Tschechien sitzt auf dem Trockenen
Es ist erst Mitte Juli, doch die Landschaft ist teils schon ziemlich ausgedörrt. Und dies selbst in Gegenden Tschechiens, die normalerweise genügend Regen abbekommen. In einigen Gemeinden wurde die Wasserentnahme aus öffentlichen Quellen bereits rationiert, anderswo sind Flüsse nur noch ein Rinnsal.
Der Wasserstand ist aber noch viel mehr ein Problem in Flüssen und Bächen. An der Lužnice / Lainsitz in Südböhmen beispielsweise wurde bereits vor einer Woche ein historischer Tiefststand erreicht. Allgemein liegen die Pegelstände für Juli derzeit extrem niedrig.
„An fast allen böhmischen und mährischen Wasserläufen ähnelt sich die Lage. Die Pegelstände liegen bei 15 bis 60 Prozent des langjährigen Durchschnittswertes im Juli. An der Lužnice ist die unterste Grenze erreicht“, so Martina Kimová vom Hydrometeorologischen Institut in Prag.
Auch 2003 beispielsweise und 2004 sowie im vergangenen Jahr herrschte eine ähnliche Trockenheit hierzulande. Aber jeweils im Spätsommer oder Herbst setzte dann ausreichender Regen ein. Allerdings sind diesen Sommer auch Gegenden betroffen, die ansonsten genügend Nass erhalten, wie die sogenannte Walachei im Osten des Landes. Am 25. Mai regnete es dort zum letzten Mal ergiebig. Mittlerweile schädigt die Trockenheit sogar die wichtigste Obstsorte der Region: die Zwetschgen, aus denen der Slivovice gebrannt wird. Sie beginnen, zu vertrocknen. Tatsächlich hatte auch schon der Winter wenig Niederschläge gebracht, und damit fehlte im Frühjahr das Tauwasser in den Bächen und Flüssen. Bedřich Moldan leitet das Zentrum für Umweltfragen an der Prager Karlsuniversität. Im vergangenen Jahr bereits hat der Wissenschaftler auf den Zusammenhang zwischen Trockenheit und Klimawandel hingewiesen:„Ich habe letztens neue Klimamodelle für Tschechien gesehen. Aus diesen geht hervor, dass die Trockenheit zunehmen wird. Das ist sehr bedrohlich. Wahrscheinlich wird der Umfang des Niederschlags dabei gar nicht so drastisch sinken. Aber im Zug der allgemeinen Erderwärmung wird mehr Wasser verdunsten. Damit muss dringend gerechnet werden.“
Das Fehlen von Wasser hat allerdings noch weitere Gründe. So sind auch in Tschechien viele Bäche und Flüsse kanalisiert. Moldan empfiehlt allgemein mehr kleine Stauseen und vor allem Überflutungsflächen. Zudem besteht noch ein sehr spezifisches Problem hierzulande. Im europäischen Vergleich ist die tschechische Landwirtschaft sehr großflächig. Das ist ein Relikt aus kommunistischen Zeiten, als riesige Kollektivbetriebe gegründet wurden. Auf großen Ackerflächen laugt der Boden jedoch stärker aus – und kann folglich weniger Wasser aufnehmen.