Tschechien reagiert gespalten auf Premier-Auszeichnung der Brüder Mašín
Sie haben gegen den Nationalsozialismus gekämpft und damit das Erbe ihres Vaters angenommen, der von den Nazis umgebracht wurde und sie haben nach 1948 eine aktive Widerstandsgruppe gegen den Kommunismus gegründet. So weit so gut, möchte man sagen. Dass die Brüder Mašín mit ihren Kampfgefährten 1953 bei ihrer Flucht in den Westen sechs Menschen getötet haben, das ist der Punkt, an dem sich die tschechischen Geister noch immer scheiden. Für Premier Topolánek ist die Sache klar: Die heute in den USA lebenden Brüder Mašín und ihr Gefährte Milan Paumer sind Helden.
So Premier Mirek Topolánek in den USA, nachdem er den Brüdern Mašín am Donnerstag die „Medaille des Premiers“ verliehen hatte. Die erste Auszeichnung, die sie von staatswegen erhalten haben. Topolánek hat diesen Schritt im Alleingang gemacht. Noch während der in den USA weilte, hatte er dadurch eine alte Diskussion nicht nur um die Taten der Brüder Mašín, sondern über dem Umgang mit der kommunistischen Vergangenheit allgemein losgetreten. Pavel Žaček befasst sich im kürzlich gegründeten Institut für das Studium totalitärer Regime professionell mit dieser Frage. Er befürwortet die Auszeichnung der Brüder:
„Wir müssen in den Generationen, die das kommunistische Regime nicht mehr erlebt haben, eine Art Gegenmittel gegen jegliche Form von Totalität herstellen, die in Zukunft zurückkehren kann.“Der Kommunisten-Chef Vojtěch Filip reagierte sichtlich gereizt auf die Meldung aus den USA:
„Der Bogen ist meiner Ansicht nach mit dieser Tat überspannt worden und gebrochen. Und die Bürger können kein Vertrauen zu jemandem haben, der Mörder auszeichnet.“
Aber der Graben geht auch quer durch die Parteienlandschaft:
„Ich denke, dass diese Herren das nicht verdient haben“, sagt Parlamentspräsident und Sozialdemokrat Miloslav Vlček, „Ich bin sehr stolz auf den Herrn Premier“, sagt die Bürgerdemokratin Alena Paralova und der unabhängige Senator Jaromir Štetina schließt sich dem an:
„Alle diese Schritte seien Fortschritte auf dem Weg zur Beseitung des Kommunismus in der tschechischen Gesellschaft.“, sagt der Senator.
Und was meint der mit der Auszeichnung Bedachte selbst? Josef Mašín:
„Der Premier hat den richtigen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Nicht, was uns betrifft, sondern was die Anerkennung des Kampfes gegen den Kommunismus angeht. Ein wesentliches Problem in der Tschechischen Republik liegt darin, dass die Kommunistische Partei immer noch existiert.“