Tschechien setzt Impfungen mit AstraZeneca fort
Bereits mehr als 25 Staaten Europas haben die Impfungen mit dem Mittel der Firma AstraZeneca gestoppt beziehungsweise eingeschränkt. Tschechien sieht bisher keinen Grund für diesen Schritt.
Die Impfungen mit dem Präparat des schwedisch-britischen Pharmakonzerns AstraZeneca wurden in mehreren Ländern ausgesetzt, nachdem es Berichte gab über mögliche Todesfälle und schwere Erkrankungen durch Blutgerinnsel. Die tschechische Arzneimittel-Prüfbehörde (SÚKL) sieht keinen Grund für diesen präventiven Schritt. Die SÚKL-Leiterin Irena Storová sagte gegenüber dem Tschechischen Rundfunk am Dienstagabend:
„Wir haben in Tschechien seit Anfang des Jahres vier Berichte bekommen, in denen der Verdacht auf Komplikationen auf Grund von Thrombosen und Embolien besteht. Das betrifft alle genutzten Impfstoffe. Nach unseren Ergebnissen haben aber in keinem Fall die Impfungen zum Tod geführt“
Im Zusammenhang mit den Impfungen wurden in Tschechien bisher insgesamt 11 Todesfälle gemeldet, sagt Storová:
„Bei diesen besteht der Verdacht, dass sie eine Folge der Nebenwirkungen eines Impfstoffes seien können. In keinem der Fälle war aber eine Thromboembolie die Todesursache.“
Storová beschrieb gegenüber dem Tschechischen Rundfunk, wie die möglichen Nebenwirkungen überprüft werden. Dabei trage man bei jedem der gemeldeten Fälle möglichst viele Informationen zusammen über den langfristigen und aktuellen Gesundheitszustand sowie die Reaktionen auf die Impfung:
„Nach der Auswertung all dieser Informationen wird ein kausaler Zusammenhang mit der Impfung meistens mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen. In einigen Fällen wird der Verdacht jedoch nicht widerlegt. Dann müssen ähnliche Berichte in der europäischen Datei und weltweit ausgewertet werden. Zudem werden ähnliche Komplikationen bei nichtgeimpften Menschen in Betracht gezogen. Beim Verdacht auf Blutgerinnsel durch den AstraZeneca-Stoff unterscheidet sich die Zahl der Komplikationen bei Geimpften nicht von der bei nicht geimpften Menschen. Auch aufgrund dieses Vergleiches kann man dann Schlüsse ziehen.“
Der britisch-schwedische Impfstoff wird hierzulande vor allem von Hausärzten verabreicht. Lubomír Nečas ist Leiter der Vereinigung der Allgemeinärzte im Kreis Zlín:
„Aus den Praxen wurden uns keine schweren Komplikationen bei Patienten gemeldet. Es gab leichte Nebenwirkungen wie Schüttelfrost oder Schmerzen im Arm, aber nichts Ernsthaftes.“
Trotzdem haben aus Angst vor Nebenwirkungen einige Menschen hierzulande den Impfstoff bereits abgelehnt. Laut dem Vorsitzenden der Vereinigung der Allgemeinärzte, Petr Šonka, handelt es sich aber nur um ein paar wenige Prozent der Menschen.
Der für das Gesundheitswesen zuständige Kreisrat Pavel Pavlík (ODS) beschreibt die Lage im Mittelböhmischen Kreis. In den vergangenen zwei Wochen wurden dorthin 10.000 Impfdosen geliefert:
„Das Interesse, sich mit dem Präparat von AstraZeneca impfen zu lassen, ist gesunken. Der Rückgang ist aber nicht massiv. Er betrifft einige Dutzend Menschen im ganzen Kreis.“
Der Impfstoff wird derzeit von der Europäischen Arzneimittel-Agentur überprüft. Sie wird am Donnerstag die Ergebnisse ihrer Analyse veröffentlichen. Die Leiterin der Agentur, Emer Cooke, sagte am Dienstag, es gebe bisher keine Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen dem Impfstoff und den aufgetretenen Blutgerinnseln.