Tschechien setzt Hilfe in Nepal fort

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Ein tschechisches Militärflugzeug mit Hilfsmaterial und neuen Rettungskräften ist am Wochenende in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu gelandet. Die Feuerwehrleute und Mediziner sollen in den nächsten zwei Wochen in der Erdbebenregion helfen.

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Insgesamt vier Tonnen Hilfsgüter wurden am Wochenende aus Tschechien nach Nepal gebracht. Es handelt sich um chirurgisches Material, Verbände und Spritzen, außerdem Medikamente wie Antibiotika und weitere medizinische Hilfsgüter. Bestimmt sind sie für sieben Krankenhäuser in Nepal. Vier Mitarbeiter des Roten Kreuzes haben den Flug begleitet. Zudem waren zehn Feuerwehrleute und vier Mediziner an Bord. Sie sollen die bisherigen tschechischen Hilfskräfte vor Ort ablösen. Der Einsatzleiter der tschechischen Berufsfeuerwehr, Luděk Prudil, bewertet die bisherige Leistung positiv:

Luděk Prudil  (Foto: Archiv des Feuerwehr-Rettungskorps der Tschechischen Republik)
„Wir halten die bisherige Mission für sehr erfolgreich. Bis heute wurden mehr als 700 Patienten behandelt. Unser Team soll vor Ort langfristige Hilfe leisten, im Unterschied zu jenen Teams, die für die Suche und Bergung von verschütteten Menschen gesorgt haben. Unsere Rettungskräfte suchen verletzte Menschen und sorgen für ihre medizinische Versorgung. Es handelt sich um Verletzungen, die vom Erdbeben verursacht wurden. Inzwischen kommen aber bereits Spätfolgen hinzu, wie zum Beispiel eiternde Wunden.“

Das tschechische Rettungsteam sollte ursprünglich zwei Wochen in der betroffenen Region bleiben. Am vergangenen Montag hat die Regierung in Prag beschlossen, die Mission um weitere 15 Tage zu verlängern. Vor Ort hilft auch die tschechische Hilfsorganisation Člověk v tísni. Tereza Hronová ist in der vergangenen Woche aus Nepal zurückgekehrt. Sie hat dort auch das zweite große Beben am letzten Dienstag erlebt:



Tereza Hronová  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
„Es war für alle völlig unerwartet und für mich ein schreckliches Erlebnis, das zuvor völlig unvorstellbar war. Wir sind gegen Mittag in einem Dorf in der Nähe des zweiten Epizentrums eingetroffen. Ich stand gerade auf einer Straße, als das Erdbeben begann. Zunächst war es schwach, dann aber wurde es so intensiv, dass man sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Staubwolken stiegen auf, weil die Häuser und die Ruinen im Dorf zusammenstürzten. Die Menschen wurden von Panik erfasst, sie liefen herum und suchten nach ihren Kindern und Verwandten, die sich in den Häusern aufhielten.“

Člověk v tísni beteiligt sich zurzeit immer noch an der ersten Phase der humanitären Hilfe, sagt Hronová:



Nepal  (Foto: ČTK)
„Unsere Hauptaufgabe ist es nun, die Planen zu verteilen, aus denen die Menschen Zelten bauen können. Bald kommt der Monsunregen, daher ist ein Obdach nun das Wichtigste, was die Menschen dort brauchen. Des Weiteren verteilen wir Essen. An vielen Orten wurden die Speicher und Lebensmittellager zerstört, man kann das Essen nicht auf dem Markt kaufen, weil viele Zugangswege verschüttet sind.“

Die Hilfsorganisation möchte in Zukunft mit langfristigen Programmen an die erste Hilfe anknüpfen. Das heißt, Člověk v tísni wird Nepal in den kommenden Monaten beziehungsweise Jahren nicht verlassen.

Nepal  (Foto: ČTK)
„Eine unserer Ideen, die wir in der nächsten Zeit in Nepal starten möchten, ist das Programm ‚Geld für Arbeit‘. Für uns ist das eine normale Sache, aber in den abgelegenen Dörfern in Nepal herrscht eine hohe Arbeitslosigkeit. Wir wollen den dortigen Einwohnern Beschäftigung bieten, zum Beispiel bei den Räumungsarbeiten, für die wir sie bezahlen werden. Dann können sie das Geld auf den Märkten ausgeben, wodurch die Ökonomie angekurbelt wird. Denn sie ist in hohem Maße vom Tourismus abhängig, mit dem man in diesem Jahr nicht mehr rechnen kann.“

Nepal  (Foto: ČTK)
Durch das verheerende Erdbeben am 25. April sind in der Region über 8000 Menschen ums Leben gekommen. Am vergangenen Dienstag gab es erneut starke Beben, die weitere Dutzende Opfer gefordert haben. Bei Spendensammlungen der Nepal-Hilfe in Tschechien sind bis Ende vergangener Woche über 35 Millionen Kronen (ca. 1,28 Millionen Euro) zusammengekommen.