Tschechiens Export überholt den Import - Tschechische Krone steigt

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Die tschechische Wirtschaft boomt wie lange nicht! Im Juni konnte das Außenhandelsgeschäft einen Exportüberschuss von 7,5 Milliarden Kronen erzielen, das entspricht rund 250 Millionen Euro. Das sind Zahlen, die für die ökonomische Entwicklung des Landes von nicht zu unterschätzender Bedeutung sind. Welche vorwiegend positiven Konsequenzen sie haben können, dazu mehr von Lothar Martin.

"Die Ära des Entwicklungslandes, für das ein hoher Import und ein niedriger Export typisch sind, ist beendet." Mit diesen Worten frohlockt der Analytiker der tschechischen Volksbank, Vladimir Pikora, über eine Entwicklung, die zum Halbjahr 2005 ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht hat: das anhaltende Wirtschaftswachstum der Tschechischen Republik, das führenden Ökonomen zufolge in diesem Jahr sogar ein Tempo von bis zu fünf Prozent annehmen kann. Die Basis für diese optimistische Prognose legt nicht nur der bereits erwähnte Exportüberschuss im Monat Juni, der doppelt so hoch ausfiel, wie ihn die Analytiker erwartet haben, sondern auch das vorliegende Zwischenergebnis für das erste Halbjahr 2005. Danach hat der Überschuss der tschechischen Warenausfuhr in den ersten sechs Monaten dieses Jahres bereits ein Volumen von 38 Milliarden Kronen (knapp 1,3 Milliarden Euro) erreicht. Zum Vergleich: Im entsprechenden Vorjahreszeitraum war noch ein Verlust von 7,8 Milliarden Kronen verzeichnet worden.

Marketa Sichtarova
Den größten Anteil an dieser Entwicklung haben die in Tschechien produzierenden Automobilkonzerne Skoda Auto und TPCA, doch auch Branchen wie die Computer- und die Verkehrstechnik sowie der Maschinenbau erfreuen sich einer gestiegenen internationalen Nachfrage. "In diesem Jahr ist es uns gelungen, die ersten Lieferungen nach Kanada zu tätigen", verriet zum Beispiel Roman Boczek von der Firma Viadrus, die im mährischen Bohumin Kessel und Heizkörper herstellt.

Das größer gewordene Interesse an tschechischen Produkten hat sich letztlich auch auf den Wechselkurs der Tschechischen Krone niedergeschlagen. In welcher Weise, dazu sagte Marketa Sichtarova von der Gesellschaft Next Finance:

"Gerade in dem Maße, wie der hohe Exportüberschuss erreicht wurde, so hat dieser auch einen nachhaltigen Einfluss auf den Kurs der Tschechischen Krone. Je größer der Überschuss wird, umso größer wird auch der Druck auf eine Wertsteigerung unserer Krone."

Mit anderen Worten: Die Veröffentlichung der positiven Außenhandelsbilanz hat am Montag sofort dafür gesorgt, dass der Wechselkurs der Krone gegenüber dem Freitag gleich um 30 Heller zugelegt hat und zum Geschäftsschluss mit dem Topkurs von 29,39 Kronen je Euro notiert wurde. Eine noch bessere Bewertung erhielt die Krone bisher lediglich im Sommer 2002 und im März dieses Jahres. Die Stabilität der Krone hat zur Folge, dass zum Beispiel importierte Lebensmittel und Textilien auf dem hiesigen Markt inzwischen billiger angeboten werden als früher. Das wiederum bedeutete, dass die Inflation in Tschechien zuletzt extrem niedrig war. Aller Voraussicht nach aber ist auch diese Ära nun zu Ende, doch rapide Preissprünge werden von den Ökonomen ebenso wenig erwartet. Das nunmehr prognostizierte Wirtschaftswachstum ist vielmehr ein wichtiger Schritt in Richtung Einführung des Euro, die um das Jahr 2010 herum erfolgen soll.