterpokal in der Runde und dem tollen Gefühl, nach dieser Saison die besten Cracks des Landes zu sein, werden die Eishockeyspieler des HC Ocelaři Třinec sicher noch feuchtfröhlich bis in den Mai hinein feiern. Dann aber trennen sich für einige im Team die Wege. Einer, der den Verein nach sieben Jahren Vertragszeit in Třinec gen Russland verlassen wird, ist der Keeper Šimon Hrubec. Auch in der abgelaufenen Saison hat der Nationaltorwart wieder phantastisch gehalten. Deshalb konnte sich der 27-Jährige auch keinen besseren Abgang wünschen:

Šimon Hrubec  (Foto: ČTK/Sznapka Petr)
„Ich weiß nicht, ob sich das überhaupt so planen lässt, aber für mich ist das einfach märchenhaft. Ich kann es noch gar nicht begreifen, wie sich alles so wunderbar fügt. Die Begegnungen in der Finalserie waren unglaublich ausgeglichen, die meisten Tore fielen, nachdem Schüsse mehr oder weniger glücklich abgefälscht wurden. Man konnte sich das kaum besser ausdenken, wie manche Treffer zustande kamen.“

Für Hrubec und einige seiner Mitspieler steht im Mai indes noch eine weitere Bewährungschance im Raum: Eine mögliche Berufung in das Aufgebot der tschechischen Nationalmannschaft für die diesjährige Weltmeisterschaft in der Slowakei. Sollten Hrubec &Co. im Kader stehen, dann ginge der ganze Trubel für sie noch ein Stückchen weiter. Denn bei der WM im Nachbarland werden die tschechischen Fans ganz sicher wieder tonangebend sein.

Autor: Lothar Martin
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