Tschechien in Europa
Herzlich willkommen bei einer weiteren Ausgabe von Eurodomino. Heute werden wir zu einem europäischen Thema nach Südböhmen aufbrechen. Im Landkreis Südböhmen, der einer der meistbesuchten der Tschechischen Republik ist, sollen weitere Radrouten angelegt werden. Die Europäische Union finanziert die Projekte aus den Geldern des Fonds PHARE zu zwei Dritteln ihrer Gesamtkosten. Das restliche Geld müssen die Antragsteller dazulegen. Der südböhmische Landkreis hat das Geld bisher nicht zusammen. Ob Südböhmen dies gelingen wird erfahren Sie mit Olaf Barth und Dagmar Keberlova.
"Wir haben großes Interesse. Die Landkreisverwaltung hat sich der Aufgabe angenommen, damit der Ausbau der Radrouten koordiniert wird und das nicht nur auf dem Gebiet des Landkreises Südböhmen, sondern auch in der Beziehung zu anderen tschechischen Kreisen sowie unseren ausländischen Partner Bayern, Ober- und Niederösterreich. Es ist eines unserer Hauptanliegen, denn Unterstützung des Radtourismus bedeutet gleichzeitig Unterstützung des Tourismus im allgemeinen. Das bringt Leben und Arbeit in die Region."
Der Landkreis Südböhmen nimmt sich der Sache auch tatsächlich ernsthaft an. Von der Landkreisverwaltung aus ist eine neue Stiftung für den Ausbau der Radwege im Entstehen, die aus einer bereits existierenden gebildet wird.Die alte Stiftung, von der die Aktivitäten bisher ausgingen, saß in Hluboka nad Vltavou. Die neue Stiftung und ein Gesamtkonzept ist notwendig, das wissen alle Beteiligten, denn einer gut organisierten Gesellschaft mit einem überzeugenden Plan stellt die EU auch gerne das Geld zur Verfügung. In der neuen Stiftung werden alle betroffenen Städte und Gemeinden vereint. Diese müssen dann auch das notwendige Geld zusammenbringen, das bislang nicht gesichert ist. Wie der Landkreis hier vorgeht, erklärt Robin Simko von der Landkreisverwaltung Südböhmen:
"Wir haben alle Städte und Gemeinden angesprochen, ob sie in dieser Stiftung als Mitbegründer Mitglied werden wollen. Wir sprachen von einer Krone pro Einwohner, die sie beitragen sollen. Derzeit haben wir von den Städten, die insgesamt mehr als die Hälfte der gesamten Bevölkerung zählen, eine positive Antwort erhalten."
Ob sie also als Landkreis das notwendige Drittel der Gelder zusammenbringen werden? Hierzu Robin Simko:
"Das kann ich ihnen jetzt nicht beantworten, weil niemand heute weiß, wie die Kreise nächstes Jahr finanziert werden. Wenn sie so wie dieses Jahr finanziert werden, können wir keinesfalls eine so hohe Summe als Eigeneinalge aufbringen. Sollte das Abgeordnetenhaus also eine Art von Finanzierung verabschieden, damit wir gewisse Mittel für die Ausübung unserer Tätigkeit zur Verfügung haben, dann käme eine derart hohe Investition in Frage."Zuversichtlich äußert sich über das ganze Vorhaben ein Mitarbeiter der Regionalen Entwicklungsagentur RERA, obwohl auch er zugibt, dass die Gesamtsumme von 68 Millionen, die für die ganze Region Südböhmen, also auch für weitere Projekte geboten wird, doch relativ hoch ist. Weiter Herr Hlozek von der Regionalen Entwicklungsagentur:
"Ich bin mir sicher, dass es gelingen wird. Die Gesamtsumme ist relativ hoch und im Rahmen des PHARE Programms hatten wir eine solch hohe Summe noch nie auf einmal zur Verfügung. Hier könnten Probleme entstehen, es müssen genug Projekte vorhanden sein. In diese Richtung arbeitet jetzt unsere Agentur, wir machen die Antragsteller darauf aufmerksam, genug Projekte parat zu haben. Aber unser Landkreis kann diese Summe bestimmt aufbringen."
Ein großer Teil dieser Summe wird dann auf die Radwege entfallen. Aber sind denn Städte wie Cesky Krumlov/Krumau oder Hluboka nad Vltavou, die bereits heute vom Fremdenverkehr sehr gut leben und profitieren, noch interessiert an neuen Radrouten? Hierzu antwortet der Bürgermeister von Hluboka nad Vltavou Tomas Jirsa:
"Ich glaube, dass die Stadt Hluboka mehrmals bewiesen hat, dass sie an der Unterstützung von Radtourismus interessiert ist. Vor sechs Jahren haben wir zusammen mit Ceské Budejovice/ Budweis den ersten Radweg zwischen Èeské Budejovice und Hluboka mitfinanziert, der heute von Tausenden Radfahrern genutzt wird. Radfahren ist eine gute Sache, für die wir Geld aufbringen und ausgeben müssen. Wir haben auch gute Erfahrungen mit der bestehenden Stiftung, ihr Werk - 1200 km von gekennzeichneten Radrouten, Führer etc. spricht für sich selbst. Ich glaube, dass wenn eine Stiftung in Hluboka in den vergangenen 6 Jahren 2,5 bis 3 Millionen Kronen sicherstellen konnte, muss der Landkreis doch mehr erzielen können. Und wenn uns die EU zwei Drittel zahlen will, dann müssen wir dankbar sein und den Rest aufbringen."
Sehr gute Aussichten für den Landkreis Südböhmen, in dem es heute schon ein reines Vergnügen ist, als Tourist unterwegs zu sein. Hiermit verabschieden wir uns von der heutigen Ausgabe des Eurodominos und auf Wiedersehen auf den europäischen Radrouten in Südböhmen.
Folgende Hinweise bringen Ihnen noch mehr Informationen über den Integrationsprozess Tschechiens in die Europäische Union:
www.integrace.cz - Integrace - Zeitschrift für europäische Studien und den Osterweiterungsprozess der Europäischen Union
www.euroskop.cz
www.evropska-unie.cz/eng/
www.euractiv.com - EU News, Policy Positions and EU Actors online
www.auswaertiges-amt.de - Auswärtiges Amt