Tschechisch-slowakische Begegnungen: Keltische Spuren in Tschechien und in der Slowakei

Es gibt keine Zweifel daran, dass jeder Tscheche wenigstens ein paar Tropfen keltisches Blut hat. Zu ihren keltischen Vorfahren, deren Geschichte und Kultur bekennen sich die Mitglieder der sogenannten "Bruderschaft der Kelten".

Es gibt keine Zweifel daran, dass jeder Tscheche wenigstens ein paar Tropfen keltisches Blut hat. Zu ihren keltischen Vorfahren, deren Geschichte und Kultur bekennen sich die Mitglieder der sogenannten "Bruderschaft der Kelten". Nach deren Entstehung fragte ich den Vorsitzenden der Bruderschaft, Tomas Krivanek:

"Die Bürgervereinigung mit dem Titel "Bruderschaft der Kelten" habe ich vor ca. 10 Jahren gegründet, da es hier in der Tschechischen Republik damals an Informationen über unsere keltische Vergangenheit und die keltische Kultur überhaupt mangelte - d. h. über das Leben in der Bretagne, in Irland, Schottland, Wales, Asturien, Galizien, auf der Insel Man - also in den Regionen, die bis heute eine lebendige keltische Kultur pflegen."

Die Bürgervereinigung hat ca. 550 Mitglieder in Tschechien und einige auch in der Slowakei. Sie veranstaltet das vielleicht größte mitteleuropäische Festival der keltischen Kultur - das "Beltine-Fest", das nächstes Jahr bereits zum zehnten Mal stattfinden wird. Worin besteht die Tätigkeit der Vereinigung? Tomas Krivanek dazu:

"Wir geben für unsere Mitglieder ein Bulletin heraus. Zehnmal im Jahr erscheint im Internet das Blatt "Kelt" - wo nicht nur unseren Mitgliedern, sondern auch der Öffentlichkeit Informationen über aktuelle Veranstaltungen und anderes mehr zur Verfügung gestellt werden. Wir informieren z. B. über neue Bücher, die sich mit keltischer Thematik befassen, einmal monatlich veranstalten wir Klubabende, wo wir mit namhaften Persönlichkeiten aus dem Bereich Geschichte, bildende Kunst, Musik und Archäologie zusammentreffen."

Tomas Krivanek begann sich seinen eigenen Worten zufolge mit den Kelten zu beschäftigen, da er sich für die uralte Vergangenheit des tschechischen Volkes interessiert und Kontakte zu Menschen in der Bretagne hatte. Seiner Meinung nach waren die Kelten lustige Menschen, die viele Feste feierten. Das Beltine-Fest ist die größte Veranstaltung der Keltenbruderschaft, es gibt jedoch auch andere Feste, wie Tomas Krivanek aufzählt:

"Dann feiern wir noch am 1. November "Samhain". Das ist eigentlich das keltische Neue Jahr. Dieses heidnische Fest wurde später in den christlichen Kalender als Allerseelentag übernommen. Und es gibt noch viele andere Feste."

Die keltische Vergangenheit der Tschechen wird heutzutage - wie auch Tomas Krivanek bestätigt - von keinem Historiker mehr in Frage gestellt. In der Enzyklopädie der Kelten von Jiri Waldhauser werden mehr als 3300 Sehenswürdigkeiten auf tschechischem Gebiet aufgezählt, die an die Kelten erinnern. Denn auch die Bezeichnung "Böhmen - oder Boiohemum" geht auf einen der keltischen Stämme, die Bojen, zurück und bedeutet etwa "Heim der Bojen".

Die Kenntnisse über die keltische Vergangenheit sind Tomas Krivanek zufolge während der vergangenen Jahre viel mehr in der Öffentlichkeit verbreitet worden. Im Unterschied zu früheren Zeiten findet man nun auch in den Schulbüchern Erwähnungen über die keltische Besiedlung.

Mehr über die "Bruderschaft der Kelten" können Sie erfahren unter: www.beltine.cz.


Das Wort hat mein Kollege Dusan Dubravsky aus Bratislava:

Falls Sie einmal auf der Autobahn am Stausee Liptovska Mara vorbei fahren werden, wird sich Ihren Augen ein wunderschöner Anblick bieten. Riesige Wasserfläche mit kleinen Booten sowie größeren Ausflugsschiffen und in der Ferne üppig bewaldete Berge. Nur selten denkt jemand daran, dass dort, wo heute der Wind das Wasser kräuselt, vor 40 Jahren Dörfer standen. An die überfluteten Häuser erinnert heute nur der alte Glockenturm am Ufer des Stausees. Hinter ihm führt ein staubiger Weg zum Berg Havranok. Ein Hinweisschild informiert uns darüber, daß wir uns unweit eines Nationalen Kulturdenkmals befinden und dass das Archäologische Institut der Slowakischen Akademie der Wissenschaften hier die Forschung durchführt. Auf Havranok wurde ein keltischer Burgwall entdeckt. Durch das an dieser Stelle errichtete Freilichtmuseum hat uns der Leiter der archäologischen Forschung Dr. Karol Pieta geführt.

Autoren: Martina Schneibergová , Dusan Dubravsky
abspielen