Tschechiens Davis-Cup-Team scheitert an Hürde Frankreich
Das tschechische Tennisteam der Herren ist am Sonntag im Viertelfinale des Davis Cups ausgeschieden. Wie vor zwei Jahren im Halbfinale, so setzten auch diesmal wieder die Franzosen für sie das Stoppzeichen. Tschechien trat indes ohne Top-Spieler Tomáš Berdych an, und so macht sich Teamchef Jaroslav Navrátil nach der Niederlage auch schon Gedanken um die sportliche Zukunft.
Nicht viel anders sahen es vor der Partie die zwei Tschechen, die gegen Frankreich für die Einzel nominiert wurden: Jiří Veselý, 50. der Weltrangliste, und Lukáš Rosol, 79. der Weltrangliste. Am Freitag trafen sie auf zwei Gegner, die in der Weltrangliste weit vor ihnen stehen: Jo-Wilfried Tsonga auf Platz 10 und Lucas Pouille auf Platz 21. Die Auslosung ergab, dass Rosol zum Auftakt gegen Tsonga antreten musste. Der 31-jährige Tscheche nahm das Los gelassen:
„Diesmal haben wir erst gar nicht darüber gesprochen, ob es besser wäre, wenn ich beginne oder aber das zweite Einzel bestreite. Früher haben wir die Strategie verfolgt, dass Tomáš Berdych als Erster antritt. Er sollte uns 1:0 in Führung bringen, damit es Radek dann leichter hat, weil der Gegner unter Zugzwang steht. Jetzt ist es aber egal.“Rosol überhaupt nicht egal war es aber, was dann auf Court geschah. In einem packenden Fight, der fast vier Stunden dauerte, rang er den Favoriten Tsonga in fünf Sätzen nieder. Im vierten Satz wehrte Rosol dabei zwei Matchbälle seines Gegners ab, entschied den Satz im Tiebreak und gewann den entscheidenden Satz mit 6:4. Jiří Veselý hingegen konnte nicht über seinen Schatten springen. Im Gegenteil, dem Zwei-Meter-Hünen war die Nervosität anzumerken, diesmal als Nummer-eins-Spieler den pausierenden Berdych vertreten zu müssen. In nur drei Sätzen unterlag er Pouille mit 6:7, 4:6 und 5:7.
Für Teamchef Navrátil war klar, dass nun am Samstag das Doppel die Vorentscheidung bringen könnte. Ursprünglich sollten mit Adam Pavlásek und Radek Štěpánek zwei ausgeruhte Spieler für Tschechien antreten. Beide hatten sich auch die ganze Woche gemeinsam auf dieses Match vorbereitet. Doch dann verspannte sich die Muskulatur in Adams Rücken, und Radek bekam Lukáš Rosol als neuen Partner. Die Partie gegen Tsonga hatte ihm zwar viel Kraft gekostet, trotzdem gab er sich wild entschlossen:„Der Teamchef hat mir am Vormittag gegen halb zehn gesagt, dass ich meine Sachen packen soll, weil ich spielen werde. Dieser Herausforderung habe ich mich gestellt und das Maximale gegeben.“
Rosol: „Bei meinen Aufschlägen standen wir ständig unter Druck. Die Franzosen haben schnelle und lange Bälle gegen mich gespielt, und auch am Netz waren sie stark.“
Doch das hat im Zusammenspiel mit Štěpánek leider nicht gereicht. Ihnen gegenüber standen schließlich die Führenden der Doppel-Weltrangliste, Pierre-Hugues Herbert und Nicolas Mahut. Rosol und Štěpánek lieferten den frischgebackenen Wimbledonsiegern aber einen heißen Kampf und verloren erst nach fünf Sätzen mit 1:6, 6:3, 3:6, 6:4 und 4:6. Rosol gab indes gleich sechs seiner elf Aufschlagspiele ab, deshalb suchte er anschließend auch keine Ausreden:
„Bei meinen Aufschlägen standen wir ständig unter Druck. Die Franzosen haben schnelle und lange Bälle gegen mich gespielt, und auch am Netz waren sie stark. Ich musste daher viel riskieren, und das ist schiefgegangen.“
Nun musste ausgerechnet Veselý für den Ausgleich sorgen, wenn sich die Gastgeber ihre Chance auf das Weiterkommen wahren wollen. Navrátil wusste, dass seine „neue“ Nummer eins mehr kann, als er am Freitag gezeigt hatte. Und Veselý präsentierte sich gegen Tsonga auch in weit besserer Form. Dies reichte allerdings nicht, um den Weltranglisten-Zehnten in die Knie zu zwingen. Veselý verlor nach dreieinhalb Stunden in vier Sätzen mit 6:4, 6:7, 4:6 und 5:7. Anschließend resümierte er ernüchtert:
Veselý: „Für das eigene Land zu spielen ist das Größte, das es gibt. Ich weiß, dass ich mit den Nerven zu kämpfen habe. Auf der Welttour habe ich die Balance gefunden, im Davis Cup habe ich das bislang leider nicht gemeistert.“
„Der Davis Cup ist für mich eine Herzensangelegenheit. Für das eigene Land zu spielen ist das Größte, das es gibt. Ich weiß, dass ich mit den Nerven zu kämpfen habe. Manchmal belasten sich mich weniger, manchmal mehr, doch ich tue, was ich kann. Bisher habe ich aber noch nicht die Ruhe und Souveränität gefunden, um mein bestes Tennis zu zeigen. Der Unterschied zwischen der individuellen Karriere und dem Teamwettbewerb ist markant. Auf der Welttour habe ich mit meinem Team die Balance gefunden, im Davis Cup aber habe ich das bislang leider nicht gemeistert.“
Teamchef Navrátil macht Veselý jedoch keine Vorwürfe. Er sieht in ihm vielmehr das Potenzial für künftige Aufgaben:
„So wie er in das Match mit Tsonga eingestiegen ist, war ich zufrieden. Jiří hat im ersten Satz ausgezeichnetes Tennis gespielt. Ich habe ihm gesagt, er solle nicht seine ganze Kraft in den Aufschlag legen, sondern sich vor allem dabei konzentrieren. Er hat ehrenvoll verloren und gezeigt, dass er auf einem guten Weg ist. Jiří verbessert sich stetig und verspricht viel für die Zukunft.“
Und am Ende zog Navrátil auch noch ein versöhnliches Fazit zum gesamten Duell mit Frankreich:
„Natürlich tut jede Niederlage weh. Doch ich habe bereits vor der Begegnung gesagt, dass Frankreich diesmal der Favorit ist. Wir haben aber ehrenvoll verloren. Bis auf das Spiel von Jiří am Freitag, das er psychisch nicht gemeistert hat, haben alle Jungs fantastische Leistungen abgeliefert. Lukáš Rosol hat Tsonga bezwungen. Danach hat er mit Radek gegen das beste Doppel der Welt gespielt. Sie haben erst zum zweiten Male zusammengespielt und erst im fünften Satz verloren. Wir haben alles gegeben. Der Sieg ist zwar ausgeblieben, doch wir müssen schon auf die nächste Saison schauen. Wenn wir genauso weiterarbeiten, immer eine ganze Woche vor dem Auftaktspiel, und wenn zudem Tomáš Berdych zurückkehrt, dann können wir nächstes Jahr wieder angreifen.“
Navrátil: „Natürlich tut jede Niederlage weh. Doch ich habe bereits vor der Begegnung gesagt, dass Frankreich diesmal der Favorit ist. Wir haben aber ehrenvoll verloren.“
Navrátil weiß indes auch, dass es ohne Berdych immer schwerer wird, den ersten Platz in der Nationenwertung zu halten. Deshalb wäre er erfreut, wenn ihm sein Top-Spieler noch die nächsten zwei Jahre häufiger als zuletzt zur Verfügung steht. Dann sollten, so Navrátil, die Jüngeren wie Veselý oder Pavlásek schon ein ganzes Stück zu den Besten aufgeschlossen haben.