Tschechisch-slowakische Begegnungen: Seelsorgedienst in der Armee
In der heutigen Ausgabe der tschechisch-slowakischen Begegnungen, die wir gemeinsam mit unseren Kollegen von der deutschsprachigen Redaktion von Radio Slowakei International vorbereiten, möchten wir uns mit dem Thema des Seelsorgedienstes in der Armee befassen.
Militärkapläne dienen in der tschechischen Armee erst seit fünf Jahren, und es scheint, dass sowohl die Soldaten, als auch die Öffentlichkeit ihre Präsenz in den Armeereihen inzwischen nicht nur zur Kenntnis genommen haben, sondern deren Tätigkeit auch respektieren. Es ist etwas, was in der kommunistischen Armee sowohl unvorstellbar, als auch eigentlich unnötig war - in einer Armee, die u.a. im Geiste des sogenannten "wissenschaftlichen Atheismus" auf den Kampf gegen sämtliche Feinde des kommunistischen Blocks vorbereitet wurde. Vorigen Monat wurde in der Johann-Nepomuk-Kirche auf dem Hradschin während eines ökumenischen Gottesdienstes an das fünfjährige Jubiläum der tschechischen Militärseelsorger erinnert. Denn vor fünf Jahren wurde der Vertrag zwischen der Armee und den Kirchen unterzeichnet, der die Tätigkeit der Priester in der Armee ermöglichte. Zur Zeit dienen 14 Militärkapläne aus fünf Kirchen in der tschechischen Armee. Während der vergangenen fünf Jahre nahmen sie an zwölf Auslandsmissionen teil. Der Prager Erzbischof, Kardinal Miloslav Vlk, zieht eine Bilanz der bisherigen Tätigkeit der Militärkapläne:
Wie sieht es mit dem Seelsorgedienst in der slowakischen Armee? Mehr hören Sie jetzt von meinem Kollegen von der deutsprachigen Redaktion von Radio Slowakei International, Dusan Dubravsky:
Militärgeistliche wirken in der Slowakei länger als in Tschechien. Vielleicht hängt das damit zusammen, dass die Slowaken religiöser sind als ihre westlichen Nachbarn. Bereits 1994 bereitete man die Konzeption der Militärseelsorge vor. Ein Jahr später entstand das kirchliche Amt bei der Armee der SR, das auf ökumenischem Prinzip errichtet wurde: außer der katholischen Militärpfarrer erhielten den kirchlichen Auftrag in der Armee auch evangelische und orthodoxe Geistliche. Derzeit werden slowakische Soldaten von 15 Seelsorgern betreut. 13 davon sind katholisch. Diese haben seit März 2003 ihren Militärbischof und ihr Ordinariat. Tibor Ujlacky, Kanzler des slowakischen Militärordinariats:
"Am 1. März dieses Jahres hat der Heilige Vater Johannes Paul II. das Militärordinariat in der SR erklärt. Es ist eine Personaldiözese mit dem Militärbischof an der Spitze. Die Aufgabe des Ordinariats ist es, Seelsorge den Soldaten, aber auch den Polizisten, den Gefangenenaufsehern sowie den Feuerwehrleuten zu gewährleisten. D. h. allen, die das Gesetz, die Ordnung, Gerechtigkeit, Sicherheit und das Menschenleben schützen."
Obwohl das Kasernentor der Seelsorge seit 8 Jahren in der Slowakei geöffnet und seit diesem Jahr in Form von Ordinariat auch institutionalisiert ist, gibt es immer noch wenige Militärgeistliche.
"Nicht alle Stellen der Militärseelsorger sind besetzt. Die katholische Kirche rechnet mit 40 Geistlichen in der Armee, zur Zeit haben wir nur 13. Es gibt immer noch im allgemeinen wenige Geistliche in der Slowakei. Wenn jemand auch Interesse am Militärseelsorgedienst zeigt, bekommt er selten Bewilligung von seinem Bischof, der ihn in seiner Diözese braucht."
"Es gibt Interesse an diesem Dienst, doch nicht alle sind dafür geeignet. Im Militärmilieu fühlt sich nicht jeder wohl, es ist doch eine Welt der harten Männer. Und man muss sowohl physische als auch psychische Voraussetzungen für diese Arbeit haben."
Slowakische Militärseelsorger sind zugleich Soldaten. Tibor Ujlacky erläutert:
"Die Militärgeistlichen sind tatsächlich Soldaten. Sie tragen Uniform und sind im Rang eines Offiziers. Wir haben Leutnante, Kapitäne, Majore und auch einen Oberst, das ist unser Vikar. Neben den Vorschriften des kanonischen Rechts müssen wir auch Militärvorschriften einhalten. Es gibt allerdings einige Ausnahmen."
Militärgeistliche absolvieren Militärausübung, doch sie tragen und benutzen laut internationalen Konventionen keine Waffen. Weder im Krieg noch im Frieden. Ihre Aufgabe ist es, Gottesdienste zu feiern sowie den religiösen Unterricht zu erteilen. Sie begleiten Soldaten auch bei den Friedensmissionen im Ausland. Die Militärgeistlichen stehen auch den nichtgläubigen Soldaten zum Gespräch zur Verfügung, denn wie Kapitän Tibor Ujlacky uns bestätigte, die Militärseelsorge sei ein Dienst, der sich allen öffnet.