Tschechiens Tennisdamen zum dritten Mal in Folge im Finale des Fed Cup

Karolína Plíšková (Foto: ČTK)

In den zurückliegenden vier Tagen, von Donnerstag bis Sonntag, standen für die tschechischen Fans wieder zwei ihrer Lieblingssportarten ganz oben auf dem Programm: Fußball und Tennis. Im Spiel mit der großen Lederkugel hatte Sparta Prag den spanischen Spitzenclub aus Villarreal zu Gast, im Tennis mussten Tschechiens Damen in Luzern gegen ihre Schweizer Kontrahentinnen antreten.

Tschechisches Team  (Foto: ČTK)
Im Frauentennis sind die Tschechinnen in der Breite auch weiterhin das Maß aller Dinge. Am vergangenen Wochenende hat das Team um Kapitän Petr Pála zum fünften Mal binnen sechs Jahren das Finale des Fed Cup erreicht. In der Vorschlussrunde trafen er und seine Spielerinnen auf die Schweiz. Das Duell wurde in Luzern ausgetragen, und die Gäste aus Tschechien setzten sich am Ende mit 3:2 Siegen durch.

Vor dem Aufeinandertreffen mit den Schweizerinnen sahen sich die Titelverteidigerinnen zunächst etwas in der Außenseiterrolle. Und zwar deshalb, weil die beiden Top-Spielerinnen aus Tschechien, Petra Kvitová und Lucie Šafářová, derzeit aus unterschiedlichen Gründen außer Form sind und daher nicht nominiert wurden. Da aber ebenso die Gastgeberinnen auf ihre Beste, Belinda Bencic, verletzungsbedingt verzichten mussten, wurde ein packendes Duell auf Augenhöhe erwartet. Und so kam es dann auch, allerdings mit mehreren überraschenden Ergebnissen. Gleich zum Auftakt gewann die Nummer zwei der Gäste, Barbora Strýcová, ihr Match gegen die in der Weltrangliste um 16 Plätze vor ihr liegende Timea Bacsinszky völlig souverän mit 6:0 und 6:2. Die 30-Jährige sagte anschließend:

Barbora Strýcová  (Foto: ČTK)
„Das Spiel ist für mich gut gelaufen und ich bin darüber sehr froh. Ich habe viele gute Bälle gespielt und jeden Moment auf dem Court genossen. Die Taktik, die wir im Team ausgebrütet haben, ist bis zuletzt voll aufgegangen.“

Nach diesem gelungenen Auftakt glaubte wohl jeder in der Halle, dass die Tschechinnen nach dem ersten Tag mit 2:0 in Führung liegen werden. Schließlich standen sich in der zweiten Begegnung die Nummer 18 und die Nummer 129 der Weltrangliste, also Karolína Plíšková und Viktoria Golubic gegenüber. Die junge Schweizerin wuchs jedoch über sich hinaus und schlug Plíšková in drei Sätzen mit 3:6, 6:4 und 6:4.

Karolína Plíšková  (Foto: ČTK)
Nun war zu befürchten, dass Plíšková, die am Samstag über ihre schweren Beine klagte, auch gegen Bacsinszky den Kürzeren ziehen konnte. Doch die Zuschauer in der Arena und an den Fernsehbildschirmen sahen am Sonntag eine völlig andere Tschechin, die diese Partie eindrucksvoll mit 6:4 und 6:2 gewann. Als einen der Gründe für den Wandel nannte die Siegerin den starken Zusammenhalt in der Mannschaft:

„Mir hat das gesamte Team geholfen. Alle haben an mich geglaubt, und das ist sehr wichtig für mich. Gestern habe ich ein Spiel verpatzt, das ich hätte gewinnen müssen. Das Team aber stand hinter mir, auch wenn ich heute gegen die auf dem Papier stärkere Kontrahentin antreten musste. Für mich ist das ein schöner Sieg, zumal ich gegen Timea Bacsinszky vorher noch nicht gewonnen hatte. Ich habe gutes Tennis gespielt, von daher bin ich zufrieden.“

Petr Pála  (Foto: ČTK)
Im vierten Match musste sich Barbora Strýcová dann wider Erwarten der erneut in Hochform aufspielenden Viktoria Golubic in drei Sätzen beugen. Im abschließenden Doppel aber holten Plíšková und Lucie Hradecká den entscheidenden dritten Punkt durch einen klaren 6:2- und 6:2-Erfolg über Golubic und Martina Hingis. Und so strahlte Tschechiens Teamkapitän Petr Pála über beide Ohren, als er abschließend resümierte:

„Ich bin natürlich hocherfreut, dass wir wieder im Finale stehen. Das Duell mit den Schweizerinnen war jedoch äußerst schwer, und ich bin froh, dass sich Karolína nach ihrer gestrigen Niederlage so gesteigert und hervorragendes Tennis gespielt hat. Danach glaubte ich, dass Barbora ihr Match in zwei Sätzen nach Hause bringt, doch ich habe mich geirrt. Trotz des Ausgleichs zum 2:2 aber bin ich ruhig geblieben, weil ich wusste, wir haben ein starkes Doppel, egal in welcher Besetzung es antritt. Und die Spielweise von Karolína und Lucie hat den Gegnerinnen dann auch nicht geschmeckt.“

Im Finale treffen die Tschechinnen Mitte November auf die gastgebenden Französinnen.


Fußball: Sparta Prag erhält für tolle Europa-League-Saison viel Beifall

Sparta Prag - Villarreal CF  (Foto: ČTK)
Die Fußballer von Sparta Prag haben auf internationaler Ebene für viel Furore gesorgt. In der laufenden Saison sind sie in der Uefa Europa League bis in das Viertelfinale vorgestoßen und haben erst dort, im Duell mit dem spanischen Verein Villarreal CF, ihre einzigen zwei Niederlagen im Wettbewerb kassiert. Doch trotz der 2:4-Pleite im Rückspiel in Prag wurden sie von ihren Fans zu Recht gefeiert. Sparta-Trainer Zdeněk Ščasný meinte nach der Partie, dass der lang anhaltende Beifall der Zuschauer durchaus verdient war:

„Durch die Niederlage werden unsere vorherigen Leistungen nicht geschmälert. Den Applaus der Fans betrachte ich vielmehr als Dank für die zuvor gezeigten Leistungen der Mannschaft.“

Martin Frýdek  (rechts). Foto: ČTK
Im Hinspiel in Villarreal hatten die Prager nur knapp mit 1:2 verloren und sich damit eine gute Ausgangsposition für die Zweitauflage vor eigener Kulisse geschaffen. Wegen Verletzungen und Gelbsperren mussten sie zum Heimspiel allerdings ohne sechs Stammspieler antreten. Trainer Ščasný musste daher seine Startelf radikal umstellen, und das hatte Folgen. Mittelfeldspieler Martin Frýdek beispielsweise spielte diesmal als linker Verteidiger:

„Die Jungs, die nicht spielen konnten, haben uns natürlich gefehlt. Aber man muss auch sagen: Das Spiel wurde durch (unsere) Fehler entschieden, die immer passieren können, egal ob man nun im Mittelfeld oder in der Abwehr spielt.“

Zdeněk Ščasný  (Foto: ČTK)
Sparta leistete sich in der Tat zu viele Fehler. Die Konsequenzen waren jedoch ziemlich hart, befand Trainer Ščasný:

„Das ist ein brutales Ergebnis für uns, ganz gewiss. Der Gegner aber hat effektiv gespielt und jeden Fehler, der uns in der ersten Halbzeit unterlaufen ist, mit drei Gegentoren erbarmungslos bestraft.“

Ähnlich wie seine Mitspieler trug indes auch Martin Frýdek die Niederlage und das Ausscheiden mit Fassung. Vor Journalisten erinnerte er daran, dass man für einen Erfolg stets auch etwas Glück benötigt:

Sparta Prag - Villarreal CF  (Foto: ČTK)
„Ich denke, dass wir unser Glück schon in den vorangegangen Begegnungen ein wenig aufgebraucht haben. Ich verweise nur an unser Auswärtsspiel bei Lazio Rom, in dem wir aus drei Torschüssen drei Tore gemacht haben. Jetzt aber hat man uns das in voller Höhe heimgezahlt.“

Doch Glück hin oder her, in der diesjährigen Saison der Europa League hat Sparta Prag vollends überzeugt. Dafür sprechen auch diese Zahlen: Von den 14 Spielen, die die Hauptstädter in dieser Liga bestritten haben, wurden sieben gewonnen, fünf endeten remis und nur die Partien mit Halbfinalist Villarreal wurden verloren. Zusammen mit den beiden Qualifikationsspielen zur Champions League, in denen Sparta nur knapp am ZSKA Moskau scheiterte, haben die Prager 27 Punkte geholt. Das hat wesentlich dazu beigetragen, dass Tschechien nun in der aktuellen Fünf-Jahres-Wertung der Uefa bis auf den 13. Platz nach vorn gerückt ist. Das heißt, Tschechien liegt jetzt nur noch einen Rang hinter der Schweiz, die als Zwölftplatzierter die Gewissheit hat, dass ihr Landesmeister für die nächste Saison der Champions League direkt qualifiziert ist. Um dieses Privileg für sich zu beanspruchen, müssen die tschechischen Vereine in der kommenden Saison mindestens 1,85 Punkte mehr erkämpfen als die Eidgenossen, und sie dürfen auch kein anderes Land, das jetzt noch dahinter liegt, an sich vorbei lassen.

Lukáš Juliš  (links). Foto: ČTK
Sparta Prag aber zieht bereits aus dieser Saison viel Positives für sich heraus. Das bestätigt der erst 21-jährige Angreifer Lukáš Juliš:

„Ich habe in den internationalen Spielen eine Menge Erfahrungen gesammelt. Zu Saisonbeginn war ich noch verletzt, daher freue ich mich umso mehr, dass ich in der Europa League überhaupt noch mitspielen konnte.“

Und Trainer Ščasný wirft schon einen Blick voraus:

„Die Mannschaft hat nicht nur an Erfahrung gewonnen, sondern ist auch reifer und abgeklärter geworden. Und wenn es uns gelingt, den Kader punktuell noch zu verbessern, dann werden wir in der nächsten Saison noch stärker sein.“

Autor: Lothar Martin
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