Kelten in Südböhmen – Ausstellung im Südböhmischen Museum in Budweis
„Kelten im Süden des Boiohaemum“ – so heißt eine Ausstellung, die seit Mittwoch im Südböhmischen Museums in České Budějovice / Budweis zu sehen ist.
Jüngste archäologische Funde, die mehr über das Leben der Kelten in Südböhmen erzählen, werden in der neuen Ausstellung im Südböhmischen Museum in Budweis gezeigt. Ondřej Chvojka ist Archäologe und hat die Schau mit seinen Kollegen zusammengestellt. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks sagte der Experte:
„Wir wollen mit der Ausstellung zeigen, dass Südböhmen in der Eisenzeit keine vergessene Peripherie war, sondern eine Region, die Kontakte nach ganz Europa hatte. Und dass die Menschen, die hier lebten, Handel betrieben und Leute aus unterschiedlichen Regionen hierher kamen. Aus der Epoche der Kelten stammt beispielsweise das Oppidum in Třísov. Es gibt jedoch auch eine Reihe von weiteren Sehenswürdigkeiten, die an die Kelten erinnern – wie etwa ihre Siedlungen und Grabhügel. Diese bringen uns das Alltagsleben der Kelten näher.“
Eine Dominante der Schau ist eine nachgestellte Bestattung eines Adligen aus der Zeit, bei der auch ein Zweiradwagen gezeigt wird. Es handele sich nur um eine Vorstellung davon, wie ein solcher Wagen hätte aussehen können, merkt der Archäologe an:
„Wir sind bei der Anfertigung des Wagens von einigen kleinen Funden ausgegangen, die aus reich ausgestatteten Fürstengräbern stammten. Einen solchen erhaltenen Wagen haben wir leider nie gefunden. Der Grund ist, dass die Erde in Südböhmen sauer und aggressiv ist. Organische Funde zerfallen hier vollständig.“
Chvojka betont, dass solch ein Wagen als wichtiger symbolischer Gegenstand gegolten haben könnte.
„Es ist ein Streitwagen. Sein Besitzer dürfte mit diesem bei feierlichen Gelegenheiten gefahren sein. Und der Wagen begleitete seinen Besitzer auch ins Grab. Die Bestattung eines Fürsten mit einem Zweiradwagen war bei den Kelten ungefähr im 5. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung typisch.“
Im Museum werden auch die jüngsten archäologischen Funde gezeigt. Dazu würden etwa bisher nicht veröffentlichte Stücke aus der Gemeinde Vitín / Wittin gehören, erläutert Chvojka:
„Hier ist ein Teil des Grabfunds zu sehen, den wir mit den Skythen in Verbindung setzen. Das war ein Nomadenvolk, das im 6. Jahrhundert vor Christi Geburt den Karpatenkessel erreichte. Von dort aus kam es zu Kontakten bis nach Südböhmen. Es handelt sich um den überhaupt ersten Grabfund dieser Art in Südböhmen. Gezeigt wird die Kopie eines Behälters. Der Originalbehälter wird derzeit erforscht. Die beiden ausgestellten Armbänder sind charakteristisch für Reitervölker wie die Skythen.“
Vor einer weiteren Vitrine beschreibt der Archäologe, wie es 2002 beim Bau des Kaufhauses Globus in Budweis gelang, einen Teil eines keltischen Dorfes freizulegen und zu erforschen. Es stammt aus dem 2. bis 1. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung:
„Diese Funde zeigen wir aus dem Grund, weil sie die jüngste Zeit der Kelten betreffen. Damals knüpften die Kelten Kontakte zu den neu hier angekommenen Germanen.“
Die Ausstellung bietet laut dem Archäologen auch Begleitprogramme für Kinder.
Die Ausstellung „Kelten im Süden des Boiohaemum“ ist im Südböhmischen Museum in Budweis noch bis 5. Januar kommenden Jahres zu sehen.