Tschechien und die NATO: Seit sechs Jahren eine gute Beziehung

Die North Atlantic Treaty Organization, kurz: die NATO, gilt spätestens seit dem Zusammenbruch des so genannten Ostblocks als das stärkste und mächtigste Militärbündnis der Welt. Nach der Auflösung des Warschauer Vertrages ist neben Polen und Ungarn vor sechs Jahren auch die Tschechische Republik diesem Bündnis beigetreten. Mit welchen Konsequenzen, dazu mehr im folgenden Beitrag von Lothar Martin.

Als sich nach der Wende der Staatenbund der postkommunistischen Länder Europas und damit auch der RGW und der Warschauer Vertrag auflösten, da schien auch die damalige Tschechoslowakei zunächst in ein Vakuum zu fallen. Doch insbesondere dank ihres international anerkannten Ex-Präsidenten Vaclav Havel orientierten sich die CSFR sowie ihre späteren Nachfolgestaaten, Tschechien und die Slowakei, alsbald in Richtung Westen, um Teil des auf Demokratie, Freiheit und Marktwirtschaft beruhenden Gesellschaftssystems zu werden. Militärisch gesehen wurde die Tschechische Republik sehr schnell eingebunden als assoziiertes Mitglied in der Partnerschaft für den Frieden und bereitete sich zielstrebig auf höhere Aufgaben vor. Der NATO-Beitritt am 12. März 1999 wird daher hierzulande als größter Meilenstein in der Geschichte der Tschechischen Armee und als Gipfelpunkt eines vorangegangenen Prozesses angesehen. Doch wie haben sich Tschechien und seine Militärs seitdem in diesem Bündnis integriert? Eine Antwort darauf hat Radio Prag vom Sprecher des tschechischen Verteidigungsministeriums, Andrej Cirtek, erhalten:

"Die Armee der Tschechischen Republik hatte selbstverständlich zu Beginn ihrer NATO-Mitgliedschaft einige Lehrjahre zu bestreiten. Doch heute lässt sich sagen - auch wenn man sich nicht selbst loben sollte -, dass wir ein vollwertiges Mitglied der Nordatlantischen Allianz sind, dass wir unseren Verpflichtungen nachkommen, dass wir unsere Versprechen halten und erfüllen, und dass wir am Geschehen innerhalb der NATO in der Form teilhaben, wie es unserer Größe und unseren ökonomischen Möglichkeiten entspricht. Dazu gehört auch und vor allem unsere ständige Präsenz in den von der Allianz durchgeführten Auslandsmissionen, wo wir sowohl im Kosovo als auch in Afghanistan und im Irak vertreten sind."

Neben den genannten Missionen sind tschechische Soldaten derzeit außerdem in Bosnien-Herzegowina und ganz aktuell als Bestandteil eines so genannten Regionalen Wiederaufbauteams mit einer zweiten Einheit in Afghanistan im Einsatz. Bei letztgenannter Aufgabe arbeiten sie erneut ganz eng mit einem Truppenverband der deutschen Bundeswehr zusammen. Gerade mit den deutschen Partnern haben die tschechischen Militärs in jüngster Vergangenheit schon mehrere gemeinsame Einsätze bestritten. Weshalb das so ist, dazu antwortete mir Sprecher Andrej Cirtek:

"Die Zusammenarbeit mit Deutschland ist keineswegs ein Zufall. Neben einer aus der Geschichte hervorgegangenen Art Verwandtschaft ist es vor allem die geografische Nähe, die uns zusammenarbeiten lässt und die sich vor allem bei der Organisation gemeinsamer Missionen auszahlt. Schließlich besteht seit dem Jahr 1989 schon eine gewisse langjährige Tradition der Zusammenarbeit. Aus all diesen Gründen heraus kooperiert die tschechische Armee sehr gern mit der Bundeswehr. Und deshalb sind dieser Tage auch 40 Aufklärer aus Prostejov aufgebrochen, um als Mitglieder des Regionalen Wiederaufbauteams (PRT) im afghanischen Faisabad ihren Mann zu stehen. Dieses Team wird überwiegend von deutschen Soldaten gebildet und steht daher unter deutschem Oberbefehl. Der stellvertretende Befehlshaber wiederum ist der tschechische Kommandeur."

Es ist geplant, dass das Regionale Wiederaufbauteam ein halbes Jahr lang in der nordafghanischen Region im Einsatz sein wird.