Willkommen bei den Kelten

Steinkopf aus Mšecké Žehrovice (Foto: Martina Schneibergová)
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Hunderte von archäologischen Funden sind in der Ausstellung über die Kelten im Prager Nationalmuseum zu sehen.

Foto: Martina Schneibergová
Die Kelten lebten in der Zeit vom 8. bis zum 1. Jahrhundert vor Christi in West-, Mittel- und Osteuropa. Sie ließen sich auch auf dem Gebiet des heutigen Tschechiens nieder. Schmuck, Münzen, Grabausstattungen und Alltagsgegenstände sind in der großen Kelten-Ausstellung zu sehen. Sie wird im neuen Gebäude des Prager Nationalmuseums gezeigt. Pavel Sankot ist Archäologe. Er hat die Exposition zusammengestellt.

„Als Kelten werden alle Völker bezeichnet, die nördlich von den klassischen Zivilisationen gesiedelt haben. Es handelte sich eigentlich um die Bevölkerung des ganzen West-, Mittel- und Osteuropas. Bei den Forschungen über die Kelten unterscheiden wir nach verschiedenen Gruppen von Kulturen und verschiedenen Zivilisationen. Darum ist es vermutlich besser, die archäologischen Begriffe zu benutzen, auch wenn sie ein wenig klobig klingen. Wir sprechen über die La-Tène-Kultur, die sich auf dem heutigen Gebiet Tschechiens und in der Nachbarschaft von ihm ungefähr von 450 bis 50 vor Christi entwickelte.“

Foto: Martina Schneibergová
Die La-Tène-Kultur erlebte dem Archäologen zufolge Anfang des 4. Jahrhunderts vor Christi eine Wende. Eine Zeitepoche, die vor allem mit den gesellschaftlichen Eliten verbunden war, ging zu Ende. Aus dem 4. bis 2. Jahrhundert vor Christi sind laut Sankot auf dem Gebiet des heutigen Tschechiens Hunderte von flachen Gräbern mit Skeletten gefunden worden. Bei den Bestatteten handelt es sich um eine sozial und kulturell andere Bevölkerungsgruppe als zuvor. Seit dem Anfang des 2. Jahrhunderts vor Christi sei es dann erneut zu einem Wandel gekommen, sagt Sankot:

„Es gibt keine flachen Grabstätten mehr, diese sind verschwunden. Es beginnt die Zeitepoche der späten La-Tène-Zivilisation. Damals wurden große befestigte Siedlungen des Oppidum-Typs errichtet. Wir wissen aber, dass es neben den Oppida auch nicht befestigte, offene Siedlungen von Bewohnern gab, die sich der Landwirtschaft widmeten.“

Foto: Martina Schneibergová

Foto: Martina Schneibergová
Im ersten Teil der Ausstellung steht die Kultur der Bevölkerung im Blickpunkt, die in der Eisenzeit auf dem Gebiet Tschechiens gelebt hat. Im zweiten Teil konzentriert sich die Schau auf das Alltagsleben. Neben unzähligen archäologischen Funden werden viele Repliken historischer Gegenstände gezeigt. Der Archäologe:

„Es ging uns darum, einen bestimmten Gegenstand jeweils in Zusammenhängen vorzustellen. Wir beschreiben die Keramikherstellung, die Metallproduktion und die Textilherstellung. Die Besucher können anhand dessen eine Vorstellung über die damalige materielle Kultur gewinnen.“

Steinkopf aus Mšecké Žehrovice  (Foto: Martina Schneibergová)
Die Archäologen nutzten in der Ausstellung die Möglichkeit, zahlreiche Funde aus den Sammlungen des Nationalmuseums zum ersten Male überhaupt zu präsentieren. Darunter sind Schmuck, Keramik, Münzen sowie Textilfragmente. Es fehlt auch nicht der wertvollste Gegenstand aus der archäologischen Sammlung, der Steinkopf aus Mšecké Žehrovice. Der über 23 Zentimeter hohe Kopf ist der einzige Fund einer keltischen Monumentalskulptur. Es ist unklar, ob es sich dabei um eine Büste oder den Teil einer Statue handelt.

Die Besucher können sich im Nationalmuseum ein nachgebautes Haus aus der Keltenzeit anschauen, einen virtuellen Spaziergang durch eine Siedlung unternehmen oder keltische Bekleidung ausprobieren. Für Kinder sind Repliken von Spielzeug vorbereitet. Für Hobby-Köche stehen Rezepte für Gerichte aus der Keltenzeit zur Verfügung.


Die Ausstellung mit dem Titel „Die Kelten“ ist im neuen Gebäude des Nationalmuseums in Prag noch bis 24. Februar 2019 zu sehen.