In Tschechien leben alte Osterbräuche weiter
Veselé Velikonoce - Frohe Ostern wünscht man sich dieser Tage überall in Tschechien. Das Fest ist für viele nach wie vor mit traditionellen Bräuchen verbunden.
Für viele ist Ostern ein Synonym für Frühlingsfest. Und den Frühling begrüßten die Menschen schon seit langer Zeit mit unzähligen Ritualen, die sogar bis auf die vorchristliche Zeit zurückgehen. Am vorletzten Sonntag vor Ostern trägt man in einigen ländlichen Regionen Tschechiens in einem Umzug beim Gesang eine Strohpuppe im Lumpenkleid, genannt Smrtka - die Gevaterin Tod - als Symbol des Winters aus dem Dorf hinaus, um sie entweder im Bach zu ertränken oder um sie zu verbrennen.
In anderen katholisch geprägten Gegenden gibt es vom Abend des Gründonnerstags an, oft ein Ratschen zu hören. Kleine Kinder, zumeist Jungs, ziehen mit ihren hölzernen klappernden „Instrumenten“ durch das Dorf und erinnern mit verschiedenen Sprüchen an die Geschehnisse um den Tod Christi. Hier beschuldigt man Judas des Verrats an Jesus.Für die meisten Tschechen kommt der Höhepunkt allerdings erst mit dem Ostermontag. In vielen Haushalten ist das Eierfärben Pflicht. Fast jeder Tscheche macht sich schon als Kleinkind mit dem Arbeitsvorgang dieser Hobbytätigkeit in der Familie vertraut. Es werden aber auch Schokoladeneier und echte buntbemalte Ostereier gekauft. Das Angebot auf dem Ostermarkt ist jedes Jahr groß. Ebenso die Vielfalt der überlieferten sowie kontinuierlich neu entworfenen Dekorationen der Eier. Dadurch lassen sich einzelne Regionen des Landes gut voneinander unterscheiden. Jiřina Langhammerová, Leiterin der Volkskundeabteilung im Prager Nationalmuseum, hält es für eine tschechische Besonderheit. Und nicht nur das:
„Es ist auch ein absolut tschechisches Phänomen, dass die Ostereier heuzutage nicht lediglich mit den Ostern verbunden sind. Es gibt viele Frauen, aber auch Männer, die sie das ganze Jahr hindurch auf hohem künstlerischen Niveau bemalen“.Dass das tschechische Osterei ein Archetyp der alten Volkskunsttradition geworden ist, dokumentiert auch die Sammlung des Prager Nationalmuseums von über 4.000 Ostereiern. Die mit dem Osterei verbunden Symbole des Lebens und der Fruchtbarkeit sind auch in einem hierzulande sehr lebendigen Ritual zu sehen, bei dem es oft lustig zugeht.
Groß und Klein männlichen Geschlechtes ziehen am Ostermontag - oft in Gruppen - durch ihr Dorf oder ihre Stadt, um bei Bekannten die Mädchen und Frauen mit Osterruten, zu jagen und zu schlagen. Dabei gehe es nicht ums Prügeln, sondern um eine uralte Symbolik, erläutert Jiřina Langhammerová:„Dass man mit grünen Weidenruten geschlagen wird, bedeutet kein Frauenprügeln. Es geht um ein uraltes Symbol. Die Lebenskraft, die die junge Weidenrute aus der Erde geschöpft hat, soll durch die Berührung an die ´geschlagene´ Person übertragen werden“.
Für diesen magischen „Verjüngungsakt“ werden Jung und Alt mit Ostereiern jeder Art belohnt. Doch der Zauber der „Weidenrutenberührung“ wirkt allerdings nur ein Jahr - bis zum nächsten Osterfest!