Tschechiens Basketballer sichern sich Teilnahme an Olympiaqualifikation

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Basketball ist dieser Tage in Tschechien in aller Munde. Zum einen wegen des guten Abschneidens der Nationalmannschaft der Männer bei der jüngsten Europameisterschaft, zum anderen unter den Schülerinnen und Schülern des Landes, die diesen Sport im Rahmen eines schulübergreifenden Wettbewerbs betreiben. Die Rede ist von der Sportliga der Grundschulen um den Pokal der Bildungsministerin, deren zweite Auflage am vergangenen Donnerstag in Prag gestartet wurde.

Ronen Ginzburg  (rechts) mit der tschechischen Mannschaft  (Foto: ČTK)
Die Basketball-Europameisterschaft 2015 (offiziell: EuroBasket 2015) fand vom 5. bis 20. September in Deutschland, Frankreich, Kroatien und Lettland statt. Zunächst war die Ukraine als Ausrichter bestimmt worden, wegen des Krieges in dem Land wurde das Turnier jedoch neu vergeben.

Die tschechische Mannschaft trug ihre Spiele im lettischen Riga und im nordfranzösischen Lille aus. In der Vorrunde unterlagen die Schützlinge des israelischen Trainers Ronen Ginzburg nur zweimal: gegen die favorisierten Litauer und gegen Gastgeber Lettland. Demgegenüber standen die drei Siege über Estland, die Ukraine und Belgien, was die Tschechen ins Achtelfinale brachte. In der Runde der besten 16 Teams bezwangen sie dann in nahezu sensationeller Manier die mit vielen Stars gespickte Mannschaft aus Kroatien mit 80:59. Gegen die ebenso als stärker eingestuften Serben und Italiener zog man dann zwar jeweils den Kürzeren, doch das Spiel um Platz 7 gewannen die Mannen um Kapitän Jiří Welsch gegen Lettland schließlich mit 97:70. Dieser siebte Rang ist nicht nur die beste EM-Platzierung einer tschechischen Mannschaft überhaupt, sondern er eröffnet Welsch & Co. zudem auch die Chance auf ein weiteres Highlight:

Tomáš Satoranský  (Foto: ČTK)
„Mit diesem Sieg haben wir die Teilnahme für die Qualifikation zum olympischen Turnier in Rio erreicht. In dieser Qualifikation können wir um etwas kämpfen, was Generationen tschechischer Basketballer vor uns nicht geschafft haben“, frohlockte nach dem Schlusspfiff Aufbauspieler Tomáš Satoranský, der zu den Besten im tschechischen EM-Team gehörte.

Kapitän Jiří Welsch wiederum glaubte zu wissen, warum seinen Teamkollegen und ihm im abschließenden Turnierspiel eine erfolgreiche Revanche gegen die Letten gelang:

Jiří Welsch  (links). Foto: ČTK
„Ich habe den Jungs vor dem Spiel gesagt: Es wird derjenige gewinnen, der den größeren Siegeswillen zeigt. Und ich denke, das waren wir.“

Über das olympische Qualifikationsturnier, das im kommenden Jahr vom 5. bis 11. Juli stattfindet, macht sich der 35-jährige Kapitän indes keine allzu großen Illusionen:

„Ich muss offen sagen: Es wird sehr schwer werden. Von den drei Gruppen, in denen gespielt wird, qualifiziert sich nur der jeweilige Erste für das olympische Turnier in Rio. Man muss sich nur vor Augen halten, welch starke Teams diese Qualifikation bestreiten werden. Ich sage nur, mit von der Partie sind auch die Franzosen und die Griechen…“

Als die härtesten Widersacher in der Qualifikation stuft Welsch also die Konkurrenten aus Europa ein. Doch auch die Kanadier, die viele NBA-Spieler in ihren Reihen haben, sind nicht zu unterschätzen. Aus Nordamerika haben sich neben ihnen auch Puerto Rico und Mexiko die Teilnahme am Qualifikationsturnier gesichert. Von afrikanischer Seite nehmen daran Senegal, Angola und Tunesien teil, Ozeanien wird durch Neuseeland vertreten. Lediglich die Vertreter aus Asien stehen noch nicht fest.

Jan Veselý  (Mitte). Foto: ČTK
Für 23-jährigen Tomáš Satoranský hingegen steht fest, dass die Mischung im tschechischen Team eine gute Grundlage war für das überzeugende Auftreten bei der Europameisterschaft:

„Wir haben eine enorme Unterstützung durch die älteren Spieler wie Jiří Welsch und Petr Benda erfahren, sie haben dank ihrer Erfahrung viel Selbstvertrauen versprüht. Aber auch die jüngeren wie Patrik Auda und David Jelínek haben ihren Teil beigetragen.“

Herausragende Akteure der tschechischen Mannschaft aber waren Satoranský selbst und der ehemalige NBA-Profi Jan Veselý. Der Flügelspieler ist auch erst 25 Jahre alt ist. Und auf das Aufrücken weiterer guter junger Spieler aus dem Nachwuchs hofft und zählt der tschechische Basketball auch in dennova nächsten Jahren.


Zweiter Jahrgang der Sportliga der Grundschulen feierlich eröffnet

Parallel zur Europameisterschaft wurde am vergangenen Donnerstag in Prag erneut ein großer Nachwuchswettbewerb angepfiffen: die Sportliga der Grundschulen um den Pokal der Bildungsministerin. An diesem Wettbewerb können alle Grundschüler der 7. bis 9. Klasse teilnehmen, sofern sich ihre Schule an einer der sechs Sportarten beteiligt, die dazu ausgeschrieben sind. Es sind Leichtathletik sowie die Mannschaftssportarten Basketball, Floorball, Handball, Mini-Fußball und Volleyball. Die Beteiligung am Premieren-Jahrgang der Liga im Schuljahr 2014/15 war bereits vielversprechend, sagt der Präsident des Verbandes der Schulsportvereine (AŠSK), Václav Lešanovský:

Václav Lešanovský  (Foto: Archiv ODS)
„Am ersten Jahrgang des Projektes in den genannten sechs Sportarten nahmen mehr als 7000 Schulmannschaften mit insgesamt fast 90.000 Schülern teil.“

Laut Aussage von Lešanovský ist diese Liga das bisher beste und größte Projekt, das sein Verband in Zusammenarbeit mit dem Bildungsministerium und der Tschechischen Sport-Union (ČUS) als den Sport fördernde Organisation auf den Weg gebracht haben. Den Startschuss dazu gab der ehemalige Bildungsminister Marcel Chládek. Doch auch seine junge Nachfolgerin Kateřina Valachová (Sozialdemokraten) hält aus guten Gründen an dem Projekt fest. Dazu sagte sie bei der feierlichen Eröffnung des zweiten Liga-Jahrgangs an der Prager Grundschule Brdičkova:

Spielplatz bei der Grundschule Bričkova  (Foto: ŠJů,  Wikimedia CC BY-SA 3.0)
„Ich denke, dieses Projekt zeugt davon, dass Bildung, Jugend und Sport ein perfektes Lebenselixier sind. Deshalb wünsche ich mir, dass dieses Elixier nach Möglichkeit auf alle Grundschüler unseres Landes übertragen wird und dass viele von ihnen auch ähnliche Erfolge feiern können wie diese Prager Schule im vergangenen Schuljahr. Damit der Funke auf möglichst viele Schulen überspringt, an dieser Liga teilzunehmen.“

Die Prager Grundschule Brdičkova war nicht ohne Grund für die Eröffnungsfeier des zweiten Liga-Jahrgangs ausgewählt worden: Der erste Wettbewerb im Volleyball der Jungen wurde von ihren Schülern gewonnen, und auch zwei prominente haben an dieser Schule ihre ersten sportliche Schritte unternommen: die Beach-Volleyballerinnen Kristýna Kolocová und Markéta Sluková, die als Duo bei den Olympischen Spielen 2012 in London den hervorragenden fünften Platz belegt haben.

Sportliga der Grundschulen  (Foto: Archiv der Sportliga der Grundschulen)
Sehr zufrieden über den Liga-Auftakterfolg seiner jungen Volleyballer war selbstverständlich auch Schulleiter Jan Šafir:

„Natürlich ist das ein hervorragendes Gefühl der Freude. Und ich denke, dass wir in diesem Schuljahr erneut gewinnen werden. Denn man muss sich weitere Ziele setzen.“

Für Šafir ist der Triumph seiner Schüler indes keine allzu große Überraschung, ist seine Schule doch unter anderem auf diesem Sport spezialisiert:

Sportliga der Grundschulen  (Foto: Archiv der Sportliga der Grundschulen)
„Wir haben festgestellt, dass sich eine solch große Schule wie die unsrige, in mehrere Richtungen profilieren kann. Da ist zu einem der Sport, in dem wir besonders auf den Volleyball setzen. Unsere weiteren Ausrichtungen sind das Erlernen von Sprachen, die Mathematik und die Computertechnik.“

Ihr hohes Leistungspotenzial konnten die jungen Volleyballer seiner Schule indes nicht nur durch den Schulsport allein erzielen, sagt Šafir:

„Sie trainieren natürlich im Rahmen des Sportunterrichts. Zudem trainieren sie aber auch noch am Nachmittag im Schulsportklub, der eng an den Schulbetrieb angeschlossen ist. Dank dieses Trainings unter Leitung von wirklich qualifizierten Trainern haben sie ihr gutes Niveau erreicht und daher auch ziemlich souverän den ersten Jahrgang der Liga im Volleyball gewonnen.“

So wie die Schule Brdičkova sich auf den Volleyballsport konzentriert, so wird an anderen Schulen in Tschechien zum Beispiel auch Basketball speziell trainiert. Es scheint, dass Tschechien von dieser neuen Entwicklung bereits profitiert.

Autor: Lothar Martin
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